Ein Reservat wurde verwüstet

Geschützte Arten gefährdet

Bläuling auf Nickender Salbei

Prof. Rakosy im verwüsteten Reservat
Fotos: L. Rakosy

Klausenburg - Im Osten des Kreises Cluj liegt das Dorf Suatu. In seiner Nähe befindet sich das bekannte Naturschutzgebiet von Suatu, das zwei besondere Arten schützt: Peterfi’s Tragant (Astragalus peterfii), eine Pflanze aus der Familie der Schmetterlingsblütler, und den Siebenbürgischen Bläuling (Pseudophilotes bavius hungarica), einen kleinen Schmetterling. Beide Arten sind Endemiten, d. h. sie kommen weltweit nur auf einem beschränkten Gebiet vor, in diesem Fall im Umkreis von Suatu. Daher sind sie von einem besonderen, unschätzbaren Wert für die Wissenschaft und könnten es auch für den Fremdenverkehr sein. Nun gibt es eine enge Abhängigkeit zwischen dem Siebenbürgischen Bläuling und der Nickenden Salbei (Salvia nutans): Nur auf dieser Blume legt der Schmetterling seine  Eier ab, und hier schlüpfen auch die kleinen Raupen des Schmetterlings. Die Nickende Salbei ist eine Steppenpflanze, die auch in Siebenbürgen verbreitet ist, auch auf den Hängen des Reservats von Suatu. Dass gelegentlich mal eine Schafherde durch ein Reservat zieht, ist keine Seltenheit, nur ist es im Falle von Suatu eine Sache des Zeitraums. Die Eier und die Larven des Schmetterlings kleben im Mai an den Blütenständen der Salbei. Nachdem der Schmetterling seine Metamorphose abgeschlossen hat, richtet eine Beweidung kaum Schaden an.

Wie uns Prof. Dr. László Rakosy von der Fakultät für Biologie und Geologie der Babeş-Bolyai-Universität und Vorsitzender der Rumänischen Schmetterlingsgesellschaft  mitgeteilt hat, gab es hier in den vorherigen Jahren keine für die Natur schädlichen Vorfälle. Dieses Jahr zog jedoch die Schafherde des Dorfes gerade im Mai durch und weidete den gesamten Salbei-Bestand ab. So wurden auch die Eier und Raupen des Bläulings vernichtet. Es ist anzunehmen – so Prof. Rakosy – dass die Erholung des Schmetterlings-Bestandes, wenn überhaupt, erst nach Jahren zustandekommen wird. Dieses Ereignis zeigt wieder einmal, welches der Wert eines Naturschutzgebietes in Rumänien ist. Neben dem Holz-Raubbau, über den wiederholt berichtet wurde, kommt es auch zu solchen „kleineren“ Tragödien, von denen die wenigsten erfahren. Wer ist Schuld an diesem Vorfall? Der Schafhirte? Der Bürgermeister? Entstand diese Situation durch Unkenntnis oder mit Absicht? Welche Strafe erhält der Schuldige in diesem Fall? Noch ist über diese Fragen nichts bekannt. Wir werden uns und Sie auf dem Laufenden halten.