Temeswar - Vier Tage lang war der Name „John Malkovich“ in der Bega-Stadt in aller Munde. Temeswarer konnten ihn während seiner langen Spaziergänge durch die Innenstadt von Temeswar/Timișoara oder auf der Bühne des Nationaltheaters an den drei ausverkauften Theatershows sehen. Das Nationaltheater Temeswar präsentierte innerhalb des FEST-FDR-Theaterfestivals, das sich diesmal über alle vier Jahreszeiten erstreckt, die Aufführung „The Infernal Comedy“ (auf Deutsch: Die höllische Komödie) von Michael Sturminger. Die Aufführung mit dem berühmten US-amerikanischen Schauspieler John Malkovich in der Hauptrolle brachte eine komplette sowie außergewöhnliche Show, denn Teil der Performance war auch das renommierte Wiener Akademie Orchester unter der Leitung von Martin Haselböck und die Sopranistinnen Susanne Langbein und Chen Reiss. Gemeinsam konnten sie die „Bekenntnisse eines Mörders“ besser zum Ausdruck bringen.
John Malkovich spielte den charmanten österreichischen Serienmörder Jack Unterweger, der Frauen in den 70er und 90er Jahre ermordet hatte. Nun kehrt der tote Serienmörder auf die Bühne zurück, um seine Autobiografie in einer öffentlichen Lesung vorzustellen. Auch der echte Frauenmörder Unterweger wurde während seiner ersten Haft zum Schriftsteller und kam auf Druck der Gesellschaft frei. Sechs Monate nach der Entlassung begann eine neue Serie von Morden in Österreich sowie auch in den USA. All seine Opfer, meistens Prostituierte, wurden auf die gleiche Weise getötet: Der Täter band ihre Unterwäsche zu einem Henkersknoten und strangulierte sie damit. 1992 wurde Unterweger vom FBI in Miami festgenommen. Zwei Jahre später wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt, diesmal ohne die Möglichkeit einer Strafaussetzung auf Bewährung. In der Nacht nach dem Urteil, am 29. Juni 1994, beging er Selbstmord. Er verwendete dabei den gleichen Spezialknoten, den er auch bei den Prostituierten-Morden verwendet hatte.
In einem Selbstgespräch über die unsichtbare Grenze zwischen den Lebenden und den Verstorbenen konstruiert John Malkovich die fiktive Autobiografie des Serienmörders, der in den 1990er Jahren eine hitzige Debatte über Charisma und Psychopathie ausgelöst hat. Malkovich schlüpft in die Haut des charmanten Serienmörders, im speziell für ihn geschriebenen Theaterstück des Regisseurs Michael Sturminger. „The Infernal Comedy“ baut einen Dialog zwischen gesprochener und gesungener Sprache auf. Bekannte Arien von u.a. Vivialdi, Mozart, Beethoven und Haydn, das renommierte Wiener Akademie Orchester unter der Leitung von Martin Haselböck und der mitfühlende Hilferuf der beiden Sopranistinnen bieten einen veritablen Soundtrack für die gesamte Aufführung. Ab und zu fallen ortsgebundene Scherze, die vom Schauspieler in die Aufführung eingebaut werden, darunter die Bemerkung, dass er gedacht habe, er sei in Temeswar, in Rumänien, doch sei er nun vollkommen verwirrt, da er den Bürgermeister, einen Deutschen, kennengelernt habe.
Die Komödie wurde weltweit in mehr als 150 Theatern in Ländern auf drei Kontinenten gespielt. Nun wurde die Show gleich drei Mal in Temeswar vorgestellt. Von Rumänien aus ging es weiter nach Bulgarien. Die „Höllische Komödie“ tourt durch mehrere europäische Städte.
Bescheiden und freundlich, charmant, aber trotzdem etwas distanziert, seiner Hauptgestalt in der „Infernal Comedy“-Aufführung ähnlich – etwa so zeigte sich der amerikanische Schauspieler auch bei der Begegnung mit den lokalen Medienvertretern am Freitag. Der große Saal des Nationaltheaters füllte sich teilweise am Tag nach der ersten Performance für eine Podiumsdiskussion wieder. Anseite der Temeswarer Theatermanagerin Ada Hausvater und der rumänischen Filmkritikerin Irina Margareta Nistor trat John Malkovich zusammen mit dem Dirigenten Martin Haselböck wieder auf die Bühne.
Der zweifach für den Oscar, den Golden Globe und den BAFTA nominierte John Malkovich (mit kroatischen, deutschen und britischen Wurzeln) hat in zahlreichen Filmen mitgespielt, darunter in „Dangerous Liaisons“, „Being John Malkovich“, in dem er sich selbst spielt, „Death of a Salesman“ und „Of Mice and Men“. Seine Figur in „Con Air“, Cyrus „The Virus“, gilt als eine der beeindruckendsten Bösewichte des Kinos in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Trotzdem bezeichnet sich Malkovich eher als Theatermensch. „Ich bin in der Welt des Theaters aufgewachsen. Für Filme bekannt zu werden ist wie ein Pianist, der für sein Saxophonspiel bekannt wird. Ich bin ein Theaterschauspieler. Ich komme aus der Welt des Theaters. Ich habe die Bühne nie verlassen, ich habe nie aufgehört, Regie zu führen oder zu spielen, nachdem ich mein Studium beendet hatte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Zeit geben wird, in der ich mit dem Theater aufhören werde. Das Theater ist mein Zuhause“, sagte Malkovich bei der Podiumsdiskussion in Temeswar.