Hermannstadt - Unter dem Titel „Germanistische Forschungswege in und zwischen den Kulturen“ fand am Wochenende die Tagung der Fakultät für Philologie und Bühnenkünste der Lucian-Blaga-Universität statt. Veranstaltet wurde die heuer zum sechsten Mal ausgetragene Konferenz zur Interkulturalität in Zusammenarbeit mit der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg.
Die Eröffnung fand am Freitagvormittag in der Aula Magna des Universitätsgebäudes statt mit Grußworten von Dr. Alexandra Mitrea, der Dekanin der Fakultät, Thomas Gerlach, dem deutschen Generalkonsul, der Prorektorin Dr. Rodica Miclea und Dr. Maria Sass, der Direktorin des Departements für Anglo-Amerikanische und Germanistische Studien. Im Plenum referierte Eugen Christ, der Geschäftsführer der oben genannten Donauschwäbischen Kulturstiftung zum Thema „Warum deutsche Sprache und Kultur“.
Im Anschluss bot der Hermannstädter Schriftsteller und Literaturhistoriker Joachim Wittstock anhand seines Vortrages und den ins Deutsche übertragenen Gedichte über und von Ion Pillat ein erstes Beispiel für interkulturelle Beziehungen. Der rumänische Dichter der Zwischenkriegszeit hatte selbst Kontakte zu deutschen Dichtern gehabt, ins Rumänische hat ihn u.a. Harald Krasser übersetzt, der Pillat persönlich gekannt und Wittstock auf ihn aufmerksam gemacht hatte.
Von den zehn von Wittstock ins Deutsche übertragenen Pillat-Gedichten las der Hermannstädter Schriftstelller zwei bisher unveröffentlichte vor. Am Freitagabend wurden Kostproben aus der gegenwärtigen Hermannstädter Übersetzerwerkstatt geboten: Nora Căpăţână, Doris Sava und Joachim Wittstock trugen die deutschen Versionen der Gedichte von Radu Vancu vor, der junge rumänische Dichter las seine Werke in Rumänisch.
An der Tagung teilgenommen haben GermanistInnen aus allen Universitätszentren mit Germanistik-Abteilungen in Rumänien sowie GermanistInnen aus Ungarn und Schweden. Getagt wurde in den Sektionen Literaturwissenschaft, Komparatistik, Soziologie, Landeskunde beziehungsweise Sprachwissenschaft, Imagologie, Kulturgeschichte, Übersetzungswissenschaft. Die Titel der rund vierzig im Programm enthaltenen Vorträge deuteten auf eine breitgefächerte und facettenreiche Behandlung von Aspekten der germanistischen Interkulturalität hin.
Die Tagungen der Germanisten widmet man seit 2006 der Interkulturalität nicht aus Mangel an anderen Ideen, sondern weil es das Thema ist, welches Hermannstadt/Sibiu am besten charakterisiere. Das Miteinander der Kulturgemeinschaften, die Mehrsprachigkeit und Multikulturalität führen zum Verstehen des Anderen und zur Entwicklung der Toleranz und im Bereich der Kultur, der Sprache und Literatur zur Herausbildung eines Raumes, der erforscht werden muss und der sich für die Auslandsgermanistik als äußerst produktiv erweist, sagte Prof. Dr. Maria Sass in ihrer Eröffnungsansprache.