Gutes tun und vieles wird schöner

Eszter Piroska ist froh, von Anfang an als Saxonia-Sekretärin helfen zu können

Eszter Piroska beim 30-jährigen Gründungsjubiläum der Saxonia in der Rosenauer evangelischen Kirche | Fotos: Ralf Sudrigian

Diese Urkunde vom Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland erhielt sie für ihren Einsatz im Dienste der Stiftung.

Die Verwaltung des Gästehauses der Stiftung war einer der Gründe für den Umzug nach Rosenau.

Eszter Piroska bei einer Sitzung, die noch am Kronstädter Sitz der Stiftung in der Goldschmiedgasse abgehalten wurde. Mit (v. r.) Wolfgang Wittstock, Agrar-Ing. Georg Franz, Saxonia-Geschäftsführer Karl Arthur Ehrmann, Rechnungsprüfer Dorin Ștefănescu und Gerhard Leopold (Hermannstadt). | Aus der Festbroschüre zum 30. Gründungsjubiläum

Wer von Beruf aus Gutes zu tun hat, der hat sicher einen schönen Job. Oder das verschönert zumindest den Alltag, wie es Eszter Piroska im nachfolgenden Interview zugibt. Die Sekretärin der beiden Saxonia-Stiftungen ist von Anfang an (damals noch unter ihrem Mädchennamen Sommerauer) mit dabei gewesen. Sie steht zwar bei Sitzungen, Gesprächen und verschiedenen Veranstaltungen eher im Hintergrund, ist aber ein gar nicht so kleines Rad im Getriebe der Stiftungstätigkeit. Denn sie ist die erste Kontaktperson am Telefon oder in der Korrespondenz. Auch von ihr hängt es ab, ob die Antragssteller die Stiftung als ernsten Partner einschätzen, ob Sponsoren das Vertrauen gewinnen, dass ihre Spenden wirklich dort ankommen, wo sie gebraucht werden.
Anlässlich des 30-jährigen Gründungsjubiläums der „Saxonia“, das im Herbst des Vorjahres in Rosenau gefeiert wurde, erhielt Geschäftsführer Klaus Sifft das „Goldene Ehrenwappen“ seitens des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Derselbe Verband verlieh Eszter Piroska eine Anerkennungsurkunde für ihr erfolgreiches Wirken als Stiftungsmitarbeiterin und „als Dank für ihre Leistung und Bestätigung der besonderen Verdienste“. Mehr noch als dieses urkundlich belegte Lob dürfte sie die inoffizielle Bezeichnung als „die gute Seele der Saxonia“ gefreut haben. Im folgenden Gespräch, das Ralf Sudrigian führte, spricht Eszter Piroska über ihre Arbeit und  über die Umstände, die ihr zu diesem schönen Titel verholfen haben dürften.

Wie kam es dazu, dass Sie sich als Sekretärin der Saxonia-Stiftung vor nun 30 Jahren beworben haben? 

Ich kannte Frau Ada Teutsch, da ich in ihrer Theatergruppe mitgespielt habe und sie hatte mir die Anzeige in der Karpatenrundschau gezeigt, dass man für eine Stiftung deutschsprachiges Personal sucht – Sekretärin, Buchhalterin. Da mein damaliger Arbeitsplatz nicht mehr so sicher war, habe ich mich beworben. Ich hatte Glück, dass sich ältere Personen beworben haben und man mich, damals 25-jährig, gewählt hat. Ein Monat war Probezeit und nachher wurde ich auf Langzeit angestellt. 

Wie sieht Ihr beruflicher Alltag aus? 

Kein Tag gleicht dem anderen. Man macht sich einen Plan und ganz schnell kann sich alles ändern. Langweilig ist der Tag sicher nicht. Da wir zwei Stiftungen und eine Pension zu verwalten haben, ist immer etwas los. Angefangen mit Telefonaten, E-Mails, Hilfsaktionen vorbereiten, Hilfen austeilen und nachher abrechnen, Wirtschaftsprojekte abwickeln, Verträge schließen, Antragsteller aufklären, Zimmer reservieren usw. Man hat Kontakt zu ganz verschiedenen Leuten, angefangen von sehr Bedürftigen, zu Unternehmern und Professoren und oft braucht man sehr viel Geduld, um die Leute richtig aufzuklären. 

Was bedeutet für Sie die kürzlich erhaltene Anerkennungsurkunde seitens des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland?

Es war eine Überraschung für mich, diese Urkunde zu erhalten. Anscheinend habe ich in diesen 30 Jahren gute Arbeit geleistet und dafür wollte man mir danken. Ich kann behaupten, dass mir diese Arbeit von Anfang an gefallen hat und ich sie sehr gerne gemacht habe. Das Gefühl, Gutes zu tun, kann den Alltag verschönern. 

Sie wurden als „gute Seele der Saxonia“ bezeichnet. Was hat, Ihrer Meinung nach, dazu geführt? 

Da ich von Anfang an bei der Stiftung angestellt war, habe ich auch alles gekannt und konnte immer Auskunft geben. Vielleicht habe ich auch mehr Geduld im Umgang mit den älteren Personen gehabt und wurde deshalb als „gute Seele“ bezeichnet. Die Saxonia ist ein Hilfsverein und dann ist das auch meine Arbeit, den Leuten zu helfen. Eigentlich braucht man die größte Hilfe, wenn man alt und krank ist. Beeindruckend waren die vielen Situationen, über die mir die alten Leute erzählt haben, nachdem die Verwandten ausgewandert und sie alleine hiergeblieben sind. Ein tröstendes Wort oder nur das Zuhören hat vielen Bedürftigen mehr geholfen als die materielle Hilfe. Wenn man jemandem helfen kann und man sieht, wie dankbar derjenige ist, dann findet man Kraft, weiterzumachen. Einmal habe ich einer alten Dame, die eine sehr kleine Rente hatte, eine Geldhilfe überreicht. Sie sagte, sie kann das nicht annehmen, weil sie dafür nicht gearbeitet hat. Die Leute haben ihr Leben lang gearbeitet und haben nicht auf Almosen gewartet. Jetzt, im Alter, war es ein harter Schlag für sie, dass sie auf Hilfe angewiesen war. 

Mein „Lieblingsprojekt“ ist im sozialen Bereich. Ich freue mich immer, wenn ich die Hilfen den Bedürftigen austeilen kann. Ich kenne jetzt schon alle Leute, kenne ihre Sorgen und freue mich jedes Mal, sie wiederzusehen und uns ein wenig aussprechen zu können. Das Schlimmste aber ist, zu sehen, wie alt und gebrechlich sie inzwischen geworden sind.

Was hat sich im Laufe der Jahre in Ihrer Arbeit geändert? 

Anfangs (1992) war sehr viel Arbeit mit den Hilfsgütern, die aus dem Ausland kamen. Man musste die nötigen Dokumente – Schenkungsurkunde, Ladeliste – für den Zoll vorbereiten, Bewilligungen erhalten, erst nachher konnte der Transport abgeschickt werden. Nachdem der Transport durch den Zoll gekommen war, wurde abgeladen. Dann kam die Verteilung der Hilfen, gezielt an die Personen, Kirchengemeinden, Organisationen die es nötig hatten. Genauso wurden auch die Wirtschaftsprojekte abgewickelt. Unsere Stiftung hatte auch mehr Mitarbeiter zu der Zeit. Die Technik hat sich auch sehr geändert. Anfangs mit Schreibmaschine, Kopierer und Faxgerät. Nach-her Computer, E-Mail und heutzutage Laptop, Handy mit WhatsApp, Online-Meetings, digitale Unterschrift usw. Unsere Arbeit wurde erleichtert. Immer wieder kommen aber neue Projekte hinzu, kompliziertere Antragstellungen und Abrechnungen verschiedener Spenden. Eine andere Änderung kam nach 20 Jahren, in denen die Saxonia-Stiftung ihren Sitz in Kronstadt hatte. Damit unsere Pension in Rosenau besser verwaltet wird, sind wir nach Rosenau umgezogen. Es ist mir sehr schwer gefallen, jeden Tag mit dem Bus hin- und herzufahren, da ich in Kronstadt wohne. Aber inzwischen sind zehn Jahre vergangen und für den Transport aus Kronstadt wurde eine Lösung gefunden. Man gewöhnt sich. Trotzdem habe ich mich gefreut, in der Corona-Zeit eine Weile von zu Hause arbeiten zu können. Die heutige Technik hat auch dazu beigetragen. 

Wie geht es weiter?

Das hängt von den Mitteln ab, die wir von unseren Spendern erhalten werden. Sowohl im sozialen als auch im wirtschaftlichen Bereich sind wir abhängig von diesen Mitteln. Die alten Leute warten sehr auf diese Hilfen. Nicht nur, damit sie besser über den Alltag hinwegkommen, sondern es ist für sie ein Zeichen, dass man sie nicht vergessen hat. Im wirtschaftlichen Bereich helfen wir den Unternehmern anfangs, die Firma aufzubauen, und nachher, sich weiter zu entwickeln. Also ist Hilfe genau wie am Anfang sehr willkommen. 

Auch das Lehrerförderungsprojekt ist sehr wichtig für unsere Gemeinschaft. Es soll der Abwanderung der qualifizierten Lehrer aus dem deutschsprachigen Schulwesen entgegenwirken und junge Menschen, die die deutsche Sprache beherrschen, motivieren, den Lehrerberuf zu ergreifen. Deshalb hoffen wir, dass auch dieses Projekt weitergeführt wird.

Herzlichen Dank für Ihre Antworten und weiterhin viel Erfolg Ihnen und der „Saxonia“!