Meißner Kantorei wieder in Siebenbürgen

Sachsens Musiktradition und Hans Peter Türks Tonsprache passen wie gerufen zueinander

Hermannstadt/Klausenburg – Wo selbst ein Ensemble wie der beispielhaft belastbare Chor der Staatsphilharmonie „Transilvania“ Klausenburg/Cluj-Napoca im Spätfrühjahr 2009 eine ganze Woche Probenarbeit aufwenden musste, ehe das größte Meisterwerk Hans Peter Türks (Jahrgang 1940) vorgesungen werden konnte, ist es nur allzu begreiflich, dass die „Siebenbürgische Passionsmusik für den Karfreitag nach dem Evangelisten Matthäus“ ausgesprochen selten in Transsylvaniens Kirchen abendländischer Gestaltung aufgeführt wird. Palmsonntag dafür, am 13. April, ist es endlich wieder soweit: Die 1961 gegründete „Meißner Kantorei”, die Karfreitag 2007 in der evangelischen Stadtpfarrkirche Hermannstadts/Sibiu ausnahmslos alle chorischen Aufgaben der „Siebenbürgischen Passionsmusik” in Bestform geschultert hatte, tut es um 17 Uhr unter selbem Dach der nun schon 18 Jahre zurückliegenden Uraufführung gleich. Beteiligt ist daran auch der Chor der Hochschule für Kirchenmusik Dresden, deren Rektor Stephan Lennig die Gesamtleitung innehat. Zbigniew Stepniak in der Rolle des Pilatus (Bass), Michael Schaffrath (Tenor, Evangelist), Sylvia Irmen (Alt) und Jana Büchner (Sopran) kommen eine Woche nach dem Konzerttermin in der Leipziger Nikolaikirche erneut dieselben solistischen Gesangs-Aufträge zu, während Martin Strohhäcker seinerseits das Wechseln vom Spieltisch der Ladegast-Orgel im Porsche-Design zu jenem der Sauer-Orgel Hermannstadts bevorsteht. In weiteren Solo-Rollen geringeren Umfangs gemäß des 27. Kapitels nach dem Evangelisten Matthäus sind vier Herren aus den Reihen beider auftretender Chöre zu erleben. Hans Peter Türks „Siebenbürgische Passionsmusik“ nährt sich, obschon sie statistisch dem 21. Jahrhundert anhaftet, stilistisch aus einem merklich breiten Spektrum an Gestaltungsmitteln, worin primär Transsyvaniens alte Flügelaltäre und Fresken ihren Stammplatz haben. Dass die Kassen des Sächsischen Musikrats und des Sächsischen Landtags die Reise der „Meißner Kantorei“ und des Chores der Dresdner Hochschule für Kirchenmusik nach Siebenbürgen freundlicherweise mittragen, entbindet Hermannstadts Zuhörer nicht von einer Eintrittskarten-Berechnung am Konzert-Eingang, wo Tickets zum Preis von 20 Lei oder ermäßigt 10 Lei erhältlich sind. Kostenlos aber erfolgt Montag, am 14. April, um 19 Uhr das Konzert in Klausenburgs Evangelisch-Lutherischer Kirche, dem Georg Christoph Sandmann als Dirigent und Organistin Miroslawa Cieslak am dreimanualigen Instrument von Oskar Walcker (1913) in der sonn- und feiertags auf Ungarisch verkündigenden „Pietati Templom“ voranstehen. Hans Peter Türk hat die „Siebenbürgische Passionsmusik“ den Jahrespreis 2007 des Rumänischen Komponistenverbands eingebracht.