Schautafeln für mehr Augenmerk auf Transsylvaniens Bánffy-Kulturerbe

Zu den Sponsoren der Hermannstädter Unions-Filiale der Architekten Rumäniens zählt auch Hermann Fabini

Dieses Wendeltreppenhaus hat nichts mit der Wanderausstellung über das Erbe der Familie Bánffy in Transsylvanien zu tun. Aber es ist im selben Haus zu entdecken, unter dessen Dach auch die Filiale Hermannstadt der UAR montags bis freitags zwischen 11 und 16 Uhr ihr Publikum empfängt, und zeigt etwas von der Wohnkultur alter bis sehr alter Jahrhunderte an. Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt – Das Regenwasser, das aus der von Unkraut bewachsenen Dachrinne des markanten Eckhauses am Kleinen Ring/Piața Mică zur Fingerlingsstiege/Pasajul Aurarilor mäßig laut auf die steinernen Fußgängertreppen zwischen Ober- und Unterstadt prasselt, ist auch nebenan im Veranstaltungsraum der Filiale Hermannstadt/Sibiu der Union der Architekten Rumäniens (UAR) nicht ganz zu überhören. Obwohl Niederschläge eigentlich nichts sind, was einem ohnehin schon lange gefährdeten Kulturerbe guttut, können sie dennoch Wunder wirken. Weil das Lesen aller Texte auf den Schautafeln der Wanderausstellung „Moștenirea familiei Bánffy în Transilvania“ (Das Erbe der Familie Bánffy in Transsylvanien) eine gesunde Portion Geduld erfordert, fühlt sich drinnen unter gotisch gewölbter Zimmerdecke der UAR-Filiale das kontinuierliche Plätschern von draußen wie eine Geräuschkulisse an, die erst recht zu Muße beim Anschauen der historischen und modernen Schwarzweißfotos einschließlich ihrer Erläuterungen in wahlweise rumänischer oder englischer Sprache einlädt. Steht man einmal vor diesem detailreichen Informationspaket betreffend das Patrimonium der Bánffy-Großfamilie im vormals zu Österreich-Ungarn zählenden Siebenbürgen, kommt nasskalte Witterung den bis zu 20 Besitztümern des anno dazumal sehr hoch angesehenen Adelsgeschlechts mit etwas Glück wie gerufen. Auch wer noch nie eines dieser teils verfallenen Kulturgüter in Nordwestsiebenbürgen besucht hat, gerät bei Besichtigung der Wanderausstellung leicht in einen Gemütszustand, wo der informativ schwere Eindruck sacken möchte.

Keine Frage, dass die überwiegende Mehrheit der Passanten, die an Türe und Fenster der UAR-Filiale vorbeieilen, wahrscheinlich nicht im Geringsten erahnt, was für Schätze durch Eintritt in den dezent erhellten Ausstellungsraum gehoben werden könnten. Dabei waren die Träger des Namens Bánffy mehr als fünf Jahrhunderte hindurch fortschrittlichste Boten abendländischer Kultur und Baukunst vom Feinsten. Jedes Schloss, jedes Palais, jede Gutshofanlage und jedes herrschaftliche Wohnhaus im urbanen Raum, das nach und nach entweder durch Ankauf oder Vermählung in den Familienbesitz überging, zeigt an, dass Gotik, Renaissance, Barock, Neoklassik, Neobarock und eklektische Architektur-Strömungen mehr als nur kurzlebige Modeerscheinungen ihrer jeweiligen Epoche und Zeit bedeuteten.

Leider ist die Sachlage im postkommunistischen Rumänien dem transsylvanischen Bauerbe der prestigeträchtigen Familie nicht allerorts von Vorteil. In Fügeden/Fugad/Ciuguzel (Kreis Alba) aber konnte Jungbaron Farkas Bánffy das Schloss seiner Vorfahren bereits zu seinem permanenten Wohndomizil erklären, während eine ältere Nachfahrin der Großfamilie das Bánffy-Schloss im Dorf Bon]ida (Kreis Klausenburg/Cluj), anno dazumal wegen seiner Größe und Erhabenheit stolz als das „Versailles Siebenbürgens“ gerühmt, der Stiftung Transilvania Trust auf 49 Jahre Vertragszeit verpachtet hat. Und hoffentlich wird die Zukunft dem baufälligen Bánffy-Palais am Hauptplatz von Klausenburg/Cluj-Napoca noch rechtzeitig grünes Licht für eine gründliche Renovierung erteilen, bevor das auf ihm lastende Chaos gesetzlicher Bestimmungen gar zu einer Gefahr für das 1956 darin gegründete Kunstmuseum der Stadt heranwächst.

2017 hatte die Wanderausstellung über das Erbe der Familie Bánffy in Transsylvanien Premiere gefeiert – in Klausenburg natürlich. Als ihre Kuratoren zu nennen sind Dr. Dan-Ionu] Julean und Dr. Dana Julean vom Unterrichtenden-Team der Fakultät für Architektur und  Städtebau an der Technischen Universität Klausenburg. Ob Zufall oder nicht: Hermannstadts Fingerlingsstiege, wo die Schautafeln noch bis zum ersten Februartag bereitstehen, ist ungefähr genauso alt wie die rückverfolgbare Historie des Bánffy-Stammbaums. Sehr retrospektiv diese Wanderausstellung, klar. Doch mit jeder Person, die sich Zeit für ein Vorbeischauen nimmt, steigen die Chancen auf angemessene Zukunft für das immobile Kulturerbe der Bánffys in Siebenbürgen.