Schwerpunkt tschechische Musik

Abschluss der „Tage der Musik in Orawitza“, sechste Auflage

In der Barockkirche von Orawitza klangen Antonin L. Dworaks „Biblische Gesänge“ in der Interpretation von Aura Twarowska und Manuela Iana-Mihăilescu zutiefst bewegend.
Foto: der Verfasser

Orawitza - Den Petrof-Flügel des Alten Theaters haben die Veranstalter für das Schlusskonzert in die römisch-katholische Kirche bringen lassen. Und die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt von Musikliebhabern, vorwiegend aus der Stadt, aber auch aus Reschitza und Temeswar, aus Österreich, der Schweiz und Deutschland. Die aus Orawitza stammende Seele des Festivals, die Konzertpianistin und Musiklehrerin Manuela Iana-Mihăilescu, meinte denn auch mit unverhohlener Genugtuung: „Ich habe zum ersten Mal das Gefühl, dass unser Musikfestival angenommen ist.“

Manuela Iana-Mihăilescu und ihr Ehemann und Konzertpartner Dragoş Mihăilescu waren zweihändig oder als Klavierbegleitung der Mezzosopransängerin Aura Twarowska von der Wiener Staatsoper oder als Partner der Cellistin Alexandra Guţu von der Temeswarer Philharmonie „Banatul“ unaufhörlich, mehr oder weniger diskret, präsent und haben auch durch die Musikwahl den Abschlussabend bestimmt. Seit der zweiten Ausgabe der „Tage der Musik in Orawitza“ wird der Abschlussabend nämlich der Musik eines Volkes gewidmet. Und weil die Zeit um Mariä Himmelfahrt für die Tschechen des Banater Berglands Wallfahrtszeit nach Maria-Tschiklowa bei Orawitza, der zweitwichtigsten Wallfahrtskirche des Banats (nach Maria-Radna) ist, entschieden die Veranstalter, den diesjährigen Abschlussabend, der um dieselbe Zeit stattfand, der tschechischen Musk zu widmen. Zum Highlight des Abends gestaltete sich die Interpretation der zehn „Biblischen Gesänge“ von Antonin Leopold Dworák durch Aura Twarowska in der Klavierbegleitung von Manuela Iana-Mihăilescu. Die Sängerin hatte Dworáks Vertonungen der Hymnen Salomons in zwei Gruppen von je fünf Gesängen geteilt. Jede Hymne rezitierte Aura Twarowska zuerst in rumänischer Sprache, um sie dann im tschechischen Original, mit einer sehr einfühlenden und intensiven Klavierbegleitung durch Manuela Iana-Mihăilescu, zu interpretieren. Der Kirchenraum schien wie geschaffen für dieses berührende Musikerlebnis.

Ähnlich beeindruckend war in diesem Rahmen die Interpretation von Dworáks „Ave Maria“, gerade am Himmelfahrtstag, durch Aura Twarowska, die Cellosoli von Alexandra Guţu und den Pianisten Dragoş Mihăilescu. Die Akustik dieses Raums in einer der ältesten römisch-katholischen Kirchen des Banats kam auch den Cello-Interpretationen sehr zugute und Dworáks publikumswirksames „Rondo“ oder seine „Humoreske“ (Alexandra Guţu und Dragoş Mihăilescu) fanden begeisterten Beifall.
Etwas Wehmut klang mit, als Manuela Iana-Mihăilescu in einer ihrer Moderationen bemerkte: „Ich habe mir vorgestellt, wie das Stück geklungen hätte oder klingen würde in einem der Salons von Orawitza.“ Sie hatte sich nämlich, als Überraschung des Abends, für zwei Uraufführungen entschieden, zwei Walzer von Antoniu Sequens, einem im Banater Bergland lebenden Tschechen, der als Komponist und Regens Chorii gewirkt hatte und dessen Nachlass noch nicht vollständig aufgearbeitet ist. Der Pianistin waren daraus jüngst fünf „Salonwalzer“ fürs Klavier anvertraut worden, von denen sie vergangene Woche zwei erstmals zu Gehör brachte.