Hermannstadt - Er dürfe träumen, hatten die Veranstalter der Tagung Dr. Daniel Zikeli gesagt. Der Bischofsvikar und stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Vereins Evangelische Akademie Siebenbürgen (EAS) sollte eine Zukunftsvision der Zusammenarbeit zwischen Evangelischer Kirche A. B. in Rumänien (EKR) und EAS vorstellen.
Manche der insgesamt 13 „Visionspunkte“ beinhalteten keine Traumgebilde, sondern durchaus realisierbare Ideen, sodass Dr. Hans Klein am Schluss der Diskussion meinte, Dr. Zikeli solle beauftragt werden, die Visionen umzusetzen. Die Tagung mit dem Titel „Ein Austausch zur Zukunft der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien und der Evangelischen Akademie Siebenbürgen“ fand am Freitag und Samstag von der EAS und dem Evangelischen Freundeskreis Siebenbürgen organisiert, im Hans-Bernd-von-Haeften-Tagungshaus unter zahlreicher Beteiligung eines interessierten Publikums statt.
Der „Grundtraum“ von Dr. Daniel Zikeli lautet: Die EKR und die EAS brauchen einander. Die EAS könnte eine Plattform des theologischen Reflexionsprozesses bieten und ihre Tätigkeit innerhalb der EKR durchführen, deren Sprachrohr sie werden kann. Innerhalb dieses Rahmens entwickelte Dr. Zikeli die 13 Visionen einer möglichen Zusammenarbeit. So könnte die EAS einen Beitrag leisten im Suchen nach dem lutherischer Profil der EKR und also identitätsstiftend und -bewahrend wirken, die EAS könnte zu einer Bildungsinstitution der EKR werden und dabei Programme für den Religionsunterricht entwickeln und gemeinsam mit der EKR kompetente Religionsbücher herausgeben.
Die EAS könnte ein strenger Beobachter des gesellschaftlichen Lebens werden und ihre Erfahrung in gesellschaftsrelevanten Fragen der EKR zur Verfügung stellen. Die EAS könnte ein Hindernis auf dem Weg des Vergessens der rumäniendeutschen Gemeinschaft sein, d. h. Fragen der Vergangenheitsaufarbeitung allgemein aber auch jene von totalitären Systemen aufgreifen. Die EAS könnte den Rahmen und Raum bieten für Kirchentage, Rüstzeiten, Bibelstunden usw. aber auch, zusammen mit der EKR, den ökumenischen Dialog noch vertiefen und die Initiative zur Gründung des Ökumenischen Rats übernehmen. Angesichts dieser Möglichkeiten, könnte die EKR für die EAS Fördermittel bereithalten und einer ihrer Pfarrer das Amt des Akademieleiters übernehmen.
Die Visionen einer künftigen Zusammenarbeit zwischen EAS und EKR stellte der Bischofsvikar vor, nachdem EKR-Bischof Reinhart Guib über die Zukunft der Kirche referiert hatte. Er unterbreitete seinen bei der Einführung lancierten Grundsatz, „Kirche für alle und alle für die Kirche“, für dessen Verwirklichung erste Schritte getan worden sind. Aufgrund der Überlegungen, dass die Gemeinden gestärkt, diese jedem Heimat bieten sollen, die vielen Aufgaben auf wenig Mitarbeiter zu verteilen sind, der Kooperation mit Institutionen aus anderen Bereichen im Land und jenseits der Landesgrenzen, des Erhalts des Kulturerbes als Grundlage für die Gesellschaft von morgen und des Optimismus über ein Weiterbestehen, selbst wenn von manch Bekanntem Abschied genommen werden muss, wurden fünf Arbeitsgruppen gebildet. Diese bestehen aus geistlichen und weltlichen Mitarbeitern und sollen für ihre jeweiligen Bereiche von der Ist-Situation ausgehend einen Tätigkeitsplan ausarbeiten. Die Ergebnisse werden bis zum 18. September eingereicht und sodann von Pfarrversammlungen diskutiert. Mögliche Beschlussfassungen möchte man der Landeskirchenversammlung Ende November vorlegen. In der Arbeitsgruppe zum Thema Kommunikation wurde auch die Zusammenarbeit mit der EAS thematisiert.
Die Tagung hatte mit einem Rückblick auf die Tätigkeit der EAS in den ersten 20 Jahren ihres Bestehens begonnen, den Dorothea Koch-Möckel bot. Sie ging auf die Gründung der EAS und das Leben ihres Gründers Gerhard Möckel ein und den Werdegang der EAS von einer Institution, die von der EKR anfangs abgelehnt und schließlich voll angenommen wurde. Am Samstagnachmittag boten der EAS-Vorstandsvorsitzende Dietrich Galter, Prof. Dr. Klaus Fitschen von der Theologischen Fakultät der Uni Leipzig und Prof. Dr. Andrei Marga, der Rektor der Babe{-Bolyai-Universität in Klausenburg/Cluj weitere wichtige Grundlagenideen für die Zukunft der EKR als deutschsprachige evangelische Kirche in Rumänien und Ostmitteleuropa, deren Bildungsauftrag und sozialpolitische Rolle von besonderer Bedeutung ist.