Banater Ethnien zeigen sich im Tanz- und Eilschritt

Zukunft der Brauchtumspflege von Ideenvielfalt geprägt

Karin Lauer (rechts) aus Kleinbetschkerek/Becicherecu Mic und ihre Tanzgruppe. Über das Ensemble „Cavaleria tradi]iilor“ fördert sie deutsches Kulturgut, aber auch solches anderer Ethnien. Unterstützter ist seit Jahren Raimond Rusu, der seit letztem Jahr auch Bürgermeister der Gemeinde bei Temeswar ist. Einen guten Kontakt pflegt Lauer auch zu den deutschen Foren in Temeswar und Billed. Foto: Ioan Tasi

Die Klänge der Musik, die Trachten, Lieder und Tänze, spezifisch für die traditionellen Ethnien im Banat, locken jedes Jahr Schaulustige zum Festival der Ethnien ins Dorfmuseum, an den Stadtrand von Temeswar/Timişoara. Nach wie vor gibt es dort Kleingebäck, traditionelle Gerichte, erfrischende und auch „harte” Getränke. Die Eile aber, mit der die Veranstalter aus dem Zentrum für Volkskunst und Kultur die Trachtengruppen in diesem Jahr durch die Veranstaltung am vergangenen Wochenende führten, verblüffte.

Zum einen ist Ciprian Cipu (mit seinen deutschen Wurzeln) ja ein Verfechter von Genauigkeit, und in Sachen Choreografie hat er hierzulande ebenfalls nur wenige auf Augenhöhe. Zum anderen hatte sich jede Ethnie in ihrem Hof die Mühe gemacht, die Gäste zu bewirten, musste sich aber mit einem Kurzaufenthalt dieser begnügen, der sie längst nicht belohnte. Folgendes Alibi könnte dafür herhalten: Die Veranstalter und aktiven Teilnehmer fürchteten einen Regenschauer, von denen es in den Tagen um das Festival genug gab. Das kommende Jahr könnte dieses Alibi bestätigen oder auch platzen lassen.

Zwar wird Kultur- und Brauchtumspflege bei den zuständigen Behörden groß geschrieben, viel Aufwand wird betrieben und die Verbände der Minderheiten und die Kulturhäuser übertreffen sich in ihren Versprechungen, trotzdem scheint es – zumindest gelegentlich – an Ernsthaftigkeit zu mangeln. Mehr als eine Stunde nach Beginn des Festivals wusste nämlich nicht einmal Ciprian Cipu, Direktor des Kulturzentrums und Hauptveranstalter, warum die Volksgruppe der Tschechen nicht anwesend war, obwohl diese ihre Präsenz zugesagt hatte.

Die Patenschaft der diesjährigen Veranstaltung hatte die deutsche Minderheit inne. Dementsprechend begann der Trachtenumzug im schwäbischen Bauernhaus – errichtet nach dem Muster der traditionellen Gebäude in Billed/Biled. Die Blasmusik war ebenfalls deutscher Prägung: Die Matthias-Henschel-Kapelle aus der Kleinstadt Rekasch/Recaş begleitete durch das Dorfmuseum, zu allen Bauernwirtschaften der verschiedenen Ethnien.

Eine engere Zusammenarbeit zwischen den Vertretern der verschiedenen Völkerschaften wünscht sich für die Zukunft der Vorsitzende des Kulturausschusses im Temescher Kreisrat, Adrian Negoiţă. Nicht zuletzt kann er sich eine Erweiterung dieser Art von Veranstaltung gut vorstellen. Auch die anderen Ethnien, die im Banat leben, sollten seiner Meinung nach daran teilnehmen, sagte er der ADZ. Bisher hatte das Zentrum für Kultur und Volkskunst des Kreises eben nur die traditionellen Minderheiten eingeladen, „die etwas für Kultur- und Brauchtumspflege tun“, wie Ciprian Cipu hervorhob.

Adrian Negoiţă glaubt, man könne andere Ethnien ebenfalls einbinden, auch wenn diese noch nicht über die Logistik verfügen: so fehlen beispielsweise eigene Häuser im Dorfmuseum und Trachten von Angehörigen bestimmter Völkerschaften. Minderheiten, die in anderen Regionen des Landes besser vertreten sind als im Banat, könnten nationalspezifische Elemente vorstellen. Nicht zuletzt glaubt Negoiţă, dass man „gezielter für diese Art von Festival werben“ müsse. Es reiche nicht, wenn man die Veranstaltung über die Medien ansagt, sondern müsse Möglichkeiten finden, das Publikum wirklich zu ködern.

Dass sich die Art und Weise des Auftretens der verschiedenen Ethnien verändert, findet Răzvan Hrenoschi, Direktor des Amtes für Kooperation und Informatik innerhalb des Temescher Kreisrates, grundsätzlich in Ordnung. Trotzdem ist es offensichtlich, dass der Mann, dessen Urgroßmutter aus Österreich stammte, den Zeiten der unverkennbaren und ureigenen Traditionen der Ethnien und Minderheiten nachtrauert. „Gerade um die im Banat spezifischen Traditionen aufrecht zu erhalten, haben wir auch die Volkskunstveranstaltung ‘Die Mitgifttruhe’ (‘Lada cu zestre’) ins Leben gerufen“, sagt Hrenoschi. Das Ureigene zu bewahren, findet er wichtig, und nicht die Übernahme von Brauchtumselementen der Ethnien aus ihren Herkunftsländern.