Hermannstadt - Die Kinder fragen oft, wie man früher ohne Internet und Handy gelebt hat. Für sie scheint das Leben ohne die moderne Technologie unvorstellbar zu sein. Umso weniger können sie sich den Alltag im Mittelalter vorstellen. Nichtsdestotrotz wagten sich 19 tapfere Schülerinnen und Schüler des Brukenthalgymnasiums am Wochenende, einen Sprung in das „Leben im Mittelalter“ zu tun. Das Seminar zu diesem Thema wurde in Michelsberg/Cisnădioara von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Jugendorganisationen in Rumänien (ADJ) organisiert.
Die Entscheidung, das Mittelalter zu erforschen, dürfte den jungen Zeitreisenden nicht allzuschwer gefallen sein, da sie weder auf warme Betten noch auf ihre geliebten Handys verzichten mussten. Entsagen sollten sie hingegen dem Gebrauch des Rumänischen zugunsten der deutschen Sprache bei den Programmpunkten. Das Seminar wurde als eine Sprachförderungsmaßnahme gedacht. Die Organisatoren aber auch die Teilnehmer achteten penibel darauf, denn der Fehltritt des Einzelnen bedeutete Punkteabzug für die ganze Gruppe. Eingeteilt worden waren die Kinder in fünf dergleichen.
Viel wichtiger war jedoch das Vertiefen des Gelernten über die sächsische Gemeinschaft in Siebenbürgen. Die teilnehmenden Kinder besuchen die 6. oder 7. Klasse und kennen Einiges über die Strukturen der deutschen Gemeinschaft aus dem Fach „Geschichte und Traditionen der deutschen Minderheit“. Nun konnten sie ihr theoretisches Wissen am Beispiel Michelsberg anwenden. Wie sieht ein typischer Bauernhof aus? Warum stehen die Häuser im historischen Dorfkern so nahe aneinander? Warum wurde das Dorf ausgerechnet an dieser Stelle angelegt? Welchen Berufen gingen die Dörfler nach und wie verteidigten sie sich vor den Angreifern?
Der Besuch der Michelsberger Burg durfte selbstverständlich nicht fehlen. Nachdem die Schüler Neues über die Verteidigungsanlagen und die Kirche gelernt hatten, stellten sie im Burghof die Schlacht von Hammersdorf/Guşteriţa nach. Hunderte von Schneebällen sausten durch die Luft, doch am Ende gab es keine Verwundete. Ein weiteres spannendes Spiel ging durch das ganze Wochenende hindurch. Jede Gruppe und jeder Teilnehmer erfand und malte für sich eine Fahne. Diese galt es zu verteidigen, denn wer am Ende die meisten Fahnen hatte, bekam auch die meisten Punkte. Gute Verstecke gab es anscheinend nicht genug, weil sich am Ende der Veranstaltung ganze 11 Fahnen in den Schuhen einer einzigen Person befanden.