Ein Gruß aus der Steinzeit

Hermannstädter Archäologen stellen die Ergebnisse der Ausgrabungen bei Tordesch vor

Museumsleiter Sabin Adrian Luca als stolzer Besitzer von Tausenden alter Töpfe. Foto: Andrey Kolobov

Hermannstadt - Wie am Töpfermarkt sah es am Mittwoch im Sitzungssaal des Brukenthalmuseums aus. Hinter den zahlreichen Töpfen, Vasen und Keramik-Skulpturen glänzten die Augen von Museumsleiter Dr. Sabin Adrian Luca. Mit der Begeisterung eines wahren Archäologen berichtete er über die Ausgrabungen, die von einem Team des Museums in der Nähe der Gemeinde Tordesch/Turdaş, im Kreis Hunedoara, durchgeführt worden sind. Die dutzenden Tonobjekte stellen nur einen Bruchteil der Abertausenden von Funden dar, die dabei entdeckt wurden.

Die ersten Ausgrabungen bei Tordesch begannen bereits im Jahr 1850, doch waren sie nicht annähernd so breit gefächert, wie die jetzigen. Von Mai bis November 2011 stand den bis zu 14 Archäologen sowie den rund 150 Arbeiter ein Areal von 11 Hektar zur Verfügung. Das derart große Arbeitsfeld verdanken die Forscher den Bauarbeiten an der Autobahn Deva - Broos/Orăştie. Eine weitere Grabungsexpedition ist trotz des großen, weiterhin unerforschten Areals nicht in Sicht. „Wegen der fehlenden Finanzierung wird man dort erst im Jahr 5000 wieder graben können“, bemerkte er lakonisch.

Das genaue Alter der entdeckten Niederlassung ist schwer einzuschätzen. Die Archäologen stellten sechs untereinander liegende Schichten fest. Die älteste wird als aus der Jungsteinzeit stammend datiert, also „noch bevor die Pyramiden entstanden sind“, erklärte Luca. Diese erste Siedlung besaß keine Befestigungsanlagen. Es folgen die Kupfersteinzeit sowie das Zeitalter der Daker und das Mittelalter. Aufgelassen wurde die Siedlung, nach Lucas Schätzung, im 12. Jahrhundert. Aus den neueren Perioden stammen die weitentwickelten Befestigungen, die meisten Behausungen sowie rund 50 bis 60 Brennöfen, in denen Tonobjekte, besonders Keramik-Figuren, „für das ganze Land gebrannt wurden“. Die gefundenen Kupfergegenstände sowie die Kupferklumpen lassen auf das Vorhandensein der Metallbearbeitung schließen.

Das entdeckte Palisadensystem mit zwei Toren, das nicht nur die gesamte Siedlung umschloss, sondern sie auch in Viertel teilte, sowie die vermutete Gesamtfläche der Niederlassung von rund 100 Hektar, erlauben Luca von der „ersten Stadt in Siebenbürgen“ zu sprechen. „Vielleicht ist es sogar die älteste Stadt Rumäniens. Es gibt einfach keinen eindeutigen Beweis dafür, dass es eine ältere Stadt auf dem Territorium des heutigen Rumäniens gebe“, sagte der Archäologe.

Das Wichtigste nach den Ausgrabungen sei nun, die Funde zu erforschen und zu katalogisieren: „Wir werden diese Arbeit zu einem guten Ende führen und das Gefundene nicht irgendwo in den Abstellkammern verfaulen lassen“, meinte Luca. Ausgegraben haben die Archäologen so viel, dass es reichen wird, sich damit auch in der Rente zu beschäftigen. „Die Entdeckungen der letzten anderthalb Jahre reichen aus, um ein neues Museum im Rahmen des Brukenthalmuseums zu schaffen“, verkündete Sabin Luca mit Stolz.