Gauck und Johannis in Hermannstadt

Erstmalig besuchten zwei amtierende Staatsoberhäupter die Stadt

Das Ehrenbuch des Hermannstädter Bürgermeisteramtes unterzeichnete der Bundespräsident Joachim Gauck in Anwesenheit zahlreicher Gäste.

Reichlich Applaus ernteten die zwei Staatsoberhäupter beim Eintritt in die Aula der Brukenthalschule.

Der Forumsvorsitzende Paul-Jürgen Porr begrüßte die hohen Gäste am Eingang des Forumshauses. Die Staatspräsidenten und die Ehrengäste begleitete Stadtpfarrer Kilian Dörr aus der Stadtpfarrkirche.
Fotos: der Verfasser

Hermannstadt – Den Besuch gleich zweier amtierender Staatspräsidenten empfing Hermannstadt/Sibiu am Dienstag. Der Bundespräsident Joachim Gauck und der rumänische Präsident Klaus Johannis unternahmen Dienstagnachmittag, in Begleitung ihrer Delegationen, offizielle Besuche in den wichtigsten Einrichtungen der deutschen Minderheit in Hermannstadt. Am Mittag empfing Klaus Johannis, in Begleitung seiner Gattin Carmen, Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt vor dem Hermannstädter Bürgermeisteramt, wo der Bundespräsident zur feierlichen Unterzeichnung des Gästebuches der Stadt eingeladen war.

Die Bürgermeisterin Astrid Fodor begrüßte im Atrium des Rathauses die hohen Gäste und die Vertreter der Stadt- und Kreisverwaltung, der Kultur und Politik in Hermannstadt und nicht nur, darunter der Forumsvorsitzende Paul-Jürgen Porr, der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganţ, der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, Werner Hans Lauk und die Hermannstädter Konsulin Judith Urban, der interimistische Kreisratsvorsitzende Constantin Şovăială und der Präfekt Cristian Roman, aber auch wohlbekannte Namen aus den Reihen der rumäniendeutschen Gemeinschaft wie Dr. Bernd Fabritius MdB, der Musiker Peter Maffay und der Nobelpreisträger für Chemie 2014, Stefan Hell. Nach einer kurzen Vorstellung der Geschichte Hermannstadts und der Einladung der Bürgermeisterin, als Freund der Stadt wiederzukommen, schritt der Bundespräsident zur Unterzeichnung des Gästebuches und machte den Eintrag „Die Bande, die uns kulturell und historisch seit Jahrhunderten verbinden, sind tief und stark. In dieser vielfältigen und weltoffenen Stadt, in der die Menschen ihre Identität und Herkunft bewusst leben und sich zugleich als Teil einer Gemeinschaft verstehen, zeigt sich der Geist Europas. Der Stadt und den Bürgerinnen und Bürgern Hermannstadts in Anerkennung und Dankbarkeit für die kostbare und andauernde Freundschaft und Verbundenheit.“

Nach einem kurzen Gespräch der hohen Gäste im Büro der Bürgermeisterin begaben sich die Delegationen in die Brukenthalschule, wo sie von der Lehrer- und der Schülerschaft mit Applaus begrüßt wurden. Der Schulleiter Gerold Hermann stellte die Schule, Schüler und Lehrer vor und ging besonders auf die Wichtigkeit der Aufrechterhaltung des deutschsprachigen Fachunterrichts ein, welcher Leistung fordert und ermöglicht. Nicht ohne Dank blieb die konsistente finanzielle Unterstützung für die Lehrer im deutschsprachigen Unterricht in Rumänien, welche der Bundestag vergangenes Jahr erstmalig gewährte. Nach dem Wort des Schulleiters unterhielten sich der Bundespräsident und seine Gattin kurz mit einigen Schülern und Lehrern, nahmen sich Zeit für einige Gruppenfotos und unterzeichneten auch hier das Gästebuch. Dem Besuch in der Brukenthalschule folgte eine Besichtigung der Evangelischen Stadtpfarrkirche. Hier begrüßten der Stadtpfarrer Kilian Dörr und der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Reinhardt Guib, die Ehrengäste und führten sie durch die Kirche.

Nach einer kurzen Führung über die Lügenbrücke, den Kleinen Ring/Piaţa Mică und den Großen Ring/Piaţa Mare, in deren Rahmen Präsident Klaus Johannis die wichtigsten architektonischen Höhepunkte der Stadt vorstellte, begaben sich die Delegationen ins Forumshaus, wo sie die Vertreter der rumäniendeutschen Gemeinschaft in Hermannstadt erwarteten. Dr. Paul-Jürgen Porr hieß die Ehrengäste willkommen und bedankte sich für den Besuch im Forumshaus, „ein Zeichen der Wertschätzung der deutschen Minderheit in Rumänien.“ Der Forumsvorsitzende ging auf die Bestrebungen des Forums ein, die viel erwähnte Brückenfunktion der Minderheit auch tatsächlich mit Leben zu erfüllen, sei es in der Politik, der Wirtschaft, durch den Erhalt der deutschen Schulen, der Unterstützung zur Gründung kleiner und mittlerer Unternehmen oder die Jugendarbeit.
„Unsere Länder sind in demokratischer und freiheitlicher Gesinnung zusammen, als Freunde und als Verbündete.“ so Joachim Gauck in seinem Grußwort. Der Bundespräsident ging auf die Bedeutung der Freundschaft, der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit, der Solidarität ein und sprach den Wunsch aus, dass das schöne Miteinander in Hermannstadt „unser Eindruck von Europa ist, dass die Verschiedenen in einem konstruktiven und geneigten Miteinander das gemeinsame Leben in Europa gestalten“, so Joachim Gauck.

Staatspräsident Johannis hob in seinem Wort die produktive Partnerschaft zwischen den Rumänen, den Siebenbürger Sachsen und den Schwaben in Rumänien hervor, die als Vorbild für das Zusammenleben und die Solidarität gelten können, sowie deren Beitrag zur Konsolidierung und Modernisierung des Staates. Er sprach seine Anerkennung dafür aus, wie der rumänische Staat es versteht, die deutsche Minderheit zu unterstützen. „Die Bildungs-, Kultur- und Sozialeinrichtungen der deutschen Minderheit existieren und entwickeln sich mit der großzügigen Unterstützung des rumänischen Staates. In diesem Kontext erwähne und bedanke ich mich auch für die Unterstützung, unter anderen, des deutschsprachigen Unterrichtes durch die Bundesrepublik“, so der Staatspräsident. Den Grußworten folgten Gespräche mit den Vertretern der rumäniendeutschen Gemeinschaft. Anschließend unternahmen die Delegationen Besuche am Bischofssitz sowie in Heltau, wo ein Rundgang in der Kirchenburg erfolgte.