Heuer jähren sich 150 Jahre seit der Geburt und 75 Jahre seit dem Tod des siebenbürgischen Komponisten Paul Richter (1875-1950). Aus Anlass dieses Jubiläumsjahres erschien bei TransylvANTIQs in Klausenburg/Cluj eine CD mit den drei Streichquartetten von Paul Richter. Bereits 2017 hatte die Klausenburger Geigerin Melinda Béres Richters Streichquartette im Hermannstädter Schiller-Verlag herausgegeben (Nr. 20 in der Reihe „Musik aus Siebenbürgen“). Das Concordia-Quartett (Melinda Béres, Anna Dénes - Violinen, Erszébet Király - Viola, Gyula Ortenszky - Violoncello) spielte die drei Streichquartette Richters (op. 98, 99 und 122) im vergangenen Jahr auf CD ein. Tonmeister und Inhaber des Labels TransylvANTIQs ist der Klausenburger Organist Erich Türk.
Paul Richter hatte schon ein umfangreiches symphonisches Werk geschaffen, als er sich in seiner letzten Schaffensperiode der anspruchsvollsten Gattung der Kammermusik, dem Streichquartett, zuwendete. Sie gilt als höchste Stufe der Kompositionskunst: Mit geringen Mitteln – mit nur vier Stimmen – sollen große Inhalte vermittelt werden. Goethe schrieb über das Streichquartett: „Man hört vier vernünftige Leute sich unterhalten, glaubt ihren Diskursen etwas abzugewinnen und die Eigenheiten der Instrumente kennen zu lernen.“ Sowohl Paul Richter als Komponist als auch die Mitglieder des Concordia-Quartettes werden dieser Aussage durchaus gerecht.Die CD wurde mit Unterstützung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien aus Mitteln des Departements für Interethnische Beziehungen der Regierung Rumäniens produziert.
Eine weitere Neuerscheinung anlässlich dieses Jubiläumsjahres ist Paul Richters „Karpatische Suite“ für großes Orchester op. 85. Dieses wohl populärste Orchesterwerk Richters wurde im Herbst 2024 von Kurt Philippi ebenfalls im Hermannstädter Schiller-Verlag (Nr. 28 in der Reihe „Musik aus Siebenbürgen“) herausgegeben. Es ist eine dreiteilige Orchestersuite, deren Mittelteil, eine „Gebirgs-Szene“, an die Rumänischen Rhapsodien von George Enescu erinnert. Es ist daher kein Zufall, dass Enescu selbst dieses Werk in einem Konzert der Kronstädter Philharmonischen Gesellschaft „über das Taufbecken gehalten“ hat, wie ein Zitat aus der Kronstädter Zeitung vom 14. November 1923 belegt.