Hermannstadt – Ortrun Rhein führt durch die Zimmer des Carl-Wolff-Hospiz. Es ist ein beengendes Gefühl, die Kinder in ihren Betten liegen zu sehen, hilflos, manche fast ohne Regung. Ein Junge lacht auf dem Flur, als die Mitglieder des Lions Clubs an ihm vorbeigehen. Sie winken, doch scheint der Junge dies nicht mehr wahrgenommen zu haben. Ortrun Rhein erzählt ausführlich die Leidensgeschichten und Umstände, wie die Kinder in das Hospiz nach Hermannstadt/Sibiu gekommen sind. „Als Ionela zu uns kam, haben wir die ersten zwei Nächte bei ihr gesessen, sie in den Arm genommen und an die Brust gehalten, damit sie nicht vergisst, zu atmen. Wir hatten immer das Gefühl, das Kind hört auf zu atmen, weil es gar nicht mehr weiß, wie das geht.“
Der Hermannstädter Lions Club hatte dem Kinderhospiz einen Sterilisator gespendet und an diesem letzten Donnerstag im April waren die Mitglieder um Präsident Gabriel Tischer gekommen, um ihn Ortrun Rhein und dem Kinderhospiz symbolisch zu übergeben. Ein Gerät, wie Rhein erklärt, dass zur Standardausstattung in der Behandlung von schwerkranken Kindern gehört. „Ohne dieses Gerät wirst du als medizinische Einrichtung nicht sehr ernst genommen.“ Für die Mitarbeiter ist der Sterilisator eine Erleichterung ihrer Arbeit und für die Kinder ein zusätzlicher Schutz.
„Wir haben viele Kinder, die Fläschchen bekommen und diese Fläschchen müssen ordentlich sterilisiert werden. Mit einem einfachen Auswaschen, wie zu Hause, ist es nicht getan. Dieses Gerät ist die sicherste Methode, dass keine Keime zurückbleiben. Die Kinder haben alle ein sehr anfälliges Immunsystem, sodass sofort Infektionen im Rachen und Mund auftreten würden.“
Ein einfaches Gerät kostet 1000 Lei, erzählt Ortrun Rhein, doch es gibt ganz unterschiedliche Modelle. Gehört es nicht zum „STAS“, ist es also nicht vom Staat als Standard durch eine Verordnung genehmigt, ist ein aufwendiges bürokratisches Verfahren notwendig. „Das standardisierte Gerät ist natürlich ein bisschen teurer, was mir aber im ersten Moment nicht bewusst war, als der Lions Club uns anbot, ein solches Gerät zu kaufen. Ich habe dann nochmal mit Jürgen Porr geredet und ihm vorgeschlagen, dass wir den Rest bezahlen, denn wir brauchten das Gerät unbedingt. Der Club hat dann aber entschieden, dass wir das ganze Geld bekommen sollen.“ Gerhard Tischer ergänzt leise: „Wir machen keine halben Sachen.“
Tischer ist seit einem Jahr Präsident des Hermannstädter Lions Clubs. „Mein Ziel war es, als ich das Mandat vor einem Jahr übernommen habe, ein neues Projekt zu starten. Von einem unser Gruppenmitglieder kam die Idee, beim Hospiz anzufragen, ob wir dort unterstützen können. Herr Dr. Paul Porr hat dann die Verbindung aufgenommen und so kam es zustande, dass wir das Gerät gekauft haben.“
Es gibt ein gemeinsames Foto mit Ortrun Rhein und die Leiterin macht deutlich, dass das Hospiz kein ausschließlich trauriger Ort ist. „Wir feiern die Geburtstage sehr groß, denn es kann durchaus der letzte Geburtstag sein. Wir kaufen ihnen neue Kleider und Hosen, versuchen den Tag so zu gestalten, wie du es auch zu Hause machen würdest, für dein Kind. Auch wenn die Kinder nicht alles über den Verstand mitbekommen, über das Gefühl spüren sie sehr viel. Das Kind bleibt ja wach bis zum Schluss und dann soll es zumindest freundlich wach bleiben. Über alles andere entscheidet der liebe Gott.“
Und das Hospiz ist auch ein Ort der Kämpfer. Ionella kam vor einem Jahr. Ihr Gehirn schrumpft, seine Funktion lässt nach und irgendwann wird ihr Herz aufhören zu schlagen. Ihre Lunge ist ständig übereitert und muss immer wieder abgesaugt werden. Eine Infektion folgt der nächsten, an manchen Tagen kommt nur Eiter raus, erzählt Ortrun Rhein. „Und sie lebt trotzdem“, fügt sie nüchtern, mit einem vereinnahmenden Lächeln hinzu.