Europas Tor zum Weltraum liegt in Darmstadt

ExoMars: 2018 soll ein europäischer Rover auf dem Mars landen

Das Kontrollzentrum für Satellitenbetrieb der ESA in Darmstadt bei Frankfurt: Von hier aus wurde die Curiosity-Landung auf dem Mars am 6. August mitverfolgt.
Foto: Raluca Nelepcu

In diesem Jahr haben es die Amerikaner geschafft, einen Rover auf den Mars zu schicken, in wenigen Jahren sollen auch die Europäer dran sein: „ExoMars“ heißt das Raumsondenprojekt der Europäischen Weltraumorganisation ESA, wodurch ab 2018 der Rote Planet erforscht werden soll. Zu den Zielen der Mission gehören unter anderen das Studium des Marsbodens und die Suche nach früherem oder gegenwärtigem Leben auf dem Roten Planeten.

Weltraumwissenschaft, Planetenerforschung, Erd- und Umweltbeobachtung, Trägersysteme und Navigation, Technologieentwicklung und Missionsbetrieb: Dafür ist die European Space Agency (ESA) zuständig. „Die ESA hat keinerlei militärische Projekte“, erklärt PR-Manager Bernhard von Weyhe von dem European Space Operations Centre (ESOC) in Darmstadt. 20 Länder sind aktuell Mitglieder der ESA, dazu zählt seit Kurzem auch Rumänien.

Das ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt ist das zweitgrößte Zentrum der ESA, nach dem ESTEC in Noordwijck bei Amsterdam in den Niederlanden. Auf internationaler Ebene spielt das ESOC aus Darmstadt – als Europas Tor zum Weltraum bekannt – eine zunehmend wichtige Rolle.

Anfang August gab es auch in Darmstadt einen guten Grund zur Freude: Von hier aus konnte man nämlich mitverfolgen, wie der ESA-Orbiter Mars Express die NASA-Sonde MSL/Curiosity bei ihrem Eintritt in die Marsatmosphäre sowie bei ihrer Abstiegsphase und der Landung auf dem Mars unterstützte. Der europäische Orbiter hatte die ideale Position zur Aufnahme von Signalen des NASA-Landegeräts. Curiosity soll auf dem Mars zwei Jahre lang nach Lebensspuren suchen. Es ist die teuerste und technisch anspruchsvollste Mission, die bisher zum Roten Planeten geschickt worden ist.

Das ESOC in Darmstadt, das seit 1967 besteht, ist bei der ESA für den Satellitenbetrieb und die Entwicklung von Technologien des Bodensegments zuständig. „Seit seiner Gründung wurden von Darmstadt aus zirka 60 Missionen erfolgreich betrieben und über 50 Missionen anderer Betreiber unterstützt“, sagt Christian Schurig, Data Systems Manager beim ESOC.

Acht havarierte Missionen wurden von ESA-Mitarbeitern und vom ESOC speziell gerettet, um sie dann weiter benutzen zu können. Seit 2003 arbeitet Christian Schurig beim ESOC, seitdem hat er ungefähr zehn von den 60 betriebenen Missionen miterlebt. Heute arbeiten mehr als 800 Mitarbeiter am Kontrollzentrum in Darmstadt. Insgesamt 16 Satelliten in 13 Missionen werden aktuell vom ESOC betreut, weitere 13 Missionen befinden sich in der Vorbereitungsphase.

„ESOC ist in allen Missionsphasen, die für eine Satellitenmission nötig sind, spezialisiert“, sagt Christian Schurig. Dazu gehören die Flugvorbereitungsphase mindestens fünf Jahre vor Missionsstart, die Start- und frühe Orbit Phase („die kritischste Phase in einer Mission“, so Schurig), die sogenannte In-Orbit Test Phase, der Normalbetrieb von Satelliten, usw.

„Bei den Wissenschaftsmissionen ist die ESA eigentlich schon im ziemlich großen Umfeld der Erde in unserem Sonnensystem vertreten. Wir sind teilweise auch schon viel weiter rausgeflogen bei diversen Manövern“, sagt Schurig. Vor einigen Jahren wurde die Raumsonde Huygens von der internationalen Sonde Cassini zum Saturnmond Titan gebracht, dort wurde sie abgesetzt und ist auf Titan gelandet. „Es war ein wissenschaftlicher Durchbruch damals, denn es war die allererste Sonde, die auf diesem Mond gelandet ist und wirklich fantastische Bilder gemacht hat“, sagt Christian Schurig mit Begeisterung.

Eine weltweit einzigartige Mission ist Rosetta – „Europas Kometenjäger“, wie sie Christian Schurig beschreibt. Diese Mission sieht vor, eine Landung auf einem Kometen zu schaffen. „Es ist ein sehr komplexes Manöver und 18 Monate lang wird die Mission hinter dem Kometen herfliegen“, erklärt Schurig. Im Jahr 2014 soll Rosetta den Kometen erreichen – und von irgendwo zwischen dem Mars und Jupiter faszinierende Bilder zur Erde schicken.