„Was eine Frau wünscht, ist, sie vergessen zu machen, wie prekär ihre krankhafte Konstitution ist.“ „Wer Philosophie sucht, wird diese nie im Kopf der Frau finden.“ „Kein Mann hat je in einer Frau die Klugheit gesucht. Frauen kann man begehren, nicht bewundern.“
„Decoct de femeie“ (zu deutsch etwa: „Frauensud“) heißt das Buch von Sorin Lavric (57), der so etwas schreibt. Er kommt aus Oltenien, hat Medizin und Philosophie studiert, ein Jahr als Arzt gearbeitet, dann einen Doktor in Philosophie gemacht. Er ist Präsident des Senats der „Allianz für die Einheit der Rumänen“ (rumänisches Kürzel: AUR/Gold). AUR ist sensationell, mit fast einem Zehntel aller 5,7 Millionen abgegebenen Stimmen – einschließlich mit den zweitmeisten Stimmen der Auslandsrumänen – in Abgeordnetenhaus und Senat gelangt, als 2019 gegründete Partei. Die ekeligen Zitate stammen aus einem Buch, in dem Lavric seine „Philosophie“ übers andere Geschlecht zusammenfasst. „Ich bin kein Bewunderer des schönen Geschlechts. Bewunderung erfordert ab initio eine Überlegenheitsbeziehung: du bewunderst jemand, den du als dir überlegen betrachtest, der über dir steht, während eine Frau höchstens begehrt werden kann, auf keinen Fall bewundert.“ Das Buch schrieb Lavric nach sechs Beziehungen, die er eingegangen war, worauf er prompt alle Frauen in sechs Kategorien eingeteilt hat – und alle gleich verachtet.
Folgerichtig (und man kann den Autor erraten!) steht im „Regierungsprogramm“ von AUR – die Broschüre wurde sonntags im Temeswarer Stadtzentrum unter patriotisch-revanchistischen Liedern vom Tonband unter wehender Trikolore verteilt – auch die Sentenz: „Die Doktrin von AUR bewertet die Genderideologie als eine theoretische Entgleisung, die ihre Wurzeln in der gegenwärtigen offiziellen Haltung der neomarxistischen Aktivisten hat. So, wie ein Organismus nur am Leben erhalten werden kann, wenn alle Zellen dieses Organismus ihre Gesundheit bewahren, genauso hat eine Nation nur Überlebenschancen, wenn sie ihre klassische Prägung der gewöhnlichen Familie pflegt.“
Merken Sie´s? Heute sitzen viele der Initiatoren des (gescheiterten) Referendums über die Familie bei AUR. Neben Generälen i.R., (den meisten Analysten zufolge auch neben) aktiven Geheimdienstlern und im Schatten der konservativsten Oberhäupter der rumänischen orthodoxen Kirche. Wer glaubt noch an Zufälle, wenn er hört, dass eine frischgebackene AUR-Senatorin, die Jassyer Anwältin Diana Iovanovici-Șoșoarcă, als Anwältin des Konstanzaer reaktionären Erzbischofs Teodosie (ein ehemaliger Securitate-Spitzel) agierte, um in voller Pandemiezeit und bei Alarmstufe rot das massenhafte Pilgern zur „Grotte des Heiligen Apostels Andreas“ in der Dobrudscha – vorgeblich der Christianisierer der Proto-Rumänen – trotz Versammlungsverbots zu ermöglichen? Ansonsten fiel sie durch lauthals deklarierte Glaubensbekenntnisse, ordinäre Beschimpfungen des Gesundheitsministers Tătaru und marktschreierische öffentliche Auftritte auf.
AUR-Ko-Präses ist der dreimal aus der Republik Moldau ausgewiesene und achtmal bei Demonstrationen in Bukarest und Jassy wegen Rowdytum verhaftete Gabriel Simion (34). Vom ihm soll die Definition stammen: „Patria/Vaterland, ist das Land des Vaters, wenn wir auf die Etymologie des Wortes hören, während die native Sprache die Mutter-Sprache ist, die Sprache, die die Mutter spricht. Das sind Fixpunkte und unmöglich zu verwechseln.“ Aufgrund dieser „Doktrin“/ „Ideologie“ wird den Ungarn und allen Minderheiten das Recht abgesprochen, Parteien auf ethnischer Grundlage zu schaffen.
Dritter im Bund der Köpfe ist der Legionärs-nostalgiker, militante Abtreibungsgegner und Fremdenhasser Claudiu Târziu (47), AUR-Ko-Präsident, der behauptet, seit 28 Jahren als Journalist zu arbeiten. Nicht zu vergessen: Auf der Fahne von AUR steht auch (Wieder-)Vereinigung mit Moldawien (egal was es koste).