Die Suche nach Ungesehenem

Das Brukenthalmuseum präsentiert interessante Ergebnisse der jüngsten Forschung

Der „blonde Mann mit dem Kragen“ (l.) verwandelte sich nach der Restaurierung in den unehelichen Sohn des Grafen d´Egmont. Foto: Brukenthalmuseum

Hermannstadt - Es ist gewiss keine Neuigkeit, dass Menschen je nach Beruf oder Ausbildung, die Exponate eines Museums unterschiedlich betrachten. Umso größer wird der Unterschied, wenn ein Forscher sich daran macht, die Kunstwerke unter die Lupe zu nehmen. Die Ergebnisse der Untersuchung und der Restaurierung von einigen Werken aus der Sammlung der Gemäldegalerie des Brukenthalmuseums können nun bis zum 3. März 2013 bestaunt werden.

Die Ausstellung unter dem Titel „Entdeckungen in der Pinakothek des Brukenthalmuseums: 2007 – 2012“, die am Donnerstag eröffnet wurde, ist gewiss nicht so spektakulär wie Schliemanns Gold, die Funde in den Depots des British Museums oder solche in der Ermitage. Jedoch sind sie nicht weniger erstaunlich, besonders für die Fachwelt. „Die Museologen und Restauratoren achten auf die Details, die dem breiten Publikum oft entgehen und von ihnen nicht leicht entdeckt werden“, meinte Dr. Valentin Mureşan, einer der Kuratoren der Ausstellung.

Eine besondere Rolle bei solchen Entdeckungen spielt der Restaurierungsprozess. So wurde auf dem Gemälde von Franz Snyders „Flämische Köchin“ unter einer Übermalung eine überraschende und weiterführende Entdeckung gemacht: Das gefundene Wappen erlaubte die Identität des abgebildeten „blonden Mannes mit dem Kragen“ festzustellen. Bei manchen Porträts mussten die Hermannstädter Museologen mehrere Gemälde, nicht nur aus Hermannstadt/Sibiu, miteinander vergleichen, um mit Genauigkeit die Protagonisten zu benennen. Darunter befanden sich auch solch bekannte Persönlichkeiten wie Maria Theresia oder Kaiser Karl V.

Doch viel öfter gingen die Forscher auf die Suche nach Inschriften. Auf dem Gemälde von Georg Hinz „Das Kunstkammer Regal“ entdeckten sie während der Restaurierungsarbeiten sogar mehrere moralisierende und politische Botschaften. So lehrt eine solche Inschrift: „Schlafen in den Armen des Goldes nicht gut“. Am wichtigsten sind jedoch Funde, die auf den möglichen oder sogar echten Autor des Gemäldes hinweisen.

Selbstverständlich ist die Forschungsarbeit in der Gemäldegalerie des Brukenthalmuseums nicht abgeschlossen. „Hier gibt es Arbeit für weitere sieben Generationen“, sagte Olimpia Tudoran-Ciungan, ehemalige Leiterin der Pinakothek. „Diese Ausstellung erklärt dem breiten Publikum einerseits die Wichtigkeit der Restaurierung und der Forschung. Andererseits erlaubt sie einen Blick hinter die Kulissen der musealen Forschung zu werfen“, unterstrich der Leiter der Gemäldegalerie und Ausstellungskurator Dr. Alexandru Sonoc.