Hitze, Dürre, Waldbrände

Die Auswirkungen der Klimakrise sind inzwischen deutlich zu spüren

Die tatsächliche Wettervorhersage für den 16. Juni 2022 in Frankreich kam dem allerdings schon ziemlich nahe. Die beiden fanden viel Aufmerksamkeit in den sozialen Medien, da sie deutlich vor Augen führen, dass die Klimakrise deutlich schneller eskaliert, als dies noch vor wenigen Jahren erwartet wurde.

„Futuristische“ Wettervorhersage: Im Dezember 2014 wollte der französische Wetterdienst TF1 mit einer fiktiven Wettervorhersage für den 18. August 2050 auf die Erderhitzung hinweisen, indem Temperaturen um die 40 Grad angekündigt wurden.
Fotos: Screenshots/Youtube

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine ist nicht der einzige Grund, um sich Sorgen über die Lebensmittelversorgung zu machen. Bereits im Frühling hat eine extreme Hitzewelle in Südasien mit bis zu 50 Grad zu Ernteausfällen geführt. Auch in Kansas, der Kornkammer der USA, vernichtet eine Dürre derzeit riesige Mengen an Getreide. Am Horn von Afrika hat es  seit drei Jahren nicht mehr geregnet, laut WHO hungern bereits 80 Millionen Menschen. An Australiens Ostküste ist in den letzten vier Tagen mehr Regen vom Himmel gefallen als in London in einem ganzen Jahr – und das nur vier Monate nach einer historischen Flut, die Teile der Ernte wegspülte, und fünf Monate, nachdem an der Westküste Hitzerekorde mit über 50 Grad aufgestellt wurden. Aber auch Europa ist betroffen.

Trinkwassermangel und Ernteausfälle in Italien

Italien leidet unter der heftigsten Trockenheit seit Jahrzehnten, viele Flüsse wie etwa der Po weisen die niedrigsten Pegelstände seit mehr als 70 Jahren auf. Deswegen drang an der Meermündung zur Adria bereits Salzwasser bis auf 30 Kilometer in das Flussbett, das ins Grundwasser sickern wird. In etlichen Gemeinden vor allem in Norden müssen die Leute schon seit Wochen Wasser sparen, Tanklaster werden vielerorts zum Auffüllen der Wasserspeicher eingesetzt. Städte wie Mailand haben großen Brunnen schon das Wasser abgedreht, Verona hat die Nutzung von Trinkwasser stark eingeschränkt.

Der italienische Bauernverband rechnet laut der Tageszeitung „Der Standard“ damit, dass rund 40 Prozent der Früchte- und Gemüseproduktion vernichtet seien, bei Getreide, Reis, Mais und Soja wird damit gerechnet, dass die Hälfte der Ernte ausfällt.

Die Trockenheit und starken Winde fachen immer wieder Wald- und Buschbrände an: In Rom brach am Montag ein Großbrand aus, auf Sizilien gilt in vielen Provinzen die höchste Waldbrand-Warnstufe.

Ein Gletscherbruch in den Dolomiten tötete am Wochenende sechs Bergsteiger – verantwortlich dafür sind wahrscheinlich die Hitze und der mangelnde Niederschlag in Form von Schnee, der die Gletscher vor der Sonne schützt.

39 Grad in Deutschland – noch vor Sommerbeginn

Am 19. Juni wurde in Deutschland der bisher heißeste Tag des Jahres gemessen: In Cottbus, Dresden-Strehlen oder Hoyerswerda wurden über 39 Grad registriert. Wegen Trockenheit herrscht teils hohe Waldbrandgefahr. Südwestlich von Berlin fingen zwei Wälder Feuer, mehrere Hundert Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Bei Treuenbrietzen kämpften Feuerwehr und Bundeswehr tagelang  gegen ein Feuer, das in einem Kiefernwaldgebiet ausgebrochen war. Durch wechselnde Winde breitete sich der Brand auf etwa 200 Hektar aus.

Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte, alle alten Menschen in Heimen vor der Hitze zu schützen.  Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mahnte auf Twitter:  „Bitte achten Sie darauf, dass gerade ältere Menschen heute genug trinken. Sie empfinden oft weniger Durst als für ihren Körper gut wäre. Hitze und wenig Flüssigkeit können für Ältere tödliche Folgen haben.“

Unwetter nach Hitzewelle in Frankreich

Ebenfalls bereits in der letzten Juniwoche herrschten in Teilen Spaniens und Frankreichs tagelang bis zu über 40 Grad. An der französischen Atlantikküste folgte darauf ein Wetterumschwung mit heftigen Unwettern,  Seenotretter waren im Dauereinsatz, um havarierten Booten und den Besatzungen zu helfen.
Mehr als 80 Mal rückten Kräfte mit Schiffen, Hubschraubern und Flugzeugen sowie Unterstützung der Armee und des Zivilschutzes aus, teilte die maritime Präfektur in Brest mit.
Schwere Trockenheit in Spanien und Portugal

Eine seit Monaten anhaltende schwere Dürre macht Spanien und Portugal immer mehr zu schaffen. In Spanien seien die Pegel der Stauseen inzwischen mit einem Schnitt von 46 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Erfassung vor 17 Jahren gesunken, berichtete am Dienstag die Zeitung „La Vanguardia“ unter Berufung auf das Ministerium für Ökologischen Wandel in Madrid.

Man rechne damit, dass das Niveau bis September weiter zurückgehe. Erst im Herbst sei eine Erholung zu erwarten. Es gebe allerdings zum Teil große regionale Unterschiede: In einigen Regionen lägen die Pegelstände sogar über dem langjährigen Schnitt. Der Wassermangel ziehe die Land- und Viehwirtschaft, die Flussschifffahrt und den Tourismus in Mitleidenschaft, berichtete der staatliche spanische Fernsehsender RTVE.

In Portugal spricht man unterdessen von der schlimmsten Dürre der vergangenen 20 Jahre. Nach dem heißesten Mai seit 1931 leidet nach jüngsten Angaben des portugiesischen Instituts für Meer und Atmosphäre (IPMA) derzeit über 97 Prozent des Territoriums unter schwerer Trockenheit.

Kampf mit den Flammen in Griechenland

Hunderten Feuerwehrleuten und freiwilligen Helfern ist es in der Nacht zu Dienstag gelungen, drei große Waldbrände in Griechenland zum Teil unter Kontrolle zu bringen. „Die Gefahr bleibt jedoch groß“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr im Staatsfernsehen (ERT). Mit dem ersten Tageslicht wurden Löschflugzeuge und Hubschrauber im Kampf gegen die Brände eingesetzt, fügte er hinzu. Am Vorabend mussten mehrere Dörfer im Raum der kleinen Hafenstadt Itea evakuiert werden.

In der Region der Kleinstadt Amfissa erfassten und zerstörten die Flammen zahlreiche Olivenbäume. Auf der Halbinsel Peloponnes musste ein Hotel nahe Kranidi evakuiert werden, berichtete der staatliche Rundfunk weiter.

In Südeuropa haben die Wahrscheinlichkeit von Bränden und die verbrannten Flächen wegen des Klimawandels zugenommen. (dpa/ADZ)