Ein Expat strebt die Kommunalpolitik an

Peter Hochmuth fühlt sich wohl in Temeswar

Bei den Treffen des Wirtschaftsclubs sind oft hochrangige Gäste dabei. Hier mit Botschafter Andreas von Metttenheim und Ovidiu Ganţ.

Auch wenn er kein Werk leitet – Peter Hochmuth (im Bild stehend) bemüht sich um die Einführung dualer Ausbildung in Rumänien. Bei einem Journalistenfrühstück wurde das Projekt noch einmal deutlich gemacht.

Die Messe „Hergestellt in Sathmar“ besuchte der Wirtschaftsclub im vergangenen Jahr. Die Gelegenheit, seine Bibliothek zu vervollständigen ließ sich Clubpräsident Hochmuth nicht entgehen.
Fotos: Siegfried Thiel, Zoltán Pázmány

„Ich habe da auf dem Platz noch einen Bekannten getroffen“, lautet die Entschuldigung. Peter Hochmuth ist bei unserem Treffen zwei Minuten zu spät. Trotz Großstadt kennt man sich in Temeswar und Peter Hochmuth kennt in der Stadt mittlerweile Unternehmer, Politiker, Künstler.

So mancher hat ihn bei Veranstaltungen erlebt, kennt ihn vom Deutschsprachigen Wirtschaftsclub oder von Kunst- und Musikveranstaltungen, wo er als Präsident des Deutschsprachigen Wirtschaftsclubs Banat in Temeswar die 160 Mitglieder oft vertritt. „Ich habe über den Wirtschaftsclub Menschen kennengelernt, die ich sonst nie getroffen hätte“, findet er und „ich werde mit vielen Themen konfrontiert und das bereichert mich persönlich“.

Den Zeitaufwand empfindet er daher als eine „Anstrengung“, die er gerne annimmt. Firma und Clubleben bleiben jedoch getrennte Teilchen im Puzzle: „Wenn jemand den Wirtschaftsclub kennen lernen will, spreche ich nicht über meine Firma. Auch die vergebenen Visitenkarten werden an die Situation angepasst.“ Sein Geld verdient er als Teilhaber einer Firma für Buchhaltung, Unternehmens- und Steuerberatung, strategische Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfung. „Ich wollte mich schon immer mal selbstständig machen“. Währenddessen schlägt er die Zeitung auf: sein Foto ist dort in einer Reihe mit anderen Personen, meist stadtbekannte Gesichter, abgebildet. Er ist nämlich in die Politik gegangen, ohne nun wirklich Politiker zu sein. Peter Hochmuth kandidiert auf den Wahllisten der Union für Temesch unter dem Siegel TM im Herz für einen Sitz im Kreisrat Temesch.

Die Schwaben gingen auf ihn zu

Als das Deutsche Forum ihm den Listenplatz angeboten hat, sagte er sofort zu: „Ich bin so erzogen, nicht nur zu konsumieren, sondern auch aktiv Mitverantwortung zu übernehmen“. Seine Kandidatur geht auch darauf zurück, dass die Beziehungen zwischen Forum und Wirtschaftsclub und zwischen den deutschsprachigen Firmen und dem Abgeordneten Ovidiu Ganţ sehr eng sind. „Allein schon deshalb wollte ich nicht absagen,“ so Hochmuth. Danach holte er sich auch noch die Zustimmung des Wirtschaftsclubs: „Als Präsident des Wirtschaftsclubs wollte ich nicht ohne Absprache mit dem Club die Kandidatur annehmen“, sagt Hochmuth.

Wenn der Wahl-Temeswarer nun als Vertreter der deutschen Minderheit einen Sitz im Temescher Kreisrat erhalten würde, ginge es ihm nicht nur um die Interessen der Deutschen, egal ob das nun Geschäftsleute aus dem Ausland oder einheimische Schwaben sind, sondern allgemein um die positive Entwicklung des Kreises.

„Es gibt Regionen im Kreis, die nicht so gut entwickelt sind. Um da Impulse zu geben, habe ich einige Ideen“, meint er, der Ansprechpartner für all seine Wähler sein will. Gerade die jetzt stark zum Thema gewordene Berufsausbildung, vor allem die duale Ausbildung, dürfte ein Thema sein, das Hochmuth auch weiterhin verfolgt. Eine solche Vorbereitung von gut ausgebildeten Fachkräften dürfte im Sinne aller sein, egal ob das nun die Mitbürger sind, die über erzielten Mehrwert einen besseren Lebensstandard haben, die Temescher, deren Familie von den überdurchschnittlichen Löhnen gut ausgebildeter Facharbeiter profitieren, oder die Unternehmer, die wegen eines guten Arbeitsmarktes den Kreis Temesch noch attraktiver finden. „Bei der Entscheidung für oder wider eine Investition gibt es nicht einen einzigen Grund, sondern eine ganze Reihe“, weiß Hochmuth.

Auftreten im Anzug ist wie Pflichtübung

Peter Hochmuth (55) kann den Manager nie ganz ablegen. Stets korrekt gekleidet, als wäre er gerade bei einem offiziellen Treffen dabei. Dabei kann er ganz locker mit seinen Gesprächspartnern und dem Umfeld umgehen. Am Nachmittag führt er auch schon mal ein Journalistengespräch in einer meist von Presseleuten und Künstlern besuchten Kneipe. Obwohl er dort mit Stoffhose, weißem Hemd und Sakko etwas heraussticht, fühlt er sich wohl.

„Warum denn nicht“, hatte er auf die Frage geantwortet, ob man sich an diesem Ort zu einem Gespräch treffen könne. Auch weil es gleich „ums Eck“ ist. Vor einigen Jahren schon ist er ins Herz von Temeswar eingezogen: Auf dem Domplatz hat er seine Wohnung, mit Blick auf das Treiben der Altstadt in Temeswar, auf Pestsäule und ehrwürdige Domkirche. „Ich bin Europäer mit bayrischer und Banater Adresse“, pflegt er von sich zu sagen. 2001 kam Peter Hochmuth als erster Finanzgeschäftsführer zur Rumänienniederlassung des Reifenherstellers Continental nach Temeswar. Bestimmt hat er damals nicht gedacht, dass er elf Jahre später kurz vor der Heirat in Temeswar steht: Eine Rumänin natürlich – Peter Hochmuth ist eben in Temeswar und im Banat angekommen.

Als der ehemalige Clubpräsident und Deutsche Konsul in Temeswar, Klaus Peter Marte, nach Ende seiner Amtszeit Rumänien verließ, trat Peter Hochmuth dessen Nachfolge an. Seine Präsenz im Vorstand und dann als Vorsitzender ging zunächst auf den Continental-Betrieb zurück, aus dem er kam. „Anfangs war ich als Person nicht bekannt, sondern die Firma, von der ich kam.“

Sein großer Bekanntenkreis, die Tatsache, dass er am Kulturleben der Stadt und der Region teilhaben will, haben mit dazu beigetragen, dass er sich eine zentral gelegene Wohnung suchte. „Ich bin eben neugierig und genieße die Vorzüge der Region“, sagt der Unternehmer, für den „Kultur viel mehr ist, als nur in die Oper zu gehen“. Das Land allgemein findet er „interessant, weil man in die Berge, aber auch mal schnell nach Serbien oder Ungarn fahren kann“. Und ganz entspannen, das heißt für ihn auch ein Glas Wein und ein Buch. Ein typischer Fernsehmensch ist er nicht.

Möglicherweise hat er sich mit der Kultur und mit den Bräuchen hier mehr angefreundet, als ihm bewusst ist. Allein die Sprache macht ihm noch etwas zu schaffen, obwohl er bereits Zeitungen liest und selbst Interviews auf Rumänisch gibt. „Die Leute sprechen alle deutsch und englisch und so komme ich nicht dazu, richtig rumänisch zu lernen“, begründet der Ökonom, warum er die Landessprache noch nicht fließend spricht. Vor allem weil er portugiesisch spricht, hatte er vor einem Jahrzehnt geglaubt, dass es einfacher wäre für ihn, aber „auch wenn ich rumänisch spreche, meinen meine Bekannten,  aus Nettigkeit deutsch oder englisch antworten zu müssen“. Oft fragt er sich deshalb, was ihm ein Rumänisch-Kurs bringt, „wenn mit mir keiner rumänisch spricht“.

Nur noch der Abgeordnete des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Ovidiu Ganţ, war öfter zu Gast bei den Wirtschaftsclubtreffen als Bürgermeister Gheorghe Ciuhandu von der Christdemokratischen  Bauernpartei PNTCD. Als sich dann Bauernpartei und Deutsches Forum zur Wahlallianz Union für Temesch zusammenschlossen, zeigte Hochmuth diskret, aber doch bestimmt, seine Nähe zu den beiden  politischen Formationen. Von da an war es wohl nur noch ein kleiner Schritt, bis sich das Forum vornahm, ihn auf seine Listen zu setzen: Vierter ist er nun unter den Kandidaten der Union, mit sehr guten Chancen, in den Kreisrat gewählt zu werden. Ein Amt, dass ihn wohl weniger als Würdenträger auszeichnet, aber umso mehr als einen, der wirklich in Temeswar angekommen ist.

Wie stark, das werden die Stimmen beweisen, die am 10. Juni die Union für Temesch erhält, denn so manch einer wird in der Wahlkabine den Namen des ehemaligen Expats und heutigen Wahl-Temeswarers im Visier haben.