Erstes fruchtbares Gespräch zur Hermannstädter Südumgehung

Bürger und Behördenvertreter tauschten sich zu verschiedenen Varianten aus

Varianten Südumfahrung: Die rosa markierte Variante 1 ermittelte die beauftragte Projektgesellschaft als die günstigste und am ehesten umsetzbare von den drei vorgestellten Trassen. Bild: Kreisrat Hermannstadt

Über hundert interessierte Bürger, Vertreter lokaler NGOs und verschiedener Verwaltungseinrichtungen in und um Hermannstadt/Sibiu folgten am Mittwoch, 26. Februar, der Einladung des Kreisrates zu einer öffentlichen Debatte zum Thema der Südumfahrung der Stadt Hermannstadt.

In Anwesenheit der Kreisratsvorsitzenden Daniela Cîmpean, der Bürgermeisterin Astrid Fodor, der Vertreter der Bürgermeisterämter in Großau/Cristian, Heltau/Cisnădie und Schellenberg/Șelimbăr sowie des Transportministeriums, verschiedener Architekten, Ingenieure und Fachleute im Transportwesen stellten die Mitarbeiter der beauftragten Projektgesellschaft die drei möglichen Trassen vor, die im Verlauf der Ausarbeitung der Vormachbarkeitsstudie ermittelt werden konnten.

Im Auftakt der Veranstaltung erklärte die Kreisratsvorsitzende, dass dieses Projekt zur Lösung wesentlicher Schwierigkeiten in der strategischen Entwicklung der Gegend beitragen könne. Es nimmt daher im Rahmen der von der Weltbank geförderten Kampagne „Prioritäten Deiner Stadt“ den zweitwichtigsten Platz nach dem Bau des neuen Kreiskrankenhauses ein, allerdings müsse der Einfluss auf die Umwelt berücksichtigt werden. Von Beginn an stellte sie klar, dass der Zweck der Besprechung jener ist, einvernehmlich die besten Lösungen zu ermitteln und dass bislang noch nichts endgültig festgelegt sei. „Das ist bloß das erste Treffen in einer langen Reihe von Debatten zum Thema, bis die beste Variante gefunden worden ist. Zurzeit untersuchen und nehmen wir die beste Möglichkeit in Kauf“.

Die eigentliche Debatte begann mit der Vorstellung der drei möglichen Trassen der zukünftigen Südumgehung durch Daniela Stoica, die Leiterin des Dienstes für Vermögen und Investitionen des Kreisrates Hermannstadt und den Vertretern der Firmenvereinigung S.C. Phoenix Com S.R.L. - S.C. Eko Top Sib S.R.L. Hierbei ist zu vermerken, dass alle drei Varianten auf das Naturschutzgebiet des Jungen Waldes/Pădurea Dumbrava Rücksicht nehmen und keine Querung des Naturschutzgebiets vorgesehen ist. Zu den drei vorgestellten Varianten äußerte Felix Ardelean, Direktor im Rahmen des Transportministeriums, dass die vorgetragenen Vorschläge den aktuellen Bedürfnissen im Grunde entsprechen. Ihm zufolge würde ein Verein der beteiligten territoriellen Verwaltungseinrichtungen oder eine metropolitane Zone der Sache dienen und die verschiedenen Verfahren erleichtern. Auf  die Unterstützung des Transportministeriums können sich die Initiatoren bereits verlassen: „Rufen Sie uns und wir werden zu Gesprächen kommen, wann immer es sich als notwendig erweist. Die erforderlichen Mittel sind verfügbar und wir wollen Sie unterstützen, diese zu erwirken“ so Felix Ardelean.

Zu den vorgestellten Varianten schlug eine weitere Mihai Niculescu, der Hermannstädter Vorsitzende des Vereins „Animal Life“, vor – eine aus drei Abschnitten gebildete Trasse. Der erste Abschnitt startet bei Schellenberg, übernimmt den Verkehr im Architekten-Viertel und verläuft bis an die Grenze zum Jungen Wald. Der zweite Abschnitt beginnt im Bereich der Gemeinde Großau und verläuft südlich des Flughafens bis in die Gegend des Goldtal-Viertels/Valea Aurie. Der dritte Abschnitt verbindet die beiden anderen durch einen rund anderthalb Kilometer langen Tunnel unterhalb des Jungen Waldes.

Bezüglich des Tunnels wurde unmissverständlich erklärt, dass der Vorschlag keinerlei fachmännische Studie oder Vorkenntnisse zur Grundlage hat, aber trotzdem besprochen werden sollte, da es sich um ein langfristiges und bedeutendes Vorhaben handelt, das auch etappenweise umgesetzt werden kann und so höhere Kosten in Kauf genommen werden könnten. Daraufhin erklärte Ingenieur Radu Judele, der an der Ausarbeitung der drei vorgeschlagenen Varianten mitwirkte, dass ein Tunnel ursprünglich auch seitens der Projektgesellschaft angedacht wurde, doch die geologischen Studien zeigten, dass der Boden instabil und sandig sei. Die technischen Lösungen bestünden zwar, doch seien sie äußerst schwierig umzusetzen und mit hohen Kosten verbunden, was die Finanzierungsfähigkeit dieser Variante wesentlich beeinträchtigt.
Zu den vorgeschlagenen Varianten sprachen auch die Vertreter der umliegenden Orte und Bürgermeisterin Astrid Fodor, die äußerte, dass der Bau eines Tunnels zwar höhere Kosten mit sich brächte, die Gesamtlänge jedoch um knapp 12 Kilometer reduzieren und so Einsparungen ermöglichen könne. „Diese kürzere Variante würde eine Reihe Probleme lösen und vor allem auch eine Verbindung zum Stadtteil Neppendorf herstellen, wo wir eine großangelegte Sport- und Freizeitanlage bauen wollen, die in Hermannstadt zurzeit fehlt. Es ist ein Mega-Projekt, das wir mit allem Ernst angehen müssen und wo wir nicht voreilig sein dürfen“ so Astrid Fodor.

Der Bürgermeister der Gemeinde Rășinari Bucur Bogdan wies darauf hin, dass der Verkehr von der Umgehung unbedingt in die Autobahn einfließen müsse und dass der Bau eines Tunnels unter den gegebenen Bedingungen unmöglich erscheine. Er schlug stattdessen vor, dass die Umgehung in der Gegend der Hochspannungsleitungen durch den Jungen Wald führe, die das Naturschutzgebiet sowieso durchqueren, so diese Variante gesetzlich zulässig sei. Bedenken zu den drei Varianten sprach der Schellenberger Bürgermeister Marius Grecu aus, der darauf hinwies, dass seine Stadtverwaltung ein Projekt in Arbeit habe, das die Gegend um die Șopa-Seen zu einem Sport- und Freizeitbereich entwickeln will und dass für eine Südumgehung die Anbindung an die Nationalstraße DN1 und die in der Gegend gelegene Autobahn geeigneter wäre.
Erste Schlussfolgerungen, die infolge der öffentlichen Debatte gezogen werden können, sind, dass keiner der Beteiligten eine Rodung oder eine Trasse durch den Jungen Wald befürwortet, sondern ein Tunnel oder die Umgehung des Naturschutzgebietes bevorzugt werden. Zweitens wurde die Notwendigkeit der Südumgehung für Hermannstadt aber auch für die umliegenden Orte anerkannt, sodass die Bildung einer metropolitanen Gegend wieder angedacht werden soll. Drittens einigten sich die Anwesenden darauf, dass aktive Gespräche, an denen die Bürger beteiligt werden, unerlässlich sind, die Verwaltungseinrichtungen jedoch neue Schritte und Etappen entwickeln müssen, die eine klare Richtung und einen Sinn vorgeben, damit das Projekt vorangebracht werden kann.

Die Interessenten, die an der ersten Debatte nicht teilnehmen konnten, haben die Möglichkeit, ihre Anregungen unter der Internetadresse ccc.cjsibiu.ro abzugeben, wo auch alle bislang besprochenen Einzelheiten eingesehen werden können.

Variante 1

Technische Daten: ca. 18,3 Kilometer, zwei Fahrspuren pro Richtung, Metall-Leitplanken, Trennplanken und beleuchtete Kreuzungen.

Merkmale: Sechs Kreisverkehre, ein Knotenpunkt über die Kreisstraße DJ106A Hermannstadt-Rășinari, eine 370 Meter lange Überführung über den Zibin und die Bahntrasse, eine 140 Meter lange Überführung über die Kreisstraße DJ106A und das Straßenbahngleis, zwei Brücken mit Längen von 40 bzw. 80 Metern, acht Stege über Wasserläufe und Kanäle, sechs Zufahrtsstege für den Landbau und zehn Kilometer Ackerwege.
Vorzüge: Mittlere Länge, Verringerung der Umweltbelastung im städtischen Bereich, sammelt den Verkehr aus Großau, Poplaka, Rășinari, Heltau und Schellenberg und bietet diesen besonderes Entwicklungspotential.

Nachteile: Bedient nicht den Stadtteil Neppendorf und die Gegend Dedeman in Hermannstadt, durchtrennt Ackerland und Baugrundstücke, bedarf der Enteignung von Ackerland und Baugrundstücken in privatem Besitz, bedarf zusätzlicher Bauten.

Variante 2

Technische Daten: ca. 12,9 Kilometer, zwei Fahrspuren pro Richtung, Metall-Leitplanken, Trennplanken und beleuchtete Kreuzungen.

Merkmale: Sechs Kreisverkehre, eine 580 Meter lange Überführung über den Zibin und die Bahntrasse, eine 240 Meter lange Überführung über einen Teil des Naturschutzgebietes, vier Brücken zur Verbindung der Bereiche im Naturschutzgebiet, zwei Brücken mit Längen von 30 bzw. 90 Metern, sechs Stege über Wasserläufe und Kanäle, vier Zufahrtsstege für den Landbau und acht Kilometer Ackerwege.

Vorzüge: Kleinste Länge im Vergleich zu den Varianten 1 und 3, Verringerung der Umweltbelastung im städtischen Bereich, sammelt vorrangig den Verkehr aus den Hermannstädter Stadtteilen Neppendorf, Goldtal, Cireșica sowie dem Heltauer Architekten-Viertel.

Nachteile: Bedient nicht die Gegend Dedeman in Hermannstadt, durchtrennt das Naturschutzgebiet, Ackerland und Baugrundstücke, bedarf der Enteignung von Ackerland und Baugrundstücken in privatem Besitz, bedarf zusätzlicher Bauten, erhöhte Umweltbelastung für Hermannstadt und den Jungen Wald, durchquert Grundstücke des Verteidigungsministeriums.

Variante 3:

Technische Daten: ca. 24,6 Kilometer, zwei Fahrspuren pro Richtung, Metall-Leitplanken, Trennplanken und beleuchtete Kreuzungen.

Merkmale: Sieben Kreisverkehre, ein Knotenpunkt an der Kreisstraße DJ106A Hermannstadt-Rășinari, zwei Überführungen über den Zibin und die Bahntrasse sowie über die DJ106A und das Straßenbahngleis, zwei Brücken mit Längen von 30 bzw. 80 Metern, elf Stege über Wasserläufe und Kanäle, sechs Zufahrtsstege für den Landbau und sieben Kilometer Ackerwege.

Vorzüge: Bedient die Stadtteile im Süden Hermannstadts (Neppendorf, Goldtal, Cireșica), Verringerung der Umweltbelastung im städtischen Bereich, durchquert keine bekannten historischen Denkmale und archäologische Grabungsstätten, Naturschutzgebiete oder zivile Bauten, die abgerissen werden müssten und liegt vorherrschend im außerstädtischen Bereich.

Nachteile: Längste Strecke, verursacht lange Fahrzeiten, bedient nicht die Gegend Dedeman in Hermannstadt, durchtrennt Ackerland und Baugrundstücke, bedarf der Enteignung von Ackerland und Baugrund-stücken in privatem Besitz, bedarf zusätzlicher Bauten, durchquert Grundstücke des Verteidigungsministeriums.