Temeswar (ADZ) – Bürgermeister Dominic Fritz sieht vorläufig von Entlassungen in der Stadtverwaltung ab. Eine Reorganisierung des Bürgermeisteramtes werde in der ersten Hälfte des kommenden Jahres umgesetzt, vorläufig müsse man diese planen. Fritz erklärte in diesem Zusammenhang, dass er kein Freund des unüberdachten, eiligen Entwicklungskonzepts seines Vorgängers sei und damit endgültig brechen wolle. Die Unordnung in der Verwaltung müsse beendet werden, dafür sei aber ein umfangreiches Audit notwendig. Dieses soll ab Anfang 2021 stattfinden, dafür müsse man entsprechende Ausgaben einplanen.
Bis eine solche Analyse nicht abgeschlossen sei, werde es auch keine Entlassungen geben, versicherte Fritz. Allerdings habe er bereits damit begonnen, unbesetzte Leitungsposten auszuschreiben und bis Jahresende solle der neue City Manager ausgewählt werden. Die Posten des Stadtsekretärs und des Chefarchitekten, die Nicolae Robu interimistisch besetzen ließ, werden demnächst auch ausgeschrieben. Es sei vernünftig und außerdem gesetzlich vorgeschrieben, dass wichtige Ämter im Rathaus nur durch Ausschreibungen besetzt werden und nicht durch willkürliche Ernennungen von interimistischen Abteilungsleitern, die vom guten Willen des Bürgermeisters abhängen und jederzeit von diesem abgezogen werden können.
Seine Schnüffelarbeit gehe jedoch unvermindert weiter, erklärte Fritz ferner. Die eigene Kontrollabteilung unterstütze ihn dabei, man sei von der notwendigen Ordnung im Hause noch immer weit entfernt, obwohl große Fortschritte erzielt werden konnten.
Der Bürgermeister äußerte sich auch zu drei weiteren Themen von Belang. Im Hinblick auf die im Dezember 2018 gegründete „Allianz des Westens“ zwischen den Städten Temeswar, Arad, Großwardein/Oradea und Klausenburg/Cluj-Napoca sagte Fritz, dass er zwar davon gehört habe, aber nicht besonders beeindruckt sei. Er habe überhaupt keine festen Projekte des Vereins vorgefunden und glaube, die ganze Sache sei nicht Anderes als eine Image-Übung gewesen. Natürlich sei er für jedwede Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern der anderen Städte (die weiterhin alle der PNL angehören) offen, doch umsetzbare Pläne und konkrete Projekte müssten her. Nach Neujahr werde er ein Gespräch mit seinen Amtskollegen haben und die Frage der weiteren Zusammenarbeit klären. Sollte dabei nichts Konkretes herausschauen, müsse man eigentlich eingestehen, dass die Allianz verzichtbar sei.
Die von der Vorgängerverwaltung geerbten Baustellen habe er bislang noch nicht aufgesucht, doch diese Aufgabe gehöre seinem Stellvertreter, Vizebürgermeister Latcau, sowie seinem Berater in städtebaulichen Angelegenheiten, Architekt Rudolf Gräf. Die beiden hätten sich bereits ein Bild von der Lage gemacht und man werde das Notwendige einleiten und die Baustellen verfolgen. Klar sei für jedermann, dass man nicht mehr unzählige Baustellen ankündigen und eröffnen könne, ohne über entsprechende Entwürfe und Genehmigungen zu verfügen, um sie dann wegen unklarer Rechtslage oder sonstigen Problemen für Monate oder sogar für Jahre aufzugeben, wie das unter seinem Vorgänger geschehen ist. Das beste Beispiel dafür sei der vierspurige Ausbau der Grigore-Alexandrescu-Straße auf dem Abschnitt zwischen der Arader und der Torontaler Straße. Dort hätten die Arbeiten unter großem Juchhe begonnen, doch dann stellte man fest, dass irgendwelche Masten eines Energieunternehmens im Wege stehen und alle taten so, als hätten sie vorher davon nicht gewusst. Die Baustelle wurde aufgegeben, man müsse eine Menge Fragen klären, bevor weitergemacht werden kann.
Gleichzeitig erklärte Bürgermeister Fritz, dass er von der israelitischen Kultgemeinschaft das Angebot bekommen habe, die stark verfallende Fabrikstädter Synagoge der Stadt Temeswar zu schenken. Diesbezügliche Gespräche habe er mit der Vorsitzenden der Temeswarer jüdischen Gemeinschaft, Luciana Friedman, mit dem Abgeordneten Silviu Vexler sowie mit dem israelischen Botschafter in Bukarest geführt. Die Stadt wolle zum einen die Sanierung der Innenstädter Synagoge, an der bereits gearbeitet wird, beschleunigen und dafür nach Finanzierungsquellen auch im Ausland suchen. Zum anderen sei man für das Angebot, die Fabrikstädter Synagoge in das Eigentum der Stadt zu übertragen, sehr offen, weil man dadurch viel einfacher an EU-Gelder herankommen könne, sagte Fritz. Mit der Instandsetzung dieses repräsentativen Baus der Temeswarer jüdischen Gemeinde werde die Erneuerung des gesamten Stadtteils Fabrikstadt beginnen. Einen Antrag auf EU-Gelder habe die vorige Stadtverwaltung bereits gestellt, doch er kam auf die Reserveliste, eben weil die Stadt nur über ein Nutzungs- und nicht über Eigentumsrechte verfügte.