Feuer vom Himmel

Wir Menschen sind geistbegabte Wesen. Das unterscheidet uns von allem auf Erden, „was da kreucht und fleucht“. Mit Recht können wir behaupten: „Wir sind die Krone der Schöpfung!“ Woher haben wir diese einzigartige Geistesgabe? Menschen, die an keine überweltliche Macht, die also nicht an Gott, den Geber dieser Gabe, glauben, behaupten, durch die „Evolution“ zu dieser Gabe gelangt zu sein. Da der Mensch von allen Lebewesen der Erde allein Vernunft und freien Willen besitzt, sei er autonom und Herr dieser Erde. Was folgt aus dieser Weltanschauung? Nur wenige Menschen gelangen zur Herrschaft und können ihren Willen durchsetzen. Die Folge: Wer Macht besitzt, herrscht, wer machtlos ist, muss dienen. Als giftige Früchte dieser Einstellung entstehen die Diktaturen mit all ihren unmenschlichen Folgen.

Das haben schon die alten Griechen erkannt und in ihrer Prometheus-Sage dargestellt. Dieser, ein Sprössling aus einem entthronten Göttergeschlecht, schuf aus Erde den Menschen, entlehnte den Tierseelen gute und böse Eigenschaften und schloss sie in die Brust des Menschen ein. Aber diesem nun lebenden Wesen fehlte das Licht der Vernunft. Prometheus stahl mit List den Göttern dieses Feuer. Nun konnte der Mensch sich diese Erde untertan machen, ohne auf die Hilfe der Götter angewiesen zu sein. Die Götter aber rächten sich. Der Obergott Zeus schuf die Pandora und übergab diesem Mädchen ein geschlossenes Gefäß, in das die Götter Unheil bringende Geschenke für die Menschen hineingelegt hatten. Als Pandora zu den Menschen kam, öffnete sie den Deckel und das Unheil verbreitete sich mit Blitzesschnelle über die ganze Erde. So suchten die alten Griechen zu erklären, wozu der geistbegabte Mensch fähig ist, wenn er sich von himmlischen Mächten trennt. Er will nur herrschen und verursacht, statt Wohlstand, nur Leid, Elend, Not und Tod.

Diese Erkenntnis unterstreicht auch der Apostel Paulus im Römerbrief: „Der Zorn Gottes wird vom Himmel herab offenbart wider alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten. Sie sind voll Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habgier und Bosheit, voll Neid, Mord, Streit, List und Tücke.“ Der sich von Gott autonom machende Mensch hat leichtsinnig die „Büchse der Pandora“ geöffnet und den Garten Eden zu einem Jammertal umgewandelt.

Wie sieht die Welt heute aus? Die Staaten benützen das Prometheus-Feuer der Vernunft zum Wettrüsten und erhöhen ihre todbringende „Feuerkraft“. Ein Wettlauf um Atomwaffen ist im Gange. Was man früher für unmöglich hielt, ist heute möglich. Das einst so schwer verständliche Wort im 2. Petrusbrief gewinnt an Klarheit: „Der jetzige Himmel und die Erde sind für das Feuer aufgespart worden... Die Elemente werden verbrannt und aufgelöst, die Erde und alles, was auf ihr ist, werden nicht mehr gefunden.“ Wird das unser Ende sein?
Am ersten Pfingsttag kam ein anderes Feuer vom Himmel herab und ließ sich in Gestalt von feurigen Zungen auf die Apostel herab. Es war kein verblendendes Prometheusfeuer, sondern ein erhellendes Gottesfeuer. Es erweckt alle guten geistigen Gaben zum Leben, die Gott in unser Herz gelegt hat. Der Apostel Paulus zählt sie im Galaterbrief auf: „Die Frucht des Geistes ist Liebe, Feuer, Friede, Langmut, Güte, Freundlichkeit, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung!“ Das sind doch die notwendigen Geistesgaben, die uns helfen, alles Böse, das aus der „Büchse der Pandora“ hervorkommt, zu neutralisieren. So kommen wir zur Erkenntnis: Der Mensch braucht Gott, um Mensch zu bleiben und um nicht zum Unmenschen zu entarten. Recht hat der scharfe Denker Pascal: „Der Mensch ist ein Geschöpf voll Irrtümer, die er nur mit Hilfe der Gnade überwinden kann!“

Durchdringt und erleuchtet uns dieses Geistesfeuer, so werden in uns all die guten Gaben, die Gott in jedes Menschenherz gelegt hat, erweckt und gestärkt. Die geistige Winterlandschaft, die das Prometheus-Feuer verursacht, wird durch das Pfingstfeuer zu einem Frühlingsgarten. Die Unheilbüchse der Pandora bleibt fest verschlossen. In Gemeinschaft mit allen glaubensstarken Christen der Erde flehen wir zu Gott: „Emitte spiritum tuum, et renovabis faciem terrae – Sende Deinen Geist aus und Du wirst das Angesicht der Erde erneuern!“