Kronstadt - Die Symbole, die Botschaften, die Machtspiele, die in den Ornamenten der Wiener Paläste und historischen Gebäude verborgen sind, werden in der Ausstellung „Geliehene Götter. Steinerne Wiener“ der Fotografin Christine de Grancy über die Theatralik der Architektur der österreichischen Hauptstadt vor Augen geführt. Nach dem Erfolg, den diese Ausstellung im Rahmen des Nationaltheaterfestivals 2023 in Bukarest hatte, kommt dieses echte Forschungsprojekt, das über mehrere Jahrzehnte hinweg durchgeführt wurde, dank der Zusammenarbeit zwischen dem Kulturzentrum Apollonia und dem Österreichischen Kulturforum als erste Etappe einer Tournee durch Rumänien nach Kronstadt. Die Eröffnung findet am 17. Dezember 2023 um 18.00 Uhr im Kulturzentrum Apollonia statt, und die Ausstellung wird bis zum 7. Januar 2024 zu sehen sein.
Seit 1975 klettert die Photokünstlerin Christine de Grancy auf die Dächer Wiens und betrachtet das Zentrum von Politik, Gesellschaft, Wissenschaft, Kunst, Kultur und Kirche aus der Perspektive steinerner Zeitzeugen. Diese Götter und Göttinnen, von den Mächtigen bestellte Repräsentanten und Repräsentantinnen, sind schweigende Beobachter und Beobachterinnen unserer Geschichte. Frei nach Arthur Schnitzler „Was war, das ist!“ erzählen die Bilder der Christine de Grancy von Vergangenem und seinen Auswirkungen auf das Heute. In ihrer Kunst vereinen sich Erinnerungen, Illusionen, Zukunftsprojektionen und Realität, die die Künstlerin mit großer Sorgfalt zu Kompositionen verbindet, die die Theatralik ihres Inhalts offenbaren. „Grancys Bildergeschichten sind voller Hintersinn und Ironie. Warum gibt es ausgerechnet in der Stadt Freuds keine Statue der Mnemosyne, der Göttin der Erinnerung? Ist es Zufall, dass auf dem Dach der Hofburg ausgerechnet Fama, die Göttin des Gerüchts thront? Warum wacht vor dem Parlament Pallas Athene, Göttin der Weisheit und der Kriegstaktik, in ihrer Hand Nike, die Siegesgöttin? Ein Schelm, wer Übles denkt!“, so die Kuratorin Mercedes Echerer. Christine de Grancy ist um die halbe Welt gereist, um die Fotos zu machen, die sie berühmt gemacht haben: nach Griechenland, Russland, Japan, USA, Algerien, Westsahara, Portugal, China, Tibet, Pakistan, Türkei, Georgien, Niger und Mali. Christine de Grancy absolvierte eine Ausbildung als Keramikkünstlerin und Grafikerin in Graz. Seit 1963 lebt und arbeitet sie in Wien, wo sie viele Jahre als Art-Direktorin in Werbeagenturen tätig war.