Reschitza – Gut zwei Jahre nach dem Notverkauf der russischen Besitzer rund um den Oligarchen Dmytry Pumpianskij (der als einer der Vertrauten Putins gilt und deswegen von der EU auf der Schwarzen Liste der russischen Non-Grata-Personen steht – seit dem russischen Aggressionskrieg gegen die Ukraine) und dessen Sohn, als TMK Reschitza von den neuen serbischen (!! – man denke an die engsten und vielschichtigen Verknüpfungen zwischen Serbien und Russland!) Besitzern der auf Investitionen in Bergbau und Schwerindustrie spezialisierten Kapitalgesellschaft Hefaistos Kapital zu „Artrom Steel Tubes“ und einem Doppelwerk (Stahl aus Reschitza, nahtlos zusammengeschweißte Rohre aus dem südrumänischen Slatina) umgeschmiedet wurde, ist das Doppelwerk mit mehr als 2000 Beschäftigten nun an GLGH Steel mit Sitz in Chicago/Illinois verkauft worden.
Wie erst jetzt bekannt wurde, liefen die Verkaufsverhandlungen bereits Frühherbst 2024 und waren im November abgeschlossen, sind aber allem Anschein nach noch nicht von der Regierung abgesegnet. GLGH (von Great Lakes Global Holding, von der GLGH Steel eine Subsidiarfirma ist) wurde von einem gewissen Adam Hichcock gegründet, der auch Managing Partner der GLGH ist. Dieser hat eine interessante Karriere hinter sich. Er war Generaldirektor von Guggenheim Partners, eine weltweit operierende Consulting- und Investmentfirma mit einem Arbeitskapital von über 300 Milliarden Dollar, diente vorher in diversen US-Regierungen (bis zum Chief of Staff of the US-President) und im Rat der Wirtschaftsberater der Regierung, war aber auch im Bankenwesen tätig, als Mitglied des Klimarats der Bank für Import-Export der USA.
Nach Unterzeichnung der Verkaufsdokumente von Artrom Steel Tubes erklärte Hichcock: „Wir freuen uns über diesen Ankauf. Artrom Steel Tubes ist ein starkes Industrieunternehmen mit moderner Ausstattung, das seinen Sitz in Rumänien hat. Es hat Zukunftsperspektiven und ein globales Potenzial. Wir hoffen, sein Wachstum in den kommenden Jahren stützen zu können, die Eroberung neuer Märkte in Europa, in Nordamerika, aber auch weltweit. (…) Wir haben ein Interesse, für Artrom neue Opportunitäten ausfindig zu machen. Wir hoffen, dass Ihre neue Regierung je rascher uns dazu die Wege ebnet. Artrom wird sich daraufhin auf strategische Bereiche konzentrieren, Rüstungsindustrie, kohlenstoffarmer Stahl, wozu wir die nötigen massiven Investitionen bereithalten.“
Die neuen Besitzer versichern, dass sie die vorhandenen mehr als 2000 Arbeitsplätze in Reschitza und Slatina beibehalten möchten.
Adrian Popescu, der ehemalige Generaldirektor der beiden Werke, solange sie in russischem Besitz waren und TMK hießen, der seit mehreren Jahren Vorstandsvorsitzender des Verwaltungsrats der Werke ist (und dem nachgesagt wird, an allen bisherigen Besitzerwechseln der Werke aktiv mitgewirkt zu haben), äußerte seinen „Enthusiasmus“ bezüglich der Zukunftsaussichten, welche die neuen amerikanischen Besitzer für Reschitza und Slatina eröffnen. Dazu müssen „unverzüglich die Entwicklungspläne der beiden Werke umgesetzt werden können“. Auch aus dieser Bemerkung klingt heraus, dass noch etwas – seitens, anscheinend, der Regierung – fehlt, bevor man die Pläne der neuen Besitzer umsetzen kann.
Bisher ist Artrom Steel Tubes ein Schlüsselwerk für die energetische, die mechanische und die Erdöl- und Erdgasindustrie. Künftig, so die Amerikaner, soll Artrom Steel Tubes auch in der Rüstungsindustrie – die weltweit Hochkonjunktur hat – sich einen Platz erobern, sowie – siehe „kohlenstofffreie und -arme Stähle“ – auch in der Kernindustrie.
Wie die neuen Ressourcen und die „globale Vision“ von GLGH über GLGH Steel sich auf die beiden rumänischen Werke auswirken wird, das wird spannend zu verfolgen sein. Immerhin sei auch da-ran erinnert, dass ein erstes Experiment mit einem amerikanischen Investor, vor rund 25 Jahren (mit „Noble Ventures“), für Reschitza mit einem Desaster und massiven Straßenprotesten endete…