Der Festsaal des Frankenthalen Donauschwabenhauses ging auch in diesem Jahr an seine Kapazitätsgrenzen, als sich die Vorsitzenden der Heimatortsgemeinschaften (HOG), Kreis- und Landesverbände der Landsmannschaft Banater Schwaben auf Einladung des Bundesvorstands zur jährlichen Arbeitstagung einfanden. „Gemeinsame Herkunft verbindet und ermöglicht; das Banat interessiert und bewegt“ so formulierte der Bundesvorsitzende Peter-Dietmar Leber die Zusammenfassung dieser 49. Tagung, die am 15. und 16. März mehr als 150 Teilnehmer zusammenbrachte. 30 Kreisverbände und 70 Heimatortsgemeinschaften waren vertreten. Man tauschte sich aus, hörte Vorträge von Referenten aus dem Banat und aus Deutschland, ließ sich vom Plädoyer Lebers zum 75. Jubiläum der Landsmannschaft inspirieren und erfreute sich zudem eines informativen aber auch heiter-besinnlichen Rahmenprogramms, sei es im Vorfeld mit der Frauengruppe oder am Abend mit den „Lustigen Schwaben“.
Das „Heil Dir mein Heimatland“, die Hymne der Landsmannschaft Banater Schwaben, eröffnete am Samstagmittag die HOG-Tagung in Frankenthal. Vor den Grüßen und Ansprachen gab es einen kurzen Gedenkmoment an jene im Verband ehrenamtlich Engagierten, die in den letzten Monaten verstorben waren, darunter auch die verdienstvollen Peter Krier oder Msgr. Andreas Straub. Seitens der Frankenthaler Stadtverwaltung begrüßte der erste Bürgermeister der Stadt, Bernd Knöppel die Anwesenden mit Zitaten aus der Papst-Autobiografie („Ein Volk ohne Wurzeln ist verloren und ein Mensch ohne Wurzeln ist krank“), mit Verweis auf die festen Wurzeln der Banater Schwaben, ihren Beitrag zum Wiederaufbau nach dem Krieg, aber auch zum Frieden in einem geeinten Europa.
Plädoyer zum aktiven Mitgestalten
In einem halbstündigen Impulsvortrag hielt Peter Leber Rückschau auf die wechselhaften, nicht leichten 75 Jahre der Landsmannschaft, unterstrich die Wichtigkeit der Kooperation mit und Unterstützung von „unserer“ katholischen Kirche in Deutschland und im Banat, Forschungseinrichtungen, anderen Landsmannschaften und Verbänden und endete mit einem Auftrag an die Anwesenden: „Wenn wir von unserem Wirken in der Landsmannschaft selbst begeistert sind, dann können wir auch andere davon begeistern! Schauen wir zuversichtlich in die Zukunft, sie gehört den Handelnden und nie den Zweiflern und auch nie denen, die am Wegrand stehen. Stehen wir zusammen, packen wir gemeinsam an, denn gemeinsam sind wir stark!“
Die Sprecherin der Heimatortsgemeinschaften im Bundesvorstand, Anita Maurer, hob hervor, dass es in diesem Jahr einige Personen gab, die zum ersten Mal der jährlichen HOG-Tagung überhaupt oder in neuem Amt teilnahmen. Dies traf sowohl auf neue Kreisvorstände, wie Herbert Wild aus Göppingen oder Erwin Wasitschek aus Stuttgart, Dr. Michael Nusser als Geschäftsführer des Kulturwerks Banater Schwaben als auch HOG-Vorsitzende zu, wie auch auf die geladenen Referenten.
Das Banat und seine Deutschen heute
Aus dem Banat reisten in diesem Jahr drei Vortragende an: Diözesanarchivar Dr. Claudiu Călin sprach über ein erstes Projekt, das noch in diesem Frühjahr im Vorlauf des 1000jährigen Jubiläums der Diözese Tschanad 2030 organisiert wird, Dr. Bettina Nicoară-Szellner über die Aktivität des Demokratischen Forums der Deutschen in Arad und den Arbeitskreis Banat-JA und Astrid Weisz über deutschsprachige Medien und Presse in Rumänien, gefolgt von einem kurzen Einblick in das Programm der anstehenden Heimattage der Banater Deutschen in Temeswar am Wochenende 13.-15. Juni d.J. Der Archivar, der vielen Mitgliedern der Landsmannschaft bekannt ist, zumal er bei manchen Forschungen, seien sie privat oder gewerblich, Material zur Verfügung stellt, erklärte den Aufbau und den Hintergrund der Ausstellung, die am 14. Mai im Temeswarer Dom eröffnet und zwei Monate in Temeswar zu sehen sein wird, um anschließend auch in den Schwesterdiözesen Szeged und Großbetschkerek/Zrenjanin gezeigt zu werden. Auf 26 Tafeln und mit besonderen Ausstellungsobjekten soll die Zeit von den Anfängen bis zur Türkeneroberung im 16. Jahrhundert dargestellt werden. Die Vorsitzende des Deutschen Forums aus Arad begeisterte mit ihrem Wissen rund um die Geschichte der beiden Vereine, die zusammen mit der Adam-Müller-Guttenbrunn-Schule, die in diesem Jahr das 300. Jubiläum deutschsprachigen Unterrichts in Neuarad gefeiert hat, dafür sorgen, das deutsche Sprache, Brauchtum und Tradition nicht nur in der Kreishauptstadt fortbestehen, sondern, dass das Vereinsleben von jungen, kreativen und traditionsbewussten Kräften geprägt wird. Bei dem Vortrag über die deutschsprachige Medienlandschaft ging es darum, die verschiedenen Publikationen und Medienangebote in deutscher Sprache aus Rumänien vorzustellen, die besonders für die Banater Landsleute in Deutschland interessant sein können, und wie man diese empfangen oder abonnieren kann.
Heimatfriedhof, Jugend und Unterhaltung
Eine konstante Sorge vieler Heimatortsgemeinschaften bleibt die Friedhofspflege. Deshalb gab es auch diesmal zwei Fallbeispiele, wie Friedhofspflege und Ahnengedenken aus der Ferne funktionieren können, doch auch welche Herausforderungen sie mit sich bringen: Nikolaus Kutschera sprach über den Friedhof in der Temescher Gemeinde „Knees“, während Josef Künstler über die Situation aus Neu-Arad referierte. Best-Practice-Beispiele gab es zudem aus Glogowatz/Vladimirescu, Kleinsanktnikolaus/Sânnicolau Mic, Gertianosch/Cărpinisch, Warjasch/Variaș, Schöndorf/Frumușeni und Segenthau/Dreispitz/Șagu.
Der Banater Deutschen Jugend wurde auch in diesem Jahr ein Beitrag zuteil. Vorsitzender Patrick Polling stellte zusammen mit drei weiteren Vorstandsmitgliedern, Andrea Kielburg, Nils Schöffler und Jasmin Muth, aktuelle Projekte der Jugend- und Trachtengruppen vor, animierte jedoch anschließend die Teilnehmer dazu, sich Gedanken über das Gewinnen und Halten von Jugendlichen in den Heimatverbänden zu machen und Strategien zu Papier zu bringen. Die Ergebnisse wurden gesammelt und wenige Tage später per E-Mail an sämtliche Verantwortliche in der Landsmannschaft verteilt.
Der Freundeskreis „Die lustigen Schwaben“ zeigte zusammen mit der Volkstanzgruppe Leimen des Kreisverbandes Heidelberg ein Programm unter dem Motto „Leit, wie schnell die Zeit vergeht“. Dabei erklangen zunächst heimatliche Lieder und Gedichte, doch wurden anschließend Aspekte des Brauchtums der Banater Schwaben vorgeführt: Taufe, Kindheit, Schulzeit, Kirchweih, Hochzeit. „Anna und Hans Lang führten durch das stimmungsvolle Programm, das bei vielen der Anwesenden der gleichen Nachkriegsgeneration (der Mehrheit im Saal) Jugenderinnerungen hervorrief“ schreibt Halrun Reinholz im einschlägigen Bericht in der Banater Post.
Jedes Jahr stellen sich im Rahmen der HOG-Tagung aktive Mitglieder der Landsmannschaft vor. Diesmal beeindruckten die HOG Guttenbrunn, durch Vorsitzende Hiltrud Leber und der Kreisverband Waldkraiburg, der letztes Jahr durch eine ganze Veranstaltungsreihe 50-jähriges Bestehen feiern durfte, durch Georg Ledig vertreten, beide mit umfang- und bildreichen Präsentationen.
Ankündigungen
Ein eher formell technischer Punkt stand auch auf der Tagesordnung: Gewählt wurden die Delegierten der Heimatortsgemeinschaften, die im kommenden Jahr an der Hauptversammlung der Landsmannschaft Banater Schwaben in Ulm am 14. Februar teilnehmen werden. Es gibt einen Vertreter aus dem Kreis Karasch-Severin (Johann Hoffmann von der HOG Waldau), vier aus dem Kreis Arad und 15 aus dem Kreis Temesch.
Bei der allgemeinen Aussprache gegen Ende der Tagung nutzen manche Vereine die Gelegenheit, auf anstehende Veranstaltungen und Feste hinzuweisen: Im Rahmen der 22. Kultur- und Heimattage des Landesverbandes Bayern wird mit dem Kreisverband Augsburg und unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Eva Weber der Stadt Augsburg, das Wirken, die Integration und das Leben der Banater Schwaben in den letzten 75 Jahren in Bayern am 16. und 17. Mai gefeiert, mit Banat-Schwäbischem Kulturabend, Trachtenzug durch die Augsburger Innenstadt, Dankgottesdienst, Gemeinschaftstänzen der Trachtengruppen der DBJT in Begleitung der Blasmusik auf dem Rathausplatz und Jubiläumsball mit der Band „Schlagerzeit“. Am 20. September feiert auch der Landesverband Baden-Württemberg das 75-jährige Bestehen im Rahmen des 56. Landestrachtenfestes in Göppingen, mit einer Original Banater Kirchweih und einem Schwabenball in der Stadthalle Göppingen mit den Schlagerbengeln. Die HOG-Vorsitzende von Nitzkydorf, Dr. Hella Gerber, wies auf ein dreifaches Jubiläum hin, das Anfang August nach der deutschen Wallfahrt nach Maria Radna, im Banat begangen werde: 240 Jahre Nitzkydorf, 200(+1) Jahre römisch-katholische Kirche im Ort und 100 Jahre Kriegerdenkmal. Es wurde zur Teilnahme eingeladen, Fragen an den Bundesvorstand gestellt und es wurden auch Lob und Dank den Veranstaltern und Gastgebern ausgesprochen. Die 50. HOG-Tagung im nächsten Jahr findet am 28. und 29. März in Frankenthal statt. Einzelne Vorträge von der diesjährigen Tagung sind in voller Länge in den kommenden Wochen in der deutschen Sendung von Radio Temeswar zu hören, wurden jedoch auch teils in der Banater Post veröffentlicht.