Banater Deutsche zeichnen Generalvikar aus

Generalvikar Msgr. Dirschl zelebrierte auch den Festgottesdienst zum 300. Jubiläum der Neugründung der Pfarrei Karansebesch Anfang Oktober. Foto: Astrid Weisz

Temeswar - Das Demokratische Forum der Deutschen im Banat hat gestern die Ehrennadel in Gold, die höchste Auszeichnung des Banater Forums, dem hochwürdigen Msgr. Johann Dirschl, Generalvikar des Bistums Temeswar, Dompropst des Temeswarer Domkapitels verliehen. Die feierliche Übergabe fand im Rahmen der Vertreterversammlung und im Beisein zahlreicher Vertreter der deutschen Gemeinschaften aus dem Banat, den Kreisen Arad, Temesch/Timiș und Karasch-Severin im Karls-Singer-Festsaal des Adam-Müller-Guttenbrunn-Hauses am Freitagnachmittag statt. Als Mitarbeiter des Bischöflichen Ordinariats (Diözesanarchivar) und als Vorstandsmitglied des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat kam Dr. Claudiu Călin die Aufgabe zu, die Laudatio auf Monsignore Johann Dirschl zu halten. Diese Aufgabe sei ihm eine Ehre und eine Freude angesichts der zutiefst menschlichen, bescheidenen, selbstlosen und unkomplizierten Art des Geehrten, so begann die Lobrede, die im Folgenden teilweise wiedergegeben wird:
Johann Dirschl wurde am 8. November 1959 in einer deutsch-böhmischen Familie im Banater Bergland, in Karansebesch geboren. Er wuchs inmitten einer mehrheitlich rumänischsprachigen römisch-katholischen Gemeinde – eine eher seltene Erscheinung im Banat – in Slatina Timiș auf, wo er zwischen 1966 und 1974 die Grund- und Mittelschule besuchte. Dies gab ihm die Möglichkeit, sowohl den Geist der Deutsch-Böhmen von Alt-Sadova, Lindenfeld, Wolfsberg/Gărâna und Weidenthal/Brebu Nou, als auch den der Banater Rumänen von Slatina Timiș und der Umgebung von klein auf zu kennen. Zwischen 1974 und 1985 besuchte er das Lyzeum – damals Kantorenschule genannt – und anschließend das Priesterseminar in Karlsburg/Alba Iulia. Johann Dirschl wurde am 23. Juni 1985 in der St.-Michaels-Kathedrale in Karlsburg von Bischof Jakab Antal zum Priester geweiht. Die ersten Pfarreien, in denen er als Seelsorger tätig war, waren: ab dem 1. August 1985 in Zipar/}ipar, Kreis Arad, und ab dem 8. November 1985 in Temeswar II. Fabrikstadt. Am 15. August 1986 wurde er zum Pfarradministrator in Perjamosch/Periam ernannt – in einer Zeit, als die Auswanderung der Deutschen aus dem Banat bereits in vollem Gange war.

Da die Pfarrstelle von Temeswar VII. Freidorf vakant war, wurde der junge Priester Johann Dirschl am 1. September 1989 zum Pfarrer dieser ebenfalls noch fast ausschließlich deutschen Gemeinde ernannt. Nach 1989 wurden die Voraussetzungen für Religions- und Gewissensfreiheit sowie für soziales, erzieherisches und karitatives Handeln neu geschaffen. Die Diözese Temeswar konnte ihre Tätigkeit wieder aufnehmen und erhielt in der Person des inzwischen heimgegangenen Msgr. Sebastian Kräuter, und später in der Person von Msgr. Martin Roos neue Oberhirten. Damit konnte das langjährige Projekt von Prälat Josef Nischbach und der Benediktinerinnen Schw. Dr. Hildegardis Wulff und Schw. Patrizia Zimmermann – einen diözesanen Caritasverband zu gründen – verwirklicht werden. In diesem Kontext wurde Johann Dirschl, Pfarrer von Freidorf, 1993 zum Direktor des Caritasverbandes der Diözese Temeswar gewählt, einen Dienst, den er auch heute noch, gemeinsam mit Herbert Grün und seinem Team, mit großem Engagement erfüllt.

Die konfessionelle Erziehung, die Freiheit und Möglichkeit des Religionsunterrichts auch in den öffentlichen Schulen – einschließlich für die römisch-katholische Konfession – machte die Ausbildung von Katecheten und Religionslehrern notwendig und führte zur Einrichtung eines diözesanen katechetischen Zentrums, in dem diese Tätigkeit koordiniert werden sollte, sowie zur Ernennung eines diözesanen Schulinspektors für das Fach römisch-katholische Religion. Zu diesem Zweck ernannte Bischof Sebastian Kräuter am 12. August 1994 Pfr. Johann Dirschl zum Diözesanschulinspektor für den Kreis Temesch, der in der Folge von den Bischöfen Martin Roos und Josef Csaba Pál in diesem Amt bestätigt wurde.

Mit der effektiven Reaktivierung des Temeswarer Domkapitels am 19. Mai 2002 durch Bischof Martin Roos, wurden auch die neuen Domherren, Mitglieder dieser alten und angesehenen diözesanen Institution, ernannt. In diesem Zusammenhang wurde Pfr. Johann Dirschl zum Canonicus Senior und nahm damit einen der historischen und traditionsreichen Plätze dieses fast tausendjährigen kirchlichen Gremiums ein. Mit der altersbedingten Pensionierung des Dompropstes, Msgr. László Túry, übernahm Domherr Johann Dirschl am 20. November 2009 dieses neue Amt.

Im Leben eines Priesters gibt es oft Versetzungen von einer Pfarrei in eine andere, Momente des Neuanfangs, der Analyse und der Anpassung an die neue pastorale Realität. So ernannte Seine Exzellenz Martin Roos, der damalige Diözesanbischof, am 15. November 2005 Kanonikus Johann Dirschl zum Pfarrer von Temeswar IV. Josefstadt. In dieser alten und noch großen Pfarrgemeinde ist die Seelsorge – auch die deutschsprachige – dank der jahrelangen Arbeit von Pfr. Johann Dirschl auch heute noch aktiv und effektiv. Die Zusammenarbeit mit den Notre-Dame-Schwestern, die seit fast 150 Jahren in der Josefstadt tätig sind, hat auch den reibungslosen Betrieb des Kindergartens und die geistliche Betreuung der Schwestern gesichert. 

Im Jahr 2006 wurde Pfr. Johann Dirschl zum Temescher Dechant ernannt, und seit 2010 wurde er zum Generalvikar von Bischof Martin Roos, also die zweite Person in der Diözese Temeswar. Um seine primäre, pastorale Arbeit fortsetzen zu können, wurde Generalvikar Dirschl am 6. August 2012 in die Pfarrei Temeswar I. Innere Stadt transferiert, was ihm die Erfüllung seiner anderen Tätigkeiten ermöglicht: als Generalvikar und Caritasdirektor. Mit der Ernennung des neuen Diözesanbischofs, in der Person Seiner Exzellenz Josef Csaba Pál, bestätigte der neue Oberhirte Monsignore Dirschl am 6. August 2018 in seinen bisherigen Ämtern.

Johann Dirschls Vorbilder seit seiner Priesterweihe waren zwei Heilige, bzw. Selige, die jeweils auf den Namen Johannes – seinem Taufnamen – getauft wurden: der hl. Johannes von Gott, Gründer der Barmherzigen Brüder – ein Orden, dessen Charisma die Sorge um die Kranken, Schwachen und Bedürftigen ist – und der Selige Johannes Duns Scotus, berühmter Theologe und Verehrer der heiligen Jungfrau Maria, dessen liturgischer Festtag der 8. November ist, der Geburtstag von Msgr. Johann Dirschl. Diese Vorbilder vermitteln einige der Eigenschaften, für die Johann Dirschl geehrt wird und für die er auch bekannt ist: Geduld, Ausdauer in der Arbeit und ein friedlicher, versöhnlicher Geist, sowie seine Vorliebe für die Lektüre, für die Kultivierung der geistigen Seite des menschlichen Wesens. Hohe menschliche Tugenden, die man so oft auch bei unseren Geistlichen, bei den deutschen Intellektuellen des Banats, bei den großen Geistern unserer Gemeinschaft findet. 

Hinzuzufügen sei, dass Msgr. Dirschl eine unermüdliche pastorale Tätigkeit ausübt, aber auch eine offizielle, indem er die Diözese und den Bischof bei vielen Ereignissen vertritt: Kirchweihfesten, Feierlichkeiten, Firmungen, offizielle Momente. Bei vielen dieser Veranstaltungen ist Msgr. Dirschl das Bindeglied zur deutschen Gemeinschaft im Banat, im In- und Ausland, zu den anderen Minderheiten, wobei er auch seine Rolle als Prediger und Lehrer des christlichen Glaubens wahrnimmt.