„Progressive Reprivatisierung“

Massenentlassungen stehen im Reschitzaer Maschinenbauwerk bevor

Reschitza (ADZ) - Die immer aktive Gerüchteküche von Reschitza wusste, dass am 1. April im Maschinenbauwerk UCMR 250 Personen entlassen werden sollen. Dem gegenüber bezog Generaldirektor Cosmin Ursoniu Stellung: Das vorgegebene Datum sei verfrüht, „aber es ist möglich, dass die 250 Arbeitnehmer das Unternehmen um den 15. April verlassen werden“, teilte er den Medien mit. Das genaue Datum hänge vom Ausgang der Gespräche mit den Gewerkschaften ab, die in vollem Gang sind. „Wichtiger ist in meinen Augen aber, dass es uns gelingt, uns auf die 250 zu beschränken ...“

UCMR ist in Insolvenz und kämpft ums Überleben, das vorwiegend vom Überleben des ebenfalls in Insolvenz befindlichen und vom selben Insolvenzverwalter überwachten staatlichen Energiegiganten Hidroelectrica abhängt. Denn über 90 Prozent der Produktion des heute existierenden Reschitzaer Maschinenbauwerks beruht auf Aufträgen der insolventen Hidroelectrica. Auch aus diesem Grund muss UCMR seinen Personalstand adjustieren, wobei es gegenwärtig um die Begrenzung der anstehenden Massenentlassung geht. Auch, weil Massenentlassungen schwer auf dem Haushalt der Arbeitslosenversicherungskasse – letztendlich des Staates – lasten.

Jivomir Tovladia], Präsident der Kreisorganisation Karasch-Severin der CNSLR „Fr²]ia“ und ehemaliger Spitzengewerkschafter des Maschinenbauwerks, will bis zum Abschluss der Verhandlungen mit der UCMR-Unternehmensleitung keinerlei Erklärungen abgeben. Nicht zuletzt auch, weil ein Großteil der Gewerkschafter von UCMR der „Fr²]ia“ angehören.

Die Gewerkschaft „Metal“, Mitglied des Nationalen Gewerkschaftsblocks BNS, hat ihre (separaten) Verhandlungen mit der UCMR-Unternehmensleitung bereits abgeschlossen und ist vor die Medien getreten: „Wir bestehen auf der Ausarbeitung einer gemeinsamen Strategie zwischen Unternehmensleitung und Gewerkschaften“, sagte BNS-Karasch-Severin-Chef Nicolae Drăgan, der aus der Bauarbeitergewerkschaft kommt. „Ich kann dem Herrn Unternehmensdirektor gute Absichten bezüglich des Schicksals dieses Unternehmens zugestehen.

Seine künftigen Demarchen haben unsere Unterstützung“, meinte Drăgan kryptisch. Drăgan betonte bereits auf der Tagung des Präfekturausschusses für Sozialen Dialog, die das Thema UCMR ansprach, dass sein Gewerkschaftsblock darauf bestehe, dass die Regierung im Falle des Reschitzaer Maschinenbauwerks eingreift. „Wir sind so ziemlich alle der Meinung, dass die Probleme von UCMR viel schneller zu lösen wären, wenn die Regierung Farbe bekennen würde“, tönte Nicolae Drăgan.

„Hierin stimmt uns auch die Unternehmensleitung bei. Es geht um die Umwandlung der Schulden in Aktien, wobei der Staat neuerlich Mehrheitsaktionär würde, durch eine Wiederverstaatlichung. Denn es ist für keinen mehr ein Geheimnis, dass die Privatisierung durch die Schweizer INET-AG durch Misswirtschaft gescheitert ist. Wir müssen bloß in unserer eigenen Stadt über die Bersau schauen, um festzustellen, wie die zweite Chance, die dem Hüttenwerk durch TMK geboten wurde, eine Erfolgsstory ist. Nach einer Umwandlung hätte der Staat wieder 61 Prozent der Aktien von UCMR. Das ist eine gute Verhandlungsbasis für eine neuerliche Privatisierung. Ansonsten fürchte ich, dass im Sommer weitere Entlassungen folgen, weil Aufträge nach wie vor fehlen.“

Alles hänge von der Steuerbehörde ANAF und vom politischen Willen ab. Dr²gan schwebt nach tschechischem CEZ-Modell die Schaffung einer Wasserkraftwerksgruppe vor, der Hidroelectrica, UCMR und einige weitere in der Nutzung der Hydroenergie implizierte Unternehmen umfasst, die überregional und grenzüberschreitend tätig werden soll.

„Dass vier Minister nach Reschitza kommen und, wie mein CNSLR-Kollege fordert, sich mit uns Gewerkschaftern an einen Tisch setzen, das halte ich glatt für unrealistisch“, gab sich Drăgan seiner Sache sicher. Zudem habe BNS eine Liste der Vorrangsmaßnahmen für die Sanierung des Unternehmens vorgelegt, unter anderen den Zusammenschluss mit Hidroelectrica, räumliche Beschränkung des Tätigkeitsfelds und aktive Nutzung der vielen innerstädtischen Grundstücke, „progressive Reprivatisierung“, usw.