Tradition statt Innovation

Temeswar feierte den Tag der Deutschen Einheit

Zwei zurückgetretene Persönlichkeiten: Susanne Kastner im Gespräch mit dem ehemaligen Bürgermeister der Stadt Temeswar, Gheorghe Ciuhandu
Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar - Der Festakt anlässlich des Tags der Deutschen Einheit, der seit inzwischen zwölf Jahren in der Temeswarer Staatsoper gefeiert wird, überrascht kaum noch jemanden: Franz Lehárs „Wie die Weiber man behandelt“ aus seiner „Lustigen Witwe“ gehört genauso zum Programm wie der „Can-Can“ von Jacques Offenbach und die Arien von Giuseppe Verdi. Leichte Variationen können davon nicht ablenken, dass die Veranstalter lieber auf ein bewährtes Rezept setzen, statt auf etwas Neues, etwas Verrücktes. Immerhin hat sich seit 2012 eine neue Tradition eingeschlichen: Den Auftakt machte auch in diesem Jahr eine Volkstanzgruppe. Diesmal wurden junge Paare aus dem Banater Bergland nach Temeswar/Timişoara eingeladen.

Deutlich interessanter waren die Ansprachen: Der neue/alte Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, Rolf Maruhn, machte seine Rückkehr noch einmal offiziell bekannt. Er sei wieder da, scherzte Maruhn, betonte aber auch gleichzeitig, dass auch das Konsulat noch da sei mit Verweis auf die drohende Schließung vor zwei Jahren. Dass die Temeswarer ihr deutsches Konsulat behalten durften, war unter anderem der Verdienst der ehemaligen Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Susanne Kastner. Die Sozialdemokratin setzt sich seit 1991 sowohl politisch als auch sozial für das Land ein. Fast genauso lang war Kastner als Bundestagsabgeordnete tätig. Nach einer 24jährigen Laufbahn beendet die Abgeordnete am 22. Oktober offiziell ihr letztes Mandat.

Sowohl Maruhn als auch der Abgeordnete der deutschen Minderheit, Ovidiu Ganţ, nutzten die Gelegenheit, Kastner für ihr Engagement zu würdigen. Es sei ihr Verdienst, dass Rumänien in die Europäische Union aufgenommen wurde, meinte Ganţ in seiner Ansprache. Maruhn erinnerte daran, dass Kastner sich schon zweimal dafür eingesetzt hat, dass das Konsulat inTemeswar nicht geschlossen wird. Sie wiederum betonte in ihrer Ansprache noch einmal, dass es noch für eine lange Zeit in Temeswar bleiben wird. Und das Gleiche gilt auch für sie. Obwohl sich Kastner als Bundestagsabgeordnete verabschiedet, bleibt sie Rumänien weiterhin treu. Sie möchte ihre sozialen Projekte, darunter ein Waisenhaus in  Stadt Lippa/Lipova, fortsetzen und sich auch wie bisher für die Belange der deutschen Minderheit und die Beziehungen der beiden Länder einsetzen.

Die Tourismusministerin Maria Grapini konnte nicht persönlich an dem Festakt teilnehmen, hatte aber eine Ansprache vorbereitet, die einer ihrer Vertreter vorlas. In ihrer Rede ging die Unternehmerin besonders auf die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern ein.  Deutschland sei der wichtigste Wirtschaftspartner Rumäniens, hieß es in Grapinis Festrede. Ovidiu Ganţ betonte später, dass durch die deutschen Unternehmen auch Zehntausende Arbeitsplätze in Regionen wie dem Banat entstanden sind. Neben den Vertretern der Regional- und Ortsforen, den Leitern der deutschsprachigen Kultureinrichtungen sowie der deutschen Wirtschaft, nahmen an der Festlichkeit auch der jetzige Bürgermeister Nicolae Robu, sein Stellvertreter Traian Stoia sowie der Kreisratsvorsitzende Titu Bojin teil. Auch Ex-Bürgermeister Gheorghe Ciuhandu, der mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet werden soll, gehörte zu den Gästen.