Reschitza - Am Rande der ersten Tagung über die Zukunft Reschitzas, organisiert vom Prorektor der „Eftimie Murgu“-Universität, Christian Paul Chioncel, und von Altrektor Ion Vela, erklärte Bürgermeister Ioan Popa in kleinem Kreis „die drei Prioritäten“ seines Bürgermeistermandats, die er seit Juni 2016 verfolgt. Öffentlich aber rief er in der Universität dazu auf, den „Alttraum vom Stahl“ zu vergessen, der glänzenden industriellen Vergangenheit der Bersaustadt nicht allzusehr nachzutrauern und offen in die Zukunft zu schauen. Die hätte die Stadt nämlich. In erster Linie wolle er als Bürgermeister die Stadt für Investoren öffnen, attraktiver machen: „Dazu haben wir die Katasteraufnahme der Stadt forciert. Wir wissen nun ziemlich genau, welche Räumlichkeiten, welche Räume und Grundstücke für Investitionen zur Verfügung stehen, denn wir haben heute dazu eine Datenbasis. Daraus ist auch eine Präsentationsmappe gemacht worden. Außerdem war ich viel unterwegs, in Bukarest, Alba Iulia, Kronstadt/Braşov, Großwardein/Oradea, habe an Seminaren und Kongressen teilgenommen, überall dazugelernt und für Reschitza als Investitionsstandort geworben. Das mache ich eigentlich tagtäglich. Leicht ist das nicht. Am 12. und 13. Juli kommt eine Wirtschaftsdelegation aus Serbien, tags darauf tagt der deutschsprachige Wirtschaftsclub DWC Banat in Reschitza – nach ziemlich langer Zeit wieder einmal.“
Zweite Priorität seines Mandats sei die Implementierung der dualen Berufsausbildung in Reschitza. Das ist überall in Reschitza ersichtlich, allein schon an den großflächigen Plakaten, die für die duale Ausbildung werben und an allen Haltestellen des Nahverkehrs in Reschitza zu sehen sind, aber auch an sonstigen exponierten Stellen – etwa den Stadteinfahrten (auch, weil sich, nach gegenwärtigem Stand, die duale Berufsausbildung an Kinder aus dem ländlichen Raum wendet, für welche die Stipendien, die kumuliert vergeben werden – Staat, Firma und Stadt -, ein echter Anreiz sind). Für das Schuljahr 2017/18 gibt es in Reschitza rund 180 Ausbildungsplätze in der dualen Bildung, an drei technischen Kollegien. Leider sind im ersten und zweiten Anlauf erst 46 Ausbildungsstellen besetzt worden und die Hoffnung ruht auf dem letzten Anlauf im Herbst.
Ioan Popa sieht die Akzeptanz der dualen Ausbildung so: „Leider hat in diesem Jahr das Stahlwerk TMK nicht am selben Strang mit uns und dem Schulinspektorat gezogen. Aus meiner Sicht: eine Schande. Ich habe allen klarzumachen versucht, dass duale Berufsbildung gerade in Reschitza ein Rückbesinnen ist, auf die alte deutsche Berufsschule (die bis in die 1950er Jahre funktionierte, als sich ein obergscheiter Reschitzaer Deutscher fand, der als Parteibonze erklärte, Berufe könne man auch in Rumänisch erlernen... übrigens derselbe, der später in der „Kommission“ saß, die über das Schicksal auswanderungswilliger Deutscher entschied, und dann selber auswanderte – Anm. wk) und die Lehrlingsschulen. Ich habe in den Schülerinternaten Ordnung gemacht und alle rausgeschmissen, die dort ungerechtfertigterweise Unterkunft fanden. Schülerinternate sind für Schüler da. Jetzt bringen wir die Schulkantinen auf Vordermann. Ich bin fest entschlossen, Dorfjugend in die Stadt zu holen, auch über die duale Schulbildung.“
Als dritte Priorität seines Mandats sieht Ioan Popa die strukturelle Verbesserung des Nahverkehrs: „Niemand kann den Anspruch erheben, dass die Bürger gern in der Stadt leben, wenn wir ihnen nicht ein Minimum an Lebensqualität bieten. Das heißt auch, nicht gezwungen zu sein, mit dem Stadtbus vom Stadtzentrum bis in die Neustadt fahren zu müssen, und das bei 50 Grad, ohne Lüftung und Klimaanlage, dass dir das Wasser nur so runterrinnt! Ich sehe die Zukunft im zivilisierten Straßenbahnfahren, mit Klimaanlage, Wireless-Internet-Verbindung, im Aqualand aussteigen, sich mit seinen Kindern erholen, sein Leben auch außerhalb der Dienstzeit leben zu wollen. Und zu können. Das ziehen wir durch!“