Anina – Am Dienstag waren es 19 Jahre, seit ein Schlagendes Wetter (die Explosion einer Methanansammlung unter Tage) den 1793 begonnenen industriellen Abbau von Steinkohle im Bergbaurevier Anina-Steierdorf beendete. Am 14. Januar 2006, um 5.30 Uhr morgens, kurz vor Schichtschluss, hatte ein Funke eine Methangasansammlung rund 900 Meter unter Tage entzündet. Das Schlagende Wetter tötete sieben Bergleute der Nachtschicht (Dănuț Pușcău, Daniel Vânău, Virgil Schneider, Matei Izvernariu, Gheorghe Mari{escu, Marc Ioan Vasile und Daniel Cristian Bălan verloren ihr Leben), weitere sieben konnten von den Rettungsmannschaften der Grube schwer verletzt geborgen werden. Einige unter ihnen sind bis zum heutigen Tag vom Unfall gezeichnet.
Am Dienstag versammelten sich die Angehörigen der bei der Arbeit Verunfallten sowie einige der Überlebenden des letzten Grubenunglücks von Anina um den orthodoxen Ortspfarrer Dr. Alin Muntean zu einer Gedenkstunde. Anwesend waren Vertreter des Rathauses und Mitglieder des Vereins „Steierdorf-Anina 1773“ (das Jahr, als ein gewisser Matthias Hammer im Porcar-Tal beim Schweinehüten einen „glänzenden schwarzen Stein“ fand, den die Grubenverwaltung des Südbanats in Orawitza als Steinkohle identifizierte – der Auslösemoment des Kohlenbergbaus im Revier). Am Unglückstag vor 19 Jahren hatten sich Hunderte Aninaer und Steierdorfer am Hauptschacht versammelt, ebenso die Kreisleitung um den damaligen Präses Sorin Frunzăverde. Ein paar Stunden später traf per Hubschrauber auch Präsident Traian Băsescu, eine weitere Stunde später Regierungschef Călin Popescu-Tăriceanu ein. In einer ad hoc von Băsescu einberufenen Beratung verfügte der Präsident die sofortige Einstellung des Bergbaus im einzigen Banater Steinkohlenrevier. Seither dümpelt die Doppelstadt Steierdorf-Anina wirtschaftlich dahin, selbst der subventionierte Versuch, aus den (als Alteisen unverkauften) Resten des pleite erklärten Grubenunternehmens am Hauptschacht in der Matthias-Hammer-Straße ein Schaubergwerk mit Museumscharakter zu machen – ein erhoffter Impuls für Tourismus in diesem Raum – ist immer noch nicht endgültig umgesetzt worden. Keine einzige der Versprechungen der damals vor Ort eingetroffenen Politiker ist konkret umgesetzt worden.
B˛sescus damalige Entscheidung war so spontan nicht. Man wusste inzwischen seit Jahrzehnten um die qualitativen Mängel der Aninaer Kohle – zwar um ihren großen Brennwert, vor allem aber um ihren hohen Schwefelgehalt, der bei den Abgasen umfassende Vorbeuge- und Säuberungsmaßnahmen der Abgase erforderlich machte – aber auch um die preisliche Konkurrenzunterlegenheit der Kohlen aus dem Karpatenraum (und vor allem aus Anina, das zudem noch verkehrstechnisch schwer erreichbar war), die hohe staatliche Subventionen pro Tonne erforderten. In Anina lagen die Subventionen damals laut Angaben der letzten Grubenleitungen bei rund 75 Euro pro Tonne, um die geförderte Kohle überhaupt „verkaufen“ zu können, angesichts der auf den internationalen Märkten billig zu habenden Kohlen, etwa aus Russland und Brasilien, deren Importe, trotz hoher Transportkosten, vergleichweise günstig zu stehen kamen.
Die Einstellung des Kohlenbergbaus in Anina-Steierdorf war in den langfristigen Planungen zu jenem Zeitpunkt irgendwann für das jetzt laufende Jahrzehnt („gegen 2025-30“) vorgesehen gewesen. B˛sescu hatte das Unglück einfach als Anlass benutzt, durch einen radikalen Schnitt den Bergbau im Steinkohlenrevier Anina-Steierdorf einfach einzustellen und dem Staat hohe Subventionskosten einzusparen… Alternativlösungen für die Arbeitsmöglichkeiten der Menschen dieses Raums blieben als Versprechungen in Erinnerung.