500 Einzelchancen für das Hineinschauen in den „Codex Aureus“

Karlsburg - Fotografieren wird auf keinen Fall gestattet sein, ein Aufnehmen bewegter Bilder für den Video-Speicher genauso wenig, und Anfassen oder gar Umwenden der Pergament-Seiten des frühen 9. Jahrhunderts nach Christus kommt erst recht nicht infrage - dennoch ist die auf fünf Tage befristete Ausstellung der Evangelien von Matthäus und Markus aus dem „Codex Aureus“ im Batthyaneum zu Karlsburg/Alba Iulia eine Veranstaltung der Höchstsonderklasse, weil beide durch ein und denselben Rücken miteinander verbundenen Handschriften in Rumänien 1982 zum letzten Mal öffentlich hervorgeholt worden sind. Selbst in Lorsch, wo der „Codex Aureus Laureshamensis“ gut 50 Jahre nach seiner Entstehung in der Aachener Hofschule Karls des Großen erstmals überhaupt amtlich in einer Klosterbibliothek vermerkt wurde, ist das gemäß mittelalterlicher Buchmalerei üppig mit Gold verzierte Manuskript seit seiner temporären Ausstellung 1999 kein weiteres Mal mehr für Museumsbesucher aufgeschlagen worden. Doch für die Krönung des bald ausklingenden Jahres am Batthyaneum, wo man beileibe nicht ohne Grund stolz auf die neue UNESCO-Tafel an der eigenen Fassade und auf die unter glücklichen Umständen noch 2025 startende Generalrestaurierung ist (die ADZ berichtete), eignet sich das Aufbereiten eines Teils vom „Lorscher Evangeliar“ in der Aula Magna des von Bischof und Stifter Ignác Battháyny zu einer Bibliothek umgewidmeten Klostergebäudes wie gerufen. Die übrigen Auszüge und die Elfenbeintafeln zwecks Buchdeckel teilen sich bis heute die Vatikanischen Museen und das Londoner Victoria and Albert Museum.

Den als Staatsschatz verwalteten Teilband aus dem Batthyaneum-Inventar kann zu Gesicht bekommen, wer sich von Dienstag, dem 17. Dezember, bis Samstag, den 21. Dezember, um die Mittagszeit eine Viertelstunde Aufenthalt in der Aula Magna gönnt und dazu online eine Anfrage an die E-Mail-Adresse battyaneum@bibnat.ro sendet. Telefonisches Buchen ist hierfür nicht möglich. Besuchern, die ihren Termin reserviert haben und gruppenweise bis zu zehnt in die Aula Magna eingelassen werden, steht der „Codex Aureus“ von 12 bis 14.30 Uhr zum Bestaunen kostenlos frei. Als Kondition allerdings gelten das Personalausweis-Vorzeigen am Eingang des Hauses und die strikte Beachtung sämtlicher Anweisungen durch die Belegschaft, die sich auf den fachlichen Rat vom Museum der Rumänischen Vereinigung in Karlsburg (Muzeul Unirii din Alba Iulia) und von Buchpflege-Experten stützt, die ihre Tätigkeit mit Akkreditierung des Kulturministeriums ausüben. Die Einhaltung der außerordentlichen Sicherheits-Auflagen gewährleisten an allen fünf Besichtigungs-Tagen das städtische Rathaus und die Präfektur des Kreises Alba. Bei täglich zweieinhalb Stunden Ausstellungszeit wird ein halbes Tausend Personen den zum Greifen nahen „Codex Aureus“ bewundert haben können.