Der moderne Gauner

Symbolfoto: sxc.hu

„Guten Tag,
Wenn ich Ihnen diese Mitteilung senden wollte, ist es kein einfacher Zufall. Es ist, weil Ihre E-mail durch den elektronischen Roboter meines P.C WX.7AR ausgewählt worden ist. Ich bestehe zunächst darauf, mich für dieses Eindringen in Ihrem Leben zu entschuldigen, selbst wenn ich gestehe, dass das für mich sehr wichtig ist. Ich heiße …..(es folgt irgendein Name). Ich leide unter einem Krebs an der Kehle seit jetzt mehr als 3,5 Jahren ....“.
So beginnen manche Betrugsversuche über E-Mail. Eine Todkranke will ihr Vermögen jenen spenden, die gut gesinnt sind und weiterhelfen möchten. Oder es geht um ein besonders günstiges Darlehen. Ein anderes Mal ist ein Ölmillionär aus Nigeria gerade in Schwierigkeiten und will Unbekannten schnell ein Bombengeschäft vorschlagen. Natürlich braucht es dazu noch einen nicht unbeträchtlichen Euro-Vorschuss.

Noch heimtückischer sind diese Einfälle in die persönliche E-Mail-Welt, wenn sie vermeintlich von guten Bekannten oder Freunden kommen, die verreist sind, bestohlen wurden und nun dringend auf Hilfe angewiesen sind … in Form von Geldüberweisungen auf irgendein Bankkonto.
Es sind nicht Filmszenarien oder Romanfragmente, sondern die „virtuelle Wahrheit“, die auch auf KR- und ADZ Kronstadt-Computermonitoren in zum Teil gutem Deutsch erschienen ist. Unbekannte Gauner werfen so ihre Köder aus und spekulieren auf Geldgier, Naivität und auf die Anonymität im Internet. Über den Missbrauch von sozialen Netzwerken (Facebook, Twitter) können sie sogar Details über das Leben ihrer potenziellen Opfer ausspionieren: Namen von Freunden, Beruf, Hobbys, Aufenthaltsort, Gesundheitszustand, vielleicht sogar Infos im Zusammenhang mit der materiellen Lage, über Kaufabsichten, Urlaubspläne, berufliche Erfolge. Das nutzen sie aus – denn wer schon so viel weiß, den muss ich ja von irgendwo her kennen, oder wir haben zumindest gemeinsame Bekannte.

Oder deine Bank macht gerade eine Datenüberprüfung/-aktualisierung und will von dir die Kontonummer bestätigt haben. Nur ist das gar nicht deine Bank, selbst wenn ihr Logo dort auftaucht und auch im E-Mail die Kontaktdaten stimmen. Das ist „Phishing“ – eine andere Methode, dir online das Geld zu klauen. Ist ja auch viel „eleganter“ – niemand steckt dir die Hand in die Tasche und stibitzt die Geldbörse; du selber gibst an, unter welchem Konto du dein Geld aufbewahrst.
Eine ähnliche Betrugsmasche ist übrigens auch über das so vertraute und liebe Handy sehr leicht möglich. Was der dreiste Missetäter zuerst braucht, ist eine Telefonnummer und ihr dazugehöriger Inhaber. Dann kann er ein SMS schicken und dir für eine Geld- oder Sachprämie gratulieren, die du gerade gewonnen hast. Was du zu tun hast, ist „nur“ zu sagen, auf welches Konto du bald deine Prämie überwiesen haben willst.

Manchmal geht es um Verkehrsunfälle, in die in der Regel ein dir Nahestehender verwickelt sein soll. Die Kriminellen haben ausgekundschaftet, über Nachbarn oder die Lücken des Computersicherheit nutzend, wie der Verunglückte heißt, wo er sich gerade befindet, wie alt er ist. Sofort wird Geld verlangt für Polizei, Arzt oder den Anwalt. Der Schock ist groß. Alte Leute sind voller Angst und Sorge um ihre Lieben und wollen auf der Stelle eingreifen und helfen – koste es, was es wolle. Genau darauf aber spekuliert der Gauner am anderen Handy. Er sei ein Freund des Sohnes, der Tochter oder des Enkels. Die Zeit drängt, er kann nicht viel herumerklären, spricht leise und schwer verständlich, weil er ja sehr aufgeregt sein muss. Manchmal gibt er sich sogar als dein Kind aus und wimmert ins Telefon, deine Kontonummer soll für sein Geld, sein Leben oder seine Freiheit garantieren.
Also – bitte nicht blind dem Computer oder den Handynachrichten vertrauen! Und aufmerksam mit persönlichen Daten umgehen. Die moderne Kommunikationstechnik kann viel helfen und das Leben leicht machen – aber sie kann auch zum Vehikel für perfide Betrugsmanöver werden.