Gemüse und Obst auch ohne eigenen Garten

Kreative Anbautechniken für Balkon oder Terrasse

Mit der richtigen Sortenwahl können selbst Tomaten problemlos auf dem Balkon gezogen werden. | Foto: Per Lööv, www.unsplash.com

Auch Obstsorten wie Erdbeeren sind für den Balkon- oder Terrassengarten geeignet. | Foto: Janine Meuche, www.unsplash.com

Kräutervielfalt in Töpfen und Kästen. | Foto: der Verfasser

Ein Balkon kann leicht zu einer Gartenoase werden. | Foto: Ron Porter, www.pixabay.com

Gemüse und Obst selbst anzubauen, hat in den vergangenen Jahren deutlich an Popularität gewonnen. Das Streben nach mehr Nachhaltigkeit führt zu einem Umdenken, woher die Lebensmittel, die wir täglich konsumieren, kommen. Selbstversorgung hat sich von einer kleinen Bewegung zu einem Trend entwickelt, der immer mehr auch Menschen, die in der Stadt wohnen, angesteckt hat. Viele Kräuter-, Gemüse- und Obstsorten können auch bei fehlendem Garten auf dem Balkon oder der Terrasse gezogen werden.

Viele Menschen möchten gern ihr eigenes Gemüse und Obst anbauen, verfügen aber über keinen Garten. Mittlerweile lassen sich viele Sorten problemlos mit den richtigen Techniken und passendem Saatgut auf dem Balkon oder der Terrasse auch auf kleinen Flächen ziehen. Ein Balkon- oder Terrassengarten ist nicht nur optisch schön. Er kann auch als richtige Oase der Ruhe innerhalb der Stadt fungieren. 

Sonnig oder lieber schattig?

Neben der Größe des Balkons oder der Terrasse spielt vor allem die Lage zur Sonne eine wichtige Rolle bei der Anlage des improvisierten Gartens. Eine Nordausrichtung sorgt für Schatten und Kühle. Richtung Osten verfügt man in erster Linie über Vormittagssonne, während die Pflanzen nachmittags im Schatten stehen. Ist der Balkon oder die Terrasse nach Süden ausgerichtet, so kann man sich auf Mittagssonne und dadurch einen warmen und sonnigen Anbauplatz einstellen. Mit westlicher Ausrichtung ist ebenfalls mehr Sonne zu erwarten, aber auch etwas mehr Wind. Je nach Ausrichtung eignen sich unterschiedliche Pflanzensorten für den Anbau auf dem Balkon oder der Terrasse. Während Tomaten oder andere Pflanzen für die Sonne den eher heißen Südbalkon bevorzugen, benötigen manche Pflanzen auch Schatten. Auf einem Südbalkon kann man beispielsweise durch eine Markise oder einen Sonnenschirm auch für Schatten sorgen und so die Lage an die Bedürfnisse der Pflanzen anpassen, um die beste Entwicklung zu gewährleisten.

Geeignete Gemüse- und Obstsorten 

Zahlreiche Balkone und Terrassen sind nach Süden ausgerichtet und deshalb prädestiniert für wärmeliebende Pflanzensorten. Hierzu gehören Tomaten, Auberginen, Gurken, Paprika sowie Peperoni.

Salat zählt zu den Flachwurzlern und eignet sich daher besonders gut für die Anzucht in Schalen und Balkonkästen. Salat verträgt aber generell nicht viel Hitze. Er sollte daher am besten auf West- oder Ostbalkonen gepflanzt werden. Für eine mehrfache Ernte sollten Pflück- und Schnittsalate gewählt werden, da diese keinen Kopf bilden und immer wieder geerntet werden können. Salatsorten wie Rucola, Salatrauke, Pflücksalate (Lollo Rosso, Lollo Biondo), Roter und Grüner Eichblattsalat, Amerikanischer Brauner, Venezianischer Brauner, Australischer Gelber sowie Schnittsalate eignen sich besonders gut für den Anbau auf Balkonen und Terrassen.

Die meisten Obstsorten brauchen wesentlich mehr Platz, als generell auf einem Balkon oder einer Terrasse zur Verfügung stehen. Dennoch sollte der Anbau von Obstpflanzen auf kleinem Raum niemanden abschrecken. Insbesondere Erdbeeren sind bei Balkongärtnern sehr beliebt, da sie in Balkonkästen oder auch in sogenannte Hängeampeln gepflanzt werden können. Ebenso kommt Spalierobst für den Anbau auf Balkonen und Terrassen in Frage. Spalierobst bringt zudem einige Vorteile mit sich.

Die Äste von Obstbäumen können sich im Wand-Spalier nur nach links und rechts ausbreiten. Spalierobst eignet sich daher perfekt für Terrassen mit wenig Platz und ungenutzten Hauswänden. Früchte aus Spalierzucht sind oftmals von besser Qualität, da sie sich nicht gegenseitig verdecken. Für Spalierobst eignen sich prinzipiell alle Obstsorten, die im Klima der Region gedeihen. Spalierobst kann auf verschiedene Arten kultiviert werden. Besonders einfach gelingt es mit bereits vorgezogenen Spalierobstbäumchen, die man im Gartenfachhandel bekommt. Es kommen je nach vorhandenen Bedingungen Äpfel, Birnen, Aprikosen, Pflaumen, Pfirsiche, Sauerkirschen oder auch Weintrauben in Frage.

Kleinste Räume geschickt nutzen

Je nach Lage, Bauform oder Beschaffenheit können Balkone, aber auch Terrassen oft in der Horizontalen begrenzt sein. Als Lösung dafür bietet sich die Konstruktion eines sogenannten „vertikalen Gartens“ an. Man nutzt dabei die Höhe des Balkons oder der Terrasse. Dafür eignen sich Blumenampeln für krautig wachsende Kräuter wie z. B. Oregano sehr gut. 

Pflanzen-Etageren sind praktisch für aufrecht wachsende Kräuter wie Rosmarin oder Basilikum. Rankhilfen sind geeignet für kletterndes Gemüse wie Gurken und Zucchini. Sie müssen jedoch stabil verankert sein, damit sie das Gewicht der späteren Früchte tragen können. Höhere Tomaten sind schwierig abzustützen, da die Spiralstäbe im Topfballen nicht genügend Halt haben. Für den Balkon sind deshalb buschig wachsende Sorten ohne durchgehenden Mitteltrieb geeignet. Man findet sie als Buschtomaten oder Balkontomaten im Gartenfachhandel. Salate und anderes Beetgemüse empfiehlt sich besonders für größere Balkonkästen oder ein spezielles Hochbeet für Balkone und Terrassen. Es erleichtert nicht nur die Pflege, sondern erlaubt auch eine bessere Ausnutzung der vorhandenen Fläche. Wer handwerklich begabt ist, kann sich auch ein Hochbeet selber bauen. Dabei ist das innere Auskleiden der Pflanzkästen mit Teichfolie wichtig. Darüber hinaus sollten Holzarten wie Lärche oder Douglasie verwendet werden. Sie sind beständiger und auch preiswerter als Fichtenholz. Eine weitere günstige und kreative Anbautechnik lässt sich mit Saft- oder Milchverpackungen (Tetrapaks) bewerkstelligen. Sie sind günstig, wasserdicht und können so vor dem Entsorgen noch für eine Saison als Pflanzengefäße verwendet werden. Für eine Tetrapak-Blumenampel dreht man den Behälter um, schneidet den Boden ab und bohrt einen Zentimeter unterhalb der Kante je ein Loch in die Mitte der Seitenwand und zieht Schnüre zum Aufhängen hindurch. Die Verpackung wird dann mit Erde befüllt, die Pflanze eingesetzt und an den gewünschten Platz gehängt. Der auf der Unterseite befindliche Drehverschluss kann jetzt dazu dienen, überschüssiges Gießwasser abzulassen, um Staunässe zu vermeiden. 

Auch Saatgutzüchter haben sich mittlerweile mit speziellen, kompakt wachsenden Sorten von Balkongemüse dem Trend angepasst. Die Pflanzen passen besonders gut für den Anbau in Töpfen, Kübeln und Blumenkästen. Sogar Kartoffeln eignen sich wunderbar für die Kultur auf dem Balkon oder der Terrasse. Besonders platzsparend lassen sie sich im Pflanzsack anbauen, der nach und nach mit Erde aufgefüllt wird. Sie wachsen aber auch in hohen Gefäßen sehr gut.

Die richtigen Gefäße und Größen

Für ein gutes Wachstum und reichhaltigen Ertrag der Pflanzen ist ein ausreichender Wurzelraum besonders wichtig. Je kleiner das Gefäß, desto häufiger müssen die Pflanzen gegossen werden und desto kleiner bleiben sie. Außerdem benötigt starkzehrendes Balkongemüse wie Tomaten oder Gurken ausreichend Nährstoffe. Es muss also mindestens im zweiwöchigen Rhythmus mit einem flüssigen Dünger versorgt werden. Er wird zusammen mit dem Gießwasser verabreicht. Die Töpfe für Tomaten und Gurken sollten mindestens 35 Zentimeter Durchmesser und Tiefe sowie etwa 20 bis 40 Liter Fassungsvolumen haben. Für Zucchini oder auch Kürbisse sollten die Töpfe deutlich größer sein. Empfohlen werden Töpfe mit einem Volumen von 40 bis 60 Liter. Für Paprika und Chillis sind Gefäße mit einem Fassungsvermögen von 10 Litern absolut ausreichend. Kräuter können problemlos in kleineren Töpfen oder Kästen mit einem Durchmesser von 15 Zentimetern angebaut werden. Generell gilt, dass es keine zu großen Töpfe oder Behälter gibt. Je größer das Gefäß, desto besser kann sich das Wurzelsystem ausbreiten, was den Pflanzen und deren Früchten zugutekommt. Ebenso ist es wichtig, die Anbaugefäße mit guter, humoser Erde zu füllen. Balkonkästen sind nicht nur zu empfehlen, um Platz zu sparen. Ihre lange rechteckige Form eignet sich besonders dazu, mehrere kleinere Kulturen nebeneinander anzubauen. Neben Töpfen und Kästen kann man auch kreativere und praktische Pflanzengefäße nutzen. Dazu gehören auch Tüten, in denen beispielsweise Blumenerde geliefert wird. Es genügt, mit einem Messer einen Schlitz in die flache Oberseite der Tüte zu schneiden und die Pflanze durch diese Öffnung direkt in die Erde zu setzen. Die Plastikumhüllung hat dabei zusätzlich einen schützenden Effekt, so dass kein Wasser verdunstet und der Pflanze damit verloren geht.

Im Handel gibt es zudem Pflanzsäcke aus robustem Stoff oder Filz. Sie werden mit Erde gefüllt und können außerhalb der Saison sehr platzsparend verstaut werden. Pflanzsäcke für Kartoffeln haben oft zusätzlich im unteren Bereich eine verschließbare Klappe, durch welche die Knollen bequem geerntet werden können. Wenn es der Platz auf dem Balkon oder Terrasse zulässt, können Pflanzen natürlich auch in speziellen Hochbeeten angebaut werden.