Großsanktnikolaus seit 766 Jahren

Semikloscher feierten multikulturell und traditionsbewusst

Die Trachtentanzgruppe „Buntes Sträußchen“ aus Großsanktnikolaus führte ein paar banatschwäbische Tänze vor.
Foto: Otilie Roosz

Großsanktnikolaus - Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare erlebte drei Fest- und Feiertage. Während bei der orthodoxen Kirche die rumänische „ruga“ gefeiert wurde, hatten die deutschen Gäste und Stadtbewohner eine Heimatmesse, ein großes Treffen beim Demokratischen Forum der Deutschen, eine Totengedenkfeier sowie ein Blasmusikkonzert. Nach Großsanktnikolaus eingeladen hatte der Bügermeister Dănuţ Groza Vertreter der Partnerstadt Burgkirchen an der Alz aus Bayern sowie den Vorstand der Heimatortsgemeinschaft Großsanktnikolaus. Es kam auch die Hohenwarter Blasmusik, um die Festtage zum 766-jährigen dokumentierten Bestehen des Ortes mitzugestalten.

Hauptereignis für die deutsche Gemeinschaft war ein Treffen mit Freunden und Bekannten im Hof des Großsanktniklauser Ortsforums. Buben und Mädchen in Festtagstracht standen Spalier und begrüßten die Gäste. Diese kamen sowohl aus Deutschland, als auch aus der umliegenden Gemeinden und Ortschaften Tschanad/Cenad, Nero, Marienfeld/Teremia Mare, Gottlob, Lenauheim und Beba. Ortsforumsvorsitzende Dietlinde Huhn unterstrich in ihrer Festrede, was Gäste und Gastgeber verbindet: Es sei vor allem die gemeinsame „Sprache“, doch darunter sollte nicht nur das Verbale verstanden werden, sondern auch die gemeinsame Mentalität, das Bekenntnis zur gemeinsamen Tradition mit ihren Sitten und Bräuchen.

Auch der Großsanktnikolauser Bürgermeister Dănuţ Groza wandte sich auf Deutsch der Festgesellschaft zu und ergriff die Gelegenheit, über Projekte und Leistungen der Stadt zu sprechen. Vor allem bedeutenden Pesönlichkeiten der Stadt wolle man Denkmäler errichten. „Nachdem Sándor Nako bereits eines bekommen hat, steht seit Freitag auch eins für Atanasie Lipovan, einer wichtigen Persönlichkeit unserer Stadt. Vorgenommen haben wir uns auch, den privaten Teil des Nako-Schlosses in öffentliche Hand zu nehmen, also zu kaufen – dafür haben wir schon ein EU-Projekt in Partnerschaft mit dem ungarischen Morahalom. Und eines der gewagtesten Projekte ist, das Geburtshaus von Béla Bartók wieder aufzurichten“, sagte das Stadtoberhaupt. Groza versprach, auch weiterhin die nationalen und religiösen Minderheiten in der Stadt so gut er könne zu unterstützen, um den multikulturellen  Charakter  von Großsanktnikolaus zu fördern.

Wenn im Hof die Trachtentanzgruppe „Buntes Sträußchen“ vortanzte, die Burgkirchner Blasmusik spielte und die Festgemeinde Lieder anstimmte, so wechselte das Register auf dem Friedhof der deutschen Gemeinde in ein andächtig und eindrucksvoll trauriges. Kaum ein Auge blieb trocken, als der Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft, Erwin Gallmann, mit stockender Stimme sagte, man habe durch das Auswandern nicht nur Hab und Gut zurückgelassen, sondern auch den Zusammenhalt der Gemeinschaft opfern müssen. Er schloss seine Ansprache mit den zitternden Worten: „ Zum Gedenken unserer Toten sollte man eigentlich eine Schweigeminute einlegen. Ich glaube aber, dass wir heute eine Ausnahme machen sollten... denn das Schweigen ist ja immer da, wenn wir nicht da sind.“

Am Sonntagabend fand man sich beim Nako-Kastell ein. Die bayrische Blasmusik aus Burgkirchen an der Alz spielte auf der Freilichtbühne hinter dem Schloss. Anschließend wurden serbische Tänze vorgeführt, es trat die Schlagersängerin Corina Chiriac auf und es wurden Preisträger ausgezeichnet. In der Fußgängerzone lockten Imbissbuden und ein Jahrmarkt die Bürger der Stadt auf die Straße. Über das Treffen und das gemeinsame Feiern zeigte sich Ortsforumsvorsitzende Dietlinde Huhn zufrieden, da es ein Beweis sei, dass man auf Tradition nach wie vor großen Wert lege und diese in Großsanktnikolaus gelebt wird,  besonders, wenn dann Freunde aus Burgkirchen und ehemalige Landsleute aus den Reihen der Heimatortsgemeinschaft mitmachen.