Herrliche Landschaft, primitive Infrastruktur

Schlussfolgerungen der jüngsten Feldbegehung der Umweltschützer von GEC Nera

Der Reitsteg durch die Karasch-Schlucht kann zwar noch benutzt werden, ist aber vielerorts ungesichert und vergammelt, stellten die Volontäre von GEC Nera fest.
Foto: privat

Orawitza/Kraschowa - Einerseits waren sie von der Landschaft in der Karasch-Klamm begeistert. Andererseits schwer enttäuscht vom Zustand und der Vernachlässigung der Infrastruktur und deren Folgen sowie der Ignorierung des Konzepts nachhaltiger Entwicklung: „Wilder Tourismus“ und Umweltzerstörungen bzw. Störungen des Gleichgewichts der Biodiversität. Das ist die Kurzfassung der Schlussfolgerungen der Volontäre der Orawitzaer Umweltschutz- und Monitoringorganisation GEC Nera, die am vergangenen Wochenende in der Karasch-Klamm zu einer Feldbegehung weilten.
Die jungen Menschen konzentrierten sich dabei nicht  ausschließlich auf den Teil der Karstschlucht, die zum Nationalpark Semenik - Karasch-Klamm gehört, sondern sie schauten sich auch die Niedrigwasser führende Karasch im Weichbild der Gemeinde Kraschowa/Caraşova an. Im Naturschutzpark aber vorwiegend die Folgen des immer noch regen Wandertourismus – auch wenn der alte Reitsteg, der vor fast 150 Jahren durch einen Großteil der rund 40 Kilometer langen Schlucht durch das Kalksteinmassiv angelegt wurde, durch Nichtinstandhaltung ziemlich verfallen ist – und des Campens an zwar konsekrierten, aber überhaupt nicht dafür vorbereiteten Stellen.

Trotzdem: „Der monitorisierte Raum ist unvergleichlich sauberer als andere vergleichbare Räume im Inneren von National- oder Naturparks des Banater Berglands“. stellt Doina Mărgineanu, die Sprecherin von GEC Nera, in ihrer Pressemitteilung fest, „aber die primitive Besuchsinfrastruktur bewirkt, dass die Naturgegebenheiten dieses Raums den spezifischen Aggressionen des unorganisierten Tourismus ausgesetzt sind. Ihre Nutzung mittels Ökotourismus bleibt einstweilen bloß Phraseologie im Rahmen des Strategiepapiers zur Entwicklung des Verwaltungskreises Karasch-Severin.“
Der Verwaltung von Nationalpark und Gemeinde wird vorgeworfen, dass es im gesamten Raum des Naturschutzgebiets keinen einzigen Ort gibt, wo ein „zivilisiertes Campen“ möglich wäre, dass der Reitsteg vielerorts zur Unfallvermeidung eine Sicherung durch Stützseile nötig hätte, dass der Überquerungssteg des Karasch-Flusses in der Poiana Prolaz „in fortgeschrittenem Abnutzungszustand“ sei, dass die vielen und interessanten Höhlen dieser Karstschlucht weder gesichert noch für Besucher hergerichtet sind und sich nur für Abenteuertourismus (Speläologie, Alpinismus) eignen, dass an keinem der touristisch interessanten Orte Infotafeln existieren, die über „die Geschichte des Orts“ erzählen.

Die Liste der kritischen Beobachtungen, welche die Volontäre von GEC Nera machten, ist am Montag der staatlichen Forstverwaltung Romsilva, der Verwaltung des Nationalparks Semenik - Karasch-Klamm, dem Rathaus und dem Gemeinderat von Kraschowa und dem Kreisrat Karasch-Severin zugesandt worden. Die wichtigste Empfehlung: Es ist dringend nötig, dass die Verantwortungsträger sich um Finanzierungen bewerben, um die Zutritts- und Besuchsinfrastruktur dieses einzigartigen Raums zu verbessern, aber auch, dass ein den Naturgegebenheiten entsprechendes Management des Naturparks umgesetzt wird. Es gäbe eine Menge EU-Programme, die für eine Verbesserung der Situation angesprochen werden können. Man muss nur die entsprechenden Projekte schreiben und sich für die Finanzierung bewerben.
„Die Infrastruktur mit provisorischen Arbeiten für den Besuch des Raums ist von jedem Reglement eines jeden Parks der Welt erlaubt“, heißt es in der Pressemitteilung, „und die Verantwortungsträger vor Ort, die für die Realisierung solcher Infrastrukturarbeiten zuständig sind, können nicht ewig Entscheidungen verschieben, indem sie sich auf Bescheide berufen, die oft widersprüchlich sind. Ob die nun vom wissenschaftlichen Rat des Parks oder von anderen Bereichen kommen, die so tun, als hätten sie noch nie gehört von einem Konzept der nachhaltigen Entwicklung.“