Anina -Die Bewohner des Aninaer Stadtteils Brădet – eine am alten Weg von Steierdorf nach Orawitza mitten im Wald gelegene Wohnsiedlung, eher eine Art Weiler – wandten sich an die Reschitzaer Lokalpresse und baten um Unterstützung im Kampf gegen das, was sie eine „Wolfsplage“ nennen: die Wolfsrudel hätten jede Scheu vor den Menschen verloren und bei ihnen, die sich hauptsächlich mit Viehzucht beschäftigen, bereits argen Schaden angerichtet.
Sie schicken eine Aufzählung des konkreten bisherigen Schadens, die so enorm klingt, dass die Jäger sagen, sie sei nicht glaubhaft: 22 Kühe, 30 Pferde, sieben Esel, 34 Schafe und sieben Schweine seien bereits gerissen worden, behaupten die Unterzeichner und geben auch die Namen einiger der Geschädigten an, u. a. Elena Popa, Tiberiu Lazăr, Victor }aiga und Vasile Calena.
Die Zahl der Wölfe in den einzelnen Rudeln und die Zahl der Wolfsrudel in der Umgebung von Anina sei sehr groß, schreiben die Bewohner von Brădet und vermuten, dass die Wälder von Jägern und Wilderern (sowie von Fallenstellern) vom Wild geleert sind und die Wölfe vor Hunger auf die Überfälle auf das Nutzvieh angewiesen sind. Die bisherigen Appelle um Hilfe an den Kreisverband der Jäger und Sportangler AJVPS seien unbeantwortet geblieben. Mit einiger Ironie schreiben sie, es werde wohl erst etwas gegen die Wölfe unternommen, wenn sie einen Touristen anfallen oder auf den Straßen von Anina gesichtet werden. „Die Überfälle der Wölfe passieren tags wie nachts“, schreiben die offensichtlich erschreckten Bewohner von Brădet, „und Tatsache ist leider auch, dass sie in den Wäldern kaum noch Futter vorfinden und deshalb, vom Hunger getrieben, unter den Menschen auftauchen und deren Haustiere reißen. Inzwischen können Wölfe bereits auf allen Hügeln rund um Anina am helllichten Tag gesehen werden.“
Der Schaden, den die Wolfsrudel in den Tierbeständen angerichtet haben, gehe in die Zehntausende Lei, schreiben die Bewohner von Brădet. Den höchsten Schaden musste bisher Vasile Calena verkraften: 12.300 Lei. Sie seien sich bewusst, dass sie das Geld niemals wiederkriegen werden, dessen sie durch die Wölfe verlustig wurden, schreiben sie (zumal sie ihre Tiere auch nicht versichert haben), aber sie hoffen, dass zumindest nach dem Veröffentlichen ihres Schreibens jemand etwas gegen die Wolfsplage unternimmt „und die Wölfe wenigstens erschreckt“.
Die Meinung von Mircea Ciobanu, dem langjährigen Leiter von AJVPS Karasch-Severin, ist bekannt: „Der Wolf an sich stellt für die Jäger ein geringes praktisches Interesse dar. Statistisch und als Trophäe ist er zwar meist für ein Mal interessant, aber nur wenige Jäger tun sich die Mühen der schwierigen Wolfsjagd an. Die Abschussprämien sind ebenfalls gering. Allerdings sind auch die Viehzüchter in erheblichem Maße schuld, wenn ihnen Nutztiere gerissen werden, denn sie halten ihre Tiere jahrein-jahraus im Freien und seltenst unter Aufsicht und für den Wolf sind diese Tiere nun mal einfach eine Beute.
Der Wolf macht keinen Unterschied zwischen Wild und Nutztier. Und da die Wölfe durch die vielen frei herumgrasenden unbeaufsichtigten Nutztiere über reichlich Beute, also Nahrung, verfügen, vermehren sie sich eben in den letzten Jahren auch übermäßig. Und nicht nur im Großraum Anina.“
Zu den Brennpunkten der Schadensmeldungen durch Wölfe gehören neben Anina das Almasch/Almăj-Tal und die einsameren Gehöfte in den nördlichen Randgebirgen der Donau und zunehmend auch die Gegend südöstlich von Reschitza, der relativ dicht besiedelte Raum zwischen Doman und Iabalcea-Kraschowa/Caraşova mit seinen vielen Sennhütten („Sălaşe“), wo die Nutztiere ebenfalls langfristig unbeaufsichtigt leben und von wo die Besitzer immer häufiger die Präsenz streunender Wolfsrudel melden.