Der Papstbesuch in Blasendorf

Einige Aufzeichnungen von einem erhebenden Augenblick

Allmählich verschwinden aus dem hektischen Alltag der Medien die Nachrichten über den Besuch von Papst Franziskus in Rumänien. Hie und da hört, sieht oder liest man noch etwas davon, von einem Besuch in unserem Lande, wo nichts Negatives gesagt wurde, sondern Rumänien aus positiver Sicht geschildert wurde, wie es selten der Fall ist.

Wir befanden uns am 2. Juni in Blasendorf/Blaj, dem geistigen Zentrum der Griechisch-Katholischen Kirche Rumäniens, Sitz des Großerzbistums von Karlsburg und Fogarasch. Es war der Tag, als Papst Franziskus, in Konzelebration mit Kardinälen, Erzbischöfen, Bischöfen und Pfarrern der griechisch- und römisch-katholischen Kirche, die Heilige und Göttliche Liturgie hielt. Im Mittelpunkt stand die Seligsprechung der sieben Märtyrerbischöfe der Griechisch-Katholischen Kirche Rumäniens, Valeriu Traian Frenţiu, Iuliu Hossu, Alexandru Rusu, Ioan Bălan, Ioan Suciu, Vasile Aftenie und Tit Liviu Chinezu. Einer davon, Dr. Valeriu Traian Fren]iu, ist der bisher einzige in Reschitza geborene Bischof, nun auch der erste, der seliggesprochen wurde.

Es war knapp drei Uhr morgens, als wir aus Reschitza am Sonntagmorgen losfuhren. Nach dreieinhalb Stunden Fahrt erreichten wir im Morgengrauen das geistige Zentrum der Rumänen in der Mitte Siebenbürgens, Blasendorf, an diesem Tag auch Mittelpunkt der katholischen Kirche Rumäniens, ein Städtchen mit etwa 20.000 Einwohnern.
Bereits nach Karlsburg/Alba Iulia fuhren wir in Kolonnen, denn zahlreiche Busse und Pkws fuhren in dieselbe Richtung wie wir. Bei der Einfahrt in die Stadt wurden wir von zahlreichen Polizisten in die Anlagen eingewiesen, wo alle Fahrzeuge geparkt wurden. Es folgte eine etwa einstündige Wanderung vom zugewiesenen Parkplatz bis ins Zentrum von Blasendorf, der „Pia]a 1848“, benannt nach der Revolution aus diesem Jahr, im Kern der Stadt, wo sich auch die Erzbischöfliche Kathedrale befindet.

Nach einem Besuch des Inneren der Kathedrale (hier besichtigten wir die Sonderausstellung über Leben, Werk und Martyrium der sieben Bischöfe), gelangten wir nach noch einer halbstündigen Wanderung aufs Freiheitsfeld/Câmpia Libertăţii, dem Ort der Liturgie. In den Revolutionswirren 1848 fanden hier zwei Versammlungen der Rumänen Siebenbürgens statt. Bei einer war auch der siebenbürgisch-sächsische, evangelische Pfarrer Stephan Ludwig Roth anwesend (eine Büste des Pfarrers erinnert hier daran).
Es war etwa acht Uhr und es wimmelte schon von Menschen in Erwartung des großen Ereignisses. Geschätzt mehr als 100.000 Menschen waren, laut den offiziellen Angaben, auf dem Freiheitsfeld, vom Staatspräsident bis zum Bauernsohn, alt und jung, aus dem ganzen Land, aber auch aus dem Ausland, als Papst Franziskus mit seinem Papamobil durch den Haupteingang hereinfuhr und die Anwesenden begrüßte.

Im ersten Teil der Heiligen und Göttlichen Liturgie (so der offizielle Name des Gottesdienstes in der griechisch-katholischen Kirche) fand die Zeremonie der Seligsprechung statt. Im Mittelpunkt standen Papst Franziskus und Lucian Kardinal Mureşan, Großerzbischof von Blasendorf.
Nach der festlichen Seligsprechung folgte die Liturgie ihrem üblichen Verlauf. Die Predigt hielt Papst Franziskus. Zum Schluss folgten der Papstsegen und Dankesworte des Pontifex Maximus für die drei in Rumänien verbrachten einmaligen Tage.

Die Wetterprognose sagte schon Tage vorher Schlechtwetter voraus, mit Regen und Sturm. So waren wir mit Schirmen und leichten Regenmänteln ausgerüstet. Doch die zweistündige Liturgie wurde, obwohl es am Morgen nicht danach aussah, im Sonnenschein, bei 25 Grad Celsius zelebriert. Ein Wunder?
Beim Schlusssegen hielten wir ein Gemälde der Reschitzaer Künstlerin Viorica Ana Farkas, Mitglied des Malkreises „Deutsche Kunst Reschitza“ des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen, in den Händen, das ein Porträt des griechisch-katholischen Märtyrerbischofs Dr. Valeriu Traian Frenţiu darstellt und ab nun das Deutsche „Alexander Tietz“-Zentrum schmücken wird, zur Erinnerung an diesen einmaligen Tag, auch für jeden von uns persönlich.

Das Papamobil fuhr wieder durch die Menge von Menschen, die dem Papst zujubelte, in Dankbarkeit und Freude über das, was an diesem Tag, einmalig im Leben eines Menschen, geschah.
20 Jahre nachdem wir in Bukarest, im Park Izvor, an der Heiligen Messe von Papst Johannes Paul II. teilnehmen konnten, war es uns vergönnt, wieder eine päpstliche Liturgie in unserem Lande zu erleben. Ergriffen, mit vielen Erinnerungen, fuhren wir wieder nach Hause, unsere Gedanken aber werden noch lange in Blasendorf verweilen, besonders angesichts der Einfachheit dieses Papstes, in Erinnerung an seine ergreifenden Worte, aber auch an die vielen Gesichter, denen wir begegneten, die Dankbarkeit, Freude und Zufriedenheit ausstrahlten.