Arader Vereinstreffen mit Schweineschlacht

Wirtschaftsleute auch auf Traditionspflege bedacht

Es ist mehr, als nur geselliges Beisammensein, wenn sich der Arader Deutsch-Rumänische Wirtschaftsverein DRW Anfang des Jahres zusammensetzt, Bilanz zieht und für das gerade angelaufene Jahr plant. Es ist nämlich nicht das erste Mal, dass der Wirtschaftsverein der Arader Unternehmer und Werksleiter banatschwäbische Tradition pflegt. Die Mitglieder des Vereins schlachten nämlich ein Schwein, lassen banat-deutsche Traditionen in Sachen Schweineschlacht aufleben und gleichzeitig vermitteln sie ihren Kollegen aus Deutschland, was ein „Sautanz“ ist. Aus logistischen Gründen ist der Bauernhof von Club-Mitglied Johann Henger Veranstaltungsort von Schweineverarbeitung und Fest danach.
Man kann es drehen und wenden – diesmal nicht das Schwein – wie man will: Wenn es mundet tagt es sich besser; und eine Sitzung, die von Szegediner Gulasch oder Schweinebraten unterbrochen wird, die lässt sich leichter über die Runden bringen. Es bleibt jedem Einzelnen überlassen, was er denn länger fand: die Liste der besprochenen Themen oder dann doch die Anzahl der Gerichte auf der Speisekarte.

Genauso wie die Schweineschlacht als wichtiger Bestandteil der Nahrungsmittelsicherung für ein ganzes Jahr bei den Schwaben galt, so ist ein solches Ereignis auch zum wichtigen Teil des Januartreffens des Arader Wirtschaftsvereins mutiert. „Schweineschlacht war einst im Banat mit Nachbarschaftshilfe, Hilfe durch die Verwandten und auch Armenhilfe verbunden“, sagt der aus Perjamosch/Periam stammende und seit etwa vier Jahrzehnten in Deutschland lebende Manfred Engelmann. Was zur Debatte kam, war jedoch mindestens so gewichtig wie Schweinefleisch: weitere Berufsschulklassen im dualen Ausbildungssystem in Arad, die Gründung einer solchen Einrichtung mit Landwirtschaftsprofil in Sanktanna/Sântana, die Vergabe von Exzellenzpreisen seitens des DRW, aber auch vereinfachte Kommunikationswege zwischen den Vorstandsmitgliedern, die sich künftig bei einer Rund-Mail mit einer Antwort nicht übermäßig Zeit lassen dürfen. „Die Arader stehen in Sachen Lokalpatriotismus sehr schlecht. Kaum jemand weiß, was in Arad hergestellt wird“, sagt Vereinspräsident Manfred Engelmann und will in diesem Jahr der Veranstaltung „Gefertigt in Arad“ auf die Beine helfen. Vorstandsmitglied Waldemar Steimer peilt ebenfalls ein Image-Thema an: Bei den Festtagen der Stadt Arad sollte der Wirtschaftsverein mit einem eigenen Stand vertreten sein.

Neben den bisher existierenden Profilen an der Aurel-Vlaicu-Schule sollen ab kommendem Herbst mit dem Instandhaltungsmechaniker bzw. dem Elektromechaniker neue Berufsbilder für die Dual-Klassen hinzukommen. Die Schulbehörde beabsichtigt, bis zum 29. April die Bildungseinrichtungen zu inspizieren, die neue Berufe in ihr Lehrprogramm aufnehmen. „Das wäre gerade noch rechtzeitig, um für die neuen Klassen Schüler zu gewinnen“, sagt Bernd Böse, stellvertretender Vorsitzender des DRW und Geschäftsführer des Güterwaggonbauers Astra Rail, ein Unternehmen, das viele Schüler der Berufsschule als Praktikanten aufgenommen hat. Im Falle der geplanten Berufsschule in Sanktanna sagt der Consulter Johann Henger, dass die Bereitschaft für eine solche Schule gegeben sowie der lokale Träger ausgemacht ist und dass nun klare Kompetenzen verteilt werden müssen. „Aus unserem Ort stammt schließlich mit Stefan Hell ein Nobelpreisträger. Auch das verpflichtet“, so Johann Henger.