„Die Jugend hat andere Pläne“

Salvamont-Victoria-Chef Thomas Bross wünscht sich mehr junge Leute

Zwischen den Einsätzen kann sich Thomas Bross manchmal auch ein Bier gönnen. Foto: Ralf Sudrigian

Kronstadt - Der in diesem Jahr äußerst verregnete Juli hat mehr Touristen als üblich von Wanderungen im Fogarascher Gebirge aufgehalten. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Salvamont-Bergwacht aus Viktoria-Stadt/Victoria weniger zu tun hatte als sonst. Thomas Bross, der Leiter besagten Bergrettungsdienstes, spricht von mehreren Unfällen als gewöhnlich; glücklicherweise seien die meisten eher leichte gewesen. Nichtsdestotrotz seien auch zwei Tote zu beklagen gewesen.
Beim „Drachenhaus“/“Casa Zmeilor“, am Fuße des Fogarascher Gebirges, berichtete Thomas Bross der ADZ in knappen Worten über die bisherige touristische Saison in seinem Tätigkeitsbereich ( ein ausführlicher Bericht dazu folgt in der KR von Donnerstag). Auch während des Gesprächs läutet sein Handy. Bross entschuldigt sich und führt ein kurzes Gespräch. Diesmal war es kein Hilferuf. Aber das hätte er sein können, wenn von der landesweiten Salvamont-Zentrale erste Infos zu einem Notfall weitergeleitet worden wären. Besonders wichtig seien in solch einem Fall die Angaben über „was“ und „wo“, sagt Thomas. Denn es sei ausschlaggebend, möglichst schnell zur Unfallstelle zu gelangen, selbst wenn diese im Verwaltungsbereich der benachbarten Bergwacht-Verbände aus den anrainenden Kreisen Hermannstadt oder Argeş liegt.  


Vier feste Mitarbeiter hat die Victoria-Bergwacht. Hinzu kommen zwölf Freiwillige. Das sei ausreichend, versichert Bross, denn bei den Einsätzen hilft auch die Berggendarmerie, mit der man bestens zusammenarbeite. Was sich Bross wünscht, wären mehr jüngere Leute unter den Salvamont-Mitarbeitern und ihrem Freiwilligenkreis. Computer und damit verbrachte oder vermittelte Freizeit seien aber leider ein offenkundig harter Wettbewerber der freiwilligen Bergretter. „Als Kinder machen viele noch gerne mit; wenn es dann zur Hochschule geht, so sind sie weg“, weiß Bross.

Im Fogarascher Gebirge sind inzwischen zunehmend mehr ausländische als rumänische Wanderer unterwegs. Landsleute (vor allem Familien mit Kindern und Schülergruppen) seien vor allem am Fuße der Berge anzutreffen. In letzter Zeit wächst die Zahl derer, die für die Besteigung des höchsten Gipfels Moldoveanu die Südroute über Valea Rea, Kreis Argeş, vorziehen. Positiv sei auf jeden Fall, dass vor allem jüngere Wanderer über eine immer bessere Ausstattung verfügen und auch gut über die Berge informiert sind. Leider gebe es jedoch immer wieder auch  Leute, die sich vor allem im Winter in Gebiete jenseits der 2000m-Höhengrenze wagen, ohne sich der Gefahr, der sie sich aussetzen, bewusst zu sein.

Bross ist zufrieden, dass die Wanderwege in der Regel in einem guten Zustand und entsprechend markiert sind. In puncto Schutzhütten stehe man allerdings nicht so gut da. „Neue sind seit Jahren nicht mehr gebaut worden, die alten blieben unsaniert. Wasserleitungen und sanitäre Anlagen gibt so gut wie nicht – mit einer Ausnahme: die Bâlea-Hütte“, sagt er.