Für den verantwortungsvollen Dienst in der Gemeinschaft

Zwei junge evangelische Theologen blicken auf ihr Studium zurück

Junge Pfarrerin in Mediasch: Bettina Kenst

Pfarrer Andreas Hartig aus Zeiden ist auch in der evangelischen Jugendarbeit aktiv.

Die theologische Ausbildungsstätte für evangelische Pfarrer in Hermannstadt wird ab 2011 in neuer Form weitergeführt. Nach dem Eintritt in die Lucian-Blaga-Universität im Jahre 2006 wurde das traditionelle Theologische Institut schon einmal in das Departement für Protestantische Theologie umbenannt. Doch damals änderte sich nicht nur der Name, sondern der Wechsel von einer kirchlichen zu einer staatlichen Institution spiegelte sich im ganzen Betrieb wider. Mit dem Inkrafttreten des neuen Unterrichtsgesetzes fand die bis jetzt letzte Veränderung statt, und zwar der Zusammenschluss mit den Lehrgängen für Geschichte in ein Departement für Geschichte, Patrimonium und Protestantische Theologie. Sinn und Ziel der Ausbildung sind aber jeweils gleich geblieben.

Das Studium der Theologie bildet für den verantwortungsvollen Dienst in der Gemeinschaft aus. Dazu braucht man aber keine theologischen „Fachidioten“, sondern allgemein gebildete Menschen, die mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen stehen. Bettina Kenst, heute junge Pfarrerin in Mediasch, räsoniert über ihr Studium: „Es ist ein vielseitiges und breit gefächertes Studium, von alten Sprachen über Geschichte, Philosophie, Ethik und bis hin zu ganz praktischen Dingen, wie man Wissen einsetzt, um Menschen zu helfen…“  Doch nicht alles wird in theoretischen Vorlesungen erlernt. Was das Studium einzigartig macht, ist das Miteinander, das durch das gemeinsame Wohnen und Lernen, durch die gemeinsamen Gottesdienste und Projekte entsteht. So sieht es jedenfalls Andreas Hartig, Pfarrer in Zeiden und in der Jugendarbeit fest verwurzelt: „Etwas Wesentliches beim Studium ist, dass man während der ganzen Zeit durch die überschaubare Anzahl der Studenten quasi wie eine Familie zusammengewachsen ist, was ja auch Sinn und Zweck einer christlichen Gemeinschaft ist.“

Aus dem Alltagsbetrieb, der von Professor Dr. Stefan Tobler geleitet wird, ragen immer wieder einzelne Momente heraus, die dann Meilensteine des eigenen Lebens werden. „Die Studienfahrten, zusammen mit den Professoren, waren immer sehr interessant und lehrreich“, erinnert sich Bettina Kenst. Die letztjährige Reise führte nach Budapest, heuer soll der Islam direkt in Sarajevo studiert werden. Für den jungen Pfarrer aus Zeiden sind es zwei Semester, die er, so wie alle Kollegen, im Ausland studieren konnte. Ob Schweiz oder Brasilien, Marburg oder Rom, die jungen Theologen aus Hermannstadt haben gelernt, in der Welt zurechtzukommen.

Aber nicht nur an den großen Koordinaten wird gelernt, sondern auch das tägliche Handwerk muss eingeübt werden. „Für mich“, sagt Bettina Kenst, „sind die Predigteinsätze zu Weihnachten und Ostern in den verschiedensten Gemeinden wichtig gewesen. Da konnte man ganz konkret den Lohn für die eigene Arbeit – Predigt schreiben, Liturgie üben – sehen.“ So ist jeder Studierende von Anfang an in die Realitäten des Landes eingebunden und trifft Menschen aller Art. Der evangelische Geschäftsmann in Hermannstadt, der naseweise Teenie im Zeltlager, der standhafte Presbyter in Rosenau oder der evangelische Roma in Weilau, sie alle warten auf ein Wort für ihr Leben.

Ist man aber nicht gerade als junger Mensch von solcher Verantwortung überfordert? „Die Entscheidung, nach dem Studium ins Pfarramt zu gehen, ist keine leichte. Aber nach fast sieben Jahren im Amt kann ich sagen – es war eine gute Entscheidung. Es ist ein Beruf, der einen fordert und der nie einseitig ist. Kein Tag gleicht dem andern, keine Aufgabe gleicht der andern, kein Mensch in seiner persönlichen Not gleicht dem andern. Die vielen Aufgabenbereiche – Arbeit mit verschiedenen Altersgruppen, vom Religionsunterricht bis zur Seniorenarbeit, Büroarbeit, Projektarbeit, Seelsorge und Predigtdienst – sind erfüllend und ermöglichen vor allem persönliches Wachstum“, denkt Bettina Kenst. „So ist es“, sekundiert Andreas Hartig, „und besonders ist es die Dankbarkeit der Menschen, die sich immer wieder zeigt, denn man ist für sie da. Das gibt einem die nötige Energie und Kraft, durchzuhalten und vieles zu schaffen, was auf den ersten Blick schwer oder unmöglich scheint.“

Noch gibt es Aufgaben genug in Rumäniens Gesellschaft. Denn sowohl der Einzelne als auch die Gemeinschaft brauchen Begleitung, Dienst und Leitung. In der Kirche und ihren  Gemeinden, in der Schule, in Heimen oder Kultureinrichtungen braucht es Menschen, die sich einsetzen. Interessierte können sich über http://www.ev-theol.ro/ kundig machen oder persönlich über stefan.tobler@ev-theol.ro Infos erhalten.