Vier Banater Restaurierungsobjekte 2021

Ambulanz für Denkmäler wird im Sommer in Bokschan, Banlok, Gier und Hopsenitz aktiv

Noch in den 1970-80er Jahren war der mit Bänken gesäumte Pfad, der entlang des Kanals von der Bersau zum Beschickungsturm – im Bild – durch eine Allee alter Platanen führt, ein beliebter Spazierweg der Bokschaner. Nach 1990 haben die sukzessiven Administrationen der Stadt sämtlich die Instandhaltung des Spazierwegs durch die Industriegeschichte von Bokschan ignoriert und vergammeln lassen. Foto: Zoltán Pázmány

Bokschan/Temeswar – Vor zwei Jahren griff die „Ambulanz für Denkmäler“ im Banater Bergland erstmals ein: sie restaurierte zwei Wassermühlen in der Almascher Senke, eine in Rud²ria/Eftimie Murgu, die andere in Prigor. Im kommenden Sommer wollen die Denkmalschutz- und Restaurierungs-Volontäre die arg vom Verfall bedrohten Reste der Eisenverhüttung in Deutsch-(Montan-)Bokschan restaurieren, den Beschickungsturm des Hochofens, der in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Boc{a Montan² steht, und das dazugehörige Umleitungssystem der Bersau, durch das über ein Stauwehr und einen Kanal (der Bohemien und Künstler Tibor von Bottlik nannte den von im Jahr 1867 gepflanzten Platanen gesäumten Kanal „Bokschaner Venedig“) Kühlwasser zum Hochofen umgeleitet wurde.

Die Restaurierungsarbeiten an den Resten des Bokschaner Hüttenwesens (dessen Tradition rund 300 Jahre zurückreicht) sollen zwischen dem 9. und 30. August durchgeführt werden. Wer mitmachen möchte, möge sich bis am 31. März vormerken lassen (über E-Mail: ambulantapentrumonumente
@prinbanat.ro, oder über die Mobilfunknummer 0720-027690 - Ioana Tiran).

Die Arbeiten zur Konservierung und teilweisen Wiederinstandsetzung dessen, was von der Eisenverhüttung in Bokschan übriggeblieben ist, geschieht in zwei Etappen. Zuerst wird sowohl im Umfeld des Beschickungsturms, als auch entlang des Kanals und des ehemaligen Stauwehrs alles von wildwuchernder Vegetation gesäubert, auch von den Verfallsresten und herabgestürztem bzw. losgelöstem Schutt, um sich anschließend ein klares Bild vom jetzigen Zustand der Anlage machen zu können. Daraufhin folgen Konsolidierungs- und Wiederinstandsetzungsarbeiten, die nicht zuletzt der Sicherheit von Besuchern oder Vorbeikommenden dienen sollen.

„Im Fall des Beschickungsturms müssen wir eine neue Überdachungsstruktur schaffen“, schreibt „Ambulan]a pentru Monumente“, „deren Entwurf wir nachvollzogen haben nach den Resten der Originalstruktur, die im und um das Denkmal gefunden wurden. Es wird eine Holzstruktur, die mit Wellblech bedeckt wird, wie ursprünglich. Danach montieren wir ein Gerüst, von dem aus die Wände des Bauwerks untersucht und ausgebessert werden. Auch die zwei Werkhallen daneben werden gründlich restauriert und alles, was nicht mehr existiert, wird ersetzt. Das ganze Ensemble soll zum Schluss unseres Einsatzes zumindest verlässlich Sicherheit bieten für jeden Besucher.“

Das Hüttenwesen geht in Bokschan auf den Beginn des 18. Jahrhunderts zurück (in Deutsch-Bokschan auf das Jahr 1739, in Alt- und Neuwerk rund 20 Jahre früher). Die „Ambulanz für Denkmäler” schätzt berechtigterweise, dass die Industriearchitektur von Bokschan „von den Zeiten vergessen zu sein scheint, nicht aber von der Gemeinschaft“. Und dieser will man entgegenkommen mit der Augustaktion.

Ebenfalls in diesem Jahr wird die „Ambulanz für Denkmäler“ im Banat die römisch-katholische Kirche von Hopsenitz/Ofseni]a, Gemeinde Banlok, renovieren, die dem Heiligen Wendelin geweiht ist, das Csávossi-Mausoleum/die römisch-katholische Kirche von Bobda, Gemeinde Tschene, sowie das Getreidelager von Gier/Giera, nahe der serbischen Grenze.
Das Projekt „Ambulanz für Denkmäler“ ist 2016 ins Leben gerufen worden, als ausdrückliche Reaktion auf das fehlende Interesse der öffentlichen Autoritäten für die Sanierung und Instandsetzung und -haltung von Denkmälern, sowie um dem rapiden Verfall dieser Denkmäler entgegenzuwirken. Volontäre, örtlich ansässige Handwerker und Ortsansässige tun sich zusammen unter Aufsicht von Denkmalschützern und Fachleuten in der Konservierung und Restaurierung von Denkmälern und leisten Dringendstes. Der englische Thronfolger, Prinz Charles von Wales, gilt als der prominenteste Unterstützer des Projekts.