Gesang hinter Burgmauern

Freiwillige Helfer beteiligen sich am Projekt Umweltbildungszentrum in Hammersdorf

Stadtpfarrer Kilian Dörr freut sich über jede Mithilfe am Hammersdorf-Projekt – und packt auch selbst mit an. Foto: Holger Wermke

Hermannstadt - Die Sonne steht noch nicht hoch am Himmel, und doch nähert sich die Temperatur im Kirchhof schon der 30 Grad-Marke. Im Schatten der alten Bäume und der ehemaligen Schule ist nur Manfred Armean zu sehen, der Hausmeister des Kirchenburgen-Ensembles in Hammersdorf/Guşteriţa. Armean grüßt seinen Chef Kilian Dörr, der auf eine Mauer zugeht, hinter der leiser Gesang zu hören ist.

Sechs Pfadfinderinnen aus der französischen Metropole Marseille sind in der abgelegenen Ecke des Kirchhofes zugange, Müll zusammenzutragen und Erde zu sieben. Die Mädchen gehörten zu einer Gruppe von 17 Freiwilligen, die eine Woche lang in der Kirchenburg arbeiten, erzählt Dörr, der evangelische Stadtpfarrer in Hermannstadt/Sibiu. An der Stelle, die jetzt gereinigt wird, wolle man einen Kompostplatz einrichten. Außer Sichtweite, aber nur wenige Meter entfernt, arbeiten weitere Jugendliche an einem Graben, in dem im Herbst eine Buchenhecke gepflanzt wird. Auch in der früheren deutschen Schule ist eine Gruppe Franzosen zugange: Im Obergeschoss befreien sie die Wände von der Ölfarbe.

Koordiniert wird die Pfadfindergruppe von Marie Witte. Die junge Praktikantin kümmert sich seit sechs Monaten im Hermannstädter Stadtpfarramt um das Projekt Hammersdorf. Auf dem Gelände der Kirchenburg einschließlich des Pfarrhauses und des alten Schulgebäudes soll ein Zentrum für Umweltbildung und Jugendarbeit entstehen (die ADZ berichtete). Viele kleine Schritte wurden in der Vergangenheit gegangen: das Pfarrhaus wurde renoviert und mit einer Solaranlage ausgerüstet, eine Hausmeisterwohnung in der Schule eingerichtet, Müll entfernt.

Viele weitere Schritte werden noch nötig sein, meint Dörr. „Bisher ist es eher ein Renovierungsprojekt.“ Er hofft, dass die Gemeinde im kommenden Frühjahr erste Bildungsangebote anbieten kann. „Gelegentliche Aktionen haben schon stattgefunden und werden noch stattfinden, mit Kindergärten und Schulklassen.“ Künftig baue man auch auf die Unterstützung des von der Gemeinde ins Leben gerufenen Umweltnetzwerkes, dem bislang 14 Hermannstädter Vereine angehören.

Derzeit sei man dabei, pädagogische Materialien zu sammeln, die an den rumänischen Lehrplan angepasst ist und für verschiedene Altersgruppen und Interessenfelder wie Ernährung, Energie, Biodiversität u. a. genutzt werden können. Geplant ist außerdem die Einrichtung eines Naturlehrpfades über den Hammersdorfer Berg/Dealul Guşteriţei.

In der Vergangenheit fanden bereits einige so genannte Workcamps in Hammersdorf statt. Seit Hausmeister und Küster auf dem Gelände wohnen, ist das Vandalismus-Problem – insbesondere am Schulgebäude – gelöst. Bislang war die Treppe vom Schulgebäude zum Sportplatz ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche und die Zerstörungen am Gebäude ein unerwünschter Nebeneffekt. Mittlerweile interessieren sich die jungen Leute dafür, was auf dem Gelände geschieht. Stadtpfarrer Dörr hofft, in Zukunft auch Angebote für die zahlreiche Roma-Gemeinschaft anbieten zu können. Dazu kooperiere man mit dem benachbarten Verein ARAPAMESU und der Akademie für Soziale Innovation aus Stuttgart.