Nicht größte, aber bedeutendste

Dachstuhlsanierung der Evangelischen Stadtpfarrkirche in Hermannstadt beginnt

Blick auf die evangelische Stadtpfarrkirche und das Denkmal von Georg Daniel Teutsch

Projektmanager Valentin Păun, Stadtpfarrer Kilian Dörr und Kustos Frank-Thomas Ziegler
Fotos: Silvana Armat

Hermannstadt - Sibiul începe aici. Hermannstadt beginnt hier. Es ist der Slogan der künftigen Werbekampagne, mit der Hermannstädtern und Touristen bewusst gemacht werden soll, dass Hermannstadt in der evangelischen Stadtpfarrkirche ihren Ausgangspunkt hat. Zurzeit besuchen in den Sommermonaten täglich bis zu tausend Touristen die Kirche. Mehr könnten es werden, wenn der Bau restauriert und als Attraktion eine „Dachboden-Tour“ angeboten wird. Besondere Stellen der historischen Dach- und Deckentragwerke soll man beleuchten und mit erläuternden Täfelchen versehen um ihren besonderen Wert zu unterstreichen, erläuterte Stadtpfarrer Kilian Dörr am Dienstagmittag auf einer Pressekonferenz. Dabei vorgestellt wurde der Beginn der hierfür notwendigen Sanierungsarbeiten.

Aus Mitteln des Operationellen Regionalen Programms und dessen Achse 5 (Entwicklung und Förderung des Tourismus) stehen der evangelischen Stadtgemeinde 12,4 Millionen Lei (davon 9,6 Millionen nicht rückzahlbar) für die Dachstuhlreparaturen zur Verfügung. Am Donnerstag beginnt die Vorbereitung der Baustelle. In einer ersten Etappe wird der Blitzableiter saniert. Dieser wurde zwischen 1905 und 1914 angebracht und entspricht – verständlicherweise – den heutigen europäischen Standards nicht mehr. Das Kirchenschiff ist zurzeit ungeschützt, anlässlich der Sanierung des Huetplatzes wurde jedoch ein Erdungsring durchgeführt. Um den gültigen Regelungen zu entsprechen muss die Kirche mit einem Blitzableitungsschutz versehen sein, der mit dem Blitzableiter des Kirchturms in Verbindung steht.

Dass eine Dachstuhlsanierung dringend notwendig ist, hatten 2007 zwei Expertenteams festgestellt. Das diesbezügliche Projekt wurde 2008 eingereicht, erinnerte Projektmanager Valentin Păun von der Firma GPA Business Management, die dieses Projekt umsetzt. Nach zweijähriger Evaluierung ist der Vertrag bekanntlich im Oktober 2010 unterzeichnet worden, zusammen mit dem 18 Kirchenburgen-Projekt. Die Durchführungsdauer beträgt 40 Monate, durchlaufen wurden bisher die verschiedenen Voretappen zum Besetzen der Baustellenleitung und Auswahl der Baufirma, von denen komplexe Fähigkeiten erwartet werden. Umsetzen wird dieses Renovierungsvorhaben die Hermannstädter Baufirma Sinecon SRL.

Es ist nicht die größte und nicht die schönste Kirche der Siebenbürger Sachsen, aber die bedeutendste, sagte Frank-Thomas Ziegler, Kunsthistoriker und Kustos der Brukenthalsammlung. In ihr wurden sämtliche „VIPs der Sachsen“ begraben, d. h. die Stadtpfarrer, Comes und Bürgermeister, erläuterte er. Der zuletzt in der Kirche Begrabene war Samuel von Brukenthal, hier fand seine letzte Ruhe Mihnea Vodă cel Rău, der zum Katholzismus übergetreten war und drei Jahre lang im Exil in Hermannstadt gelebt hatte. Der heutige Bau wurde zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert errichtet, ihr Inneres wurde der jeweiligen Mode gemäß verändert. Ein großer Teil des mobilen Kulturgutes, das sich bis zum 19. Jahrhundert in der Kirche befand, ist heute im Brukenthalmuseum, das Taufbecken oder das Rosenauer-Wandbild gehören jedoch zu den Sehenswürdigkeiten der Kirche.

Die Sicherheit der Kirchenbesucher ist die erste Priorität, weshalb mit der Sanierung des Dachstuhls begonnen wird, sagte Stadtpfarrer Dörr. Die Renovierungsarbeiten möchte man jedoch fortsetzen – wofür dann ein weiteres Projekt und weitere Mittel nötig sind. Nach der Dachstuhlsanierung wird man die Ferula und die Ferulaempore erneut für Kulturveranstaltungen nutzen können, die wegen „Steinschlag“, d. h. runterfallendem Mörtel, geschlossen sind. Voraussichtlich im nächsten Jahr wird auch die Kirche über einige Wochen für Gottesdienste und Konzerte geschlossen werden müssen, generell aber sollen die Sanierungsarbeiten weder kirchliche Feiern noch Touristen beeinträchtigen.