Das Banater Bergland zur Jahreswende 2021/2022

Kulturveranstaltungen und Stadtregenerierung weiterhin im Vordergrund der Vorhaben

Im Sommer und Herbst 2021 hatte der aus der Marmarosch stammende, in Paris und New York lebende Künstler Dumitru Gorzo die Bauruine des einstigen Renommierkaufhauses von Reschitza, des „Alten Universal“ („alt“, weil zu Beginn der 1950er Jahre vom Baumeister Johann Frombach aus Detta erbaut, demselben, der in Reschitza auch das Gewerkschaftskulturhaus und das Museum des Banater Montangebiets gebaut hat) zu einem Anziehungspunkt für Kunst-exegeten gemacht, indem er es außen und innen zu einem Gesamtkunstwerk umgestaltete. Inzwischen, nachdem Gorzo seine Werke abmontiert hat, steht der Besitz des Immobilienhais „Barbălată“ wieder im Ruin da – und wurde von den Ratsherrn der Stadt strafbesteuert.

Nachdem der Bauherr – das Karansebescher Unternehmen für Hydrotechnische Bauten – den Fertigstellungstermin um ein Jahr überzogen hat, ist zum Jahresende endlich die denkmalgeschützte Bersaubrücke „beim Zoll“unter der Industrieseilbahn für den Fußgängerverkehr ins und aus dem Stadtzentrum in Richtung Altstadt geöffnet worden. Es ist die zweite Eisenbrücke auf dem Gebiet Rumäniens, die ausschließlich durch Schweißarbeiten 1937 entstand und in der renommierten Brückenbauabteilung der damaligen Werke Reschitza UDR entstand.

Mit Absicht ist dieses Foto von 2014 ausgewählt: Seither – damals schon stand das Hotel „Semenic“ leer – ist der Ruin des einstigen kommunistischen Renommierhotels im Herzen der Stadt (links im Hintergrund das Rathaus von Reschitza) weiter fortgeschritten. Deswegen haben die Ratsherrn dafür gestimmt, die Immobiliensteuer für das Gebäude um 500 Prozent zu erhöhen – und erwarten, dass der Besitzer dagegen wieder gerichtlich vorgehen wird. Bisher tat er das erfolglos. Tat aber auch nichts zum Erhalt der Immobilie.
Fotos: Werner Kremm

Wenn man um die Jahreswende drei Wochen in Urlaub ist  und sich nur um die Belebung weniger Rubriken dieser Zeitung (als selbstgestellte Aufgabe) bemühen muss, bleiben unweigerlich ein paar Dinge außerhalb des Verzeichnisses – was die Region, der man sich verschrieben hat, einem leicht (und zu Recht) zum Vorwurf machen kann. Deshalb sollen hier (und in weiteren Beiträgen auf der Lokalseite) einige dieser „Dinge“ angesprochen werden. In erster Linie zwei wichtige und traditionelle kulturelle Vorhaben, sodann etwas, was, nur scheinbar peripher, mit den Stadterneuerungsvorhaben der gegenwärtigen Reschitzaer Administration zu tun hat. Die Großvorhaben – Erneuerung des Nahverkehrsnetzes, Bau eines Modular-Krankenhauses und eines neuen Kreiskrankenhauses, Ausbau des neuen Stadtfokusses auf der Industriebrache Mociur, Bau der städtischen Umgehungsstraße usw. – sollen nach und nach ebenfalls vorgestellt werden.

Vernachlässigung wird höher besteuert

Bis zu 500 Prozent mehr Gebäudesteuer auf vom Ruin gefährdete Immobilien

Der Stadtrat von Reschitza hat auf seiner Dezembertagung einstimmig entschieden, die der Stadt geschuldeten Steuern der Bürger auch 2022 nicht zu erhöhen, hingegen die Überbesteuerung ruingefährdeter Immobilien beizubehalten, in Einzelfällen sogar zu erhöhen. Die Beschlussvorlage hat Bürgermeister Ioan Popa (PNL) vorgelegt und damit begründet, dass die Besitzer der 42 überbesteuerten Immobilien krass und offen den Bestrebungen der aktuellen Stadtverwaltung entgegensteuern, die ihr ganzes Bestreben auf die urbanistische Erneuerung von Reschitza ausgerichtet hat.

Überbesteuerungen oder Strafbesteuerungen von vernachlässigten oder offen dem Ruin preisgegebenen Bauten gibt es in Reschitza seit 2018. Ziel und Zweck der Maßnahme ist es, die Besitzer anzuregen, etwas für die Rettung, Renovierung oder wenigstens Instandsetzung der betreffenden Immobilien zu tun (im Wortlaut argumentiert der Bürgermeister: „etwas für den Erhalt der Gebäude in einem räsonablen Zustand zu machen“), die zum Teil – etwa das im Herzen der Stadt, genau gegenüber dem Rathaus stehende und vergammelnde „Semenic“-Hotel oder das nah gelegene „Bistra“-Hotel, das bereits eine Bauruine ist, oder das „Alte Universalkaufhaus“, das 2021 durch seine Inwertsetzung durch den international renommierten Künstler Dumitru Gorzo kurzfristig zu neuen Leben erweckt wurde – zu richtigen Gefahrenstellen für vorbeigehende Bürger geworden sind. 

Zunehmend werden auch die beiden nach der Wende errichteten überdimensionalen Post-/Telekom-Gebäude in der Neustadt und an der Libertății-Straße in Richtung Altstadt, die die Post/Telekom heute nicht mehr nutzt, zu Bauruinen. Vorläufig werden sie strafbesteuert wegen Vernachlässigung. 

Zu den strafbesteuerten Immobilien gehört auch der Komplex des Reschitzaer Nordbahnhofs, der ehemalige Handelskomplex „Intim“, weitere Gebäude oder Immobilienparterres, die im Besitz der Firma Coda-Serv des Reschitzaer Immobilienhais Costel Ciobanu, genannt „Barbălată“, sind, oder des letzten kommunistischen Bürgermeisters von Reschitza, Ion V˛duva, oder des inzwischen aus einer sechsjährigen Gefängnishaft entlassenen ehemaligen „Generaldirektors-Präsidenten“ des von ihm zugrundegerichteten Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR, Adrian Chebuțiu.

Es gibt seit 2018 ein paar positive Auswirkungen der Überbesteuerung – einige Immobilienbesitzer haben ihren Besitz in Ordnung gebracht –, doch die Mehrheit der 42 Immobilien tauchen schon routinemäßig auf der Liste auf. Mehr noch, ein paar der Immobilienbesitzer sind gegen die Stadt gerichtlich vorgegangen, um die Überbesteuerung zu vermeiden. Das war in bislang allen Fällen vergeblich, verzögerte allerdings nicht unerheblich – so arbeiten eben die rumänischen Gerichte: langsam – die Zahlungspflicht der Gebäudesteuer.