Gewerkschaftskulturhaus: „ein bodenloser Sack“

Stadt Reschitza ist an einem Kauf unter den Bedingungen der Insolvenzverwalter nicht interessiert

Reschitza – Wie bereits gemeldet, laufen dieser Tage (und bis Anfang November) über eine Bukarester Appartementfirma Aufschrei-Auktionen für den Verkauf diverser Vermögenswerte des seit elf Jahren insolventen Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR. Das auf den ersten Blick lukrativste (und mit über sechs Millionen Euro erstangebotene) unter diesen Objekten ist das Reschitzaer Gewerkschaftskulturhaus – eines der emblematischen Gebäude der Stadt, die heute noch zurecht stolz ist auf ihre solide und aufs Ende des 19. Jahrhunderts zurückgehende Gewerkschaftsbewegung. Mit seinen mehr als 10.000 umbauten Quadratmetern ist dieses Gewerkschaftskulturhaus aus den 1950er Jahren bis zum heutigen Tag das größte Immobilienobjekt der rumänischen Gewerkschaften.

Und doch hat das Reschitzaer Rathaus – das mehr als drei Jahre lang Kaufverhandlungen um das Gewerkschaftskulturhaus führte – bereits signalisiert: wir haben, um den übertrieben hoch angesetzten angekündigten Verkaufspreis, überhaupt kein Interesse am Kauf! Dabei hatte die seit sechs Jahren amtierende heutige Stadtverwaltung von Reschitza in Kenntnis der großen Finanzierungsprobleme des Maschinenbauwerks – das zwar langjährige Prozesse mit den Gewerkschaften um den Besitz des Gewerkschaftskulturhauses führte, aber kein Geld für Instandhaltung und Betrieb desselben hatte – sich darum bemüht, entweder dort dezentralisierte Dienststellen der Stadt unterzubringen (und damit indirekt zur Instandhaltung der Immobilie durch die Miete beizutragen), oder das Gewerkschaftskulturhaus zu kaufen. Allerdings zu den Bedingungen der Stadt.

Die wollte nämlich, dass das Maschinenbauwerk aufgrund der hohen Schulden, die das Werk gegenüber der Stadt angesammelt hat, im Gegenzug das Gewerkschaftskulturhaus abtritt, wofür die UCMR-Schulden gegenüber der Stadt getilgt und eventuell die Stadt dem Werk noch eine Ausgleichszahlung leistet, falls realistische Evaluierungen der Immobilie durch ausgewiesene Evaluatoren dies erheischen sollten. Laut Gesetz kann aber solcherlei Geschäfte (rumänisch: „dare in plată“ – ein Begriff, den das bürgerliche Gesetzbuch zwar nennt, aber nicht definiert…) nur der Fiskus durch ANAF abwickeln. Ähnlich scheiterten auch Versuche des Kreisrats, das Gewerkschaftskulturhaus vom insolventen Maschinenbauwerk zu übernehmen.

Da sich nun die Kaufabsicht des Maschinenbauwerks durch den staatlichen Energiegiganten „Hidroelectrica“ konkretisiert (ein Prozess, der seit mehr als drei Jahren „läuft“) und mittels Verkauf Hidroelectrica von den beiden Insolvenzverwalterfirmen das Abstoßen von allem, was nicht zum Kerngeschäft von UCMR gehört, gefordert hat (ADZ berichtete), sieht die Stadt in einem Kauf um teures Geld keine wirtschaftlich vertretbare Alternative für sich.

Dazu Bürgermeister Ioan Popa: „Für die Stadt wäre nur die Alternative der Schuldentilgung durch Abtreten – das, was mit `dare în plată´ (deutsch etwa: Übergabe statt Bezahlung - wk) im bürgerlichen Gesetzbuch gemeint ist - der Immobilie in Frage gekommen. Da das gesetzlich unmöglich ist für alle außer dem Fiskus durch ANAF, auch für die Nationale Behörde für die Verwaltung der Staatsaktiva AAAS, ist ein Kauf für die Stadt unter den Bedingungen der Insolvenzverwalter und um mehr als sechs Millionen Euro ausgeschlossen.

Dabei geht es nicht so sehr um den Kaufpreis – den hätten wir stemmen können - sondern um die Folgekosten eines solchen Kaufs: das Gewerkschaftskulturhaus Reschitza ist so abgewirtschaftet und so lange Jahre vernachlässigt worden, dass es finanziell zum bodenlosen Sack geworden ist.“