Infrastruktur hat Priorität

Der Frecker Bürgermeister Arnold Klingeis über seine Pläne für ein zweites Mandat

Arnold Klingeis (li.) warb für Freck auf einer Chinareise im Oktober 2011.
Foto: Rathaus Freck

Bei den letzten Lokalwahlen 2008 wurde der damals 29-jährige Arnold Klingeis überraschend zum Bürgermeister von Freck/Avrig gewählt. Mit seiner Vision von der energieunabhängigen Stadt hat er einen Marketingcoup gelandet, der der Kleinstadt landesweit und auch international Aufmerksamkeit verschaffte. In diesem Jahr bewirbt er sich um eine zweite Amtszeit. Holger Wermke sprach für die ADZ mit dem Forumskandidaten über Erreichtes und seine Ziele für ein Folgemandat. 

Werfen wir einen kurzen Blick zurück auf Ihre erste Amtszeit als Bürgermeister. Was haben Sie in den vergangenen vier Jahren erreicht?

Wir haben verschiedene strategische Pläne für die künftige Entwicklung der Stadt entwickelt. Das wichtigste ist unser Energieprogramm „Local Energy“, das ergänzt wurde durch verschiedene EU-Programme, an denen wir teilgenommen haben und noch teilnehmen. 

Diese Vorhaben sind für den normalen Bürger wenig sichtbar und schwerer zu fassen. Welche Maßnahmen haben Sie durchgeführt, die schon jetzt sichtbar sind?

Sichtbarer sind natürlich andere Dinge. Es wurden circa fünf Kilometer städtische Straßen asphaltiert. Das Geld für etwa zwei Kilometer Straße in Săcădate stammte aus Mitteln des Kreisrates. In Freck wurden die Friedhofstraße/Str. Eroilor und die Str. Avram Iancu erneuert. Wir haben mit rund 1,5 Millionen Lei aus eigenen Mitteln sowie 500.000 Lei aus dem Fonds für die Entwicklung der ländlichen Infrastruktur begonnen, den Sportplatz zu modernisieren. Mit Geldern in Höhe von knapp einer Million Lei aus dem Nationalen Umweltfonds des Umweltministeriums und dem Stadthaushalt wird ein Park mit Spielplatz im Ortsteil Mârşa eingerichtet. Das Gheorghe-Lazăr-Lyzeum wird derzeit für 7,8 Millionen Lei modernisiert und durch eine Mansarde erweitert. Etwa 5 Millionen Lei der Investitionssumme stammen aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionalentwicklung. Bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Welches sind Ihre Vorhaben für eine zweite Amtszeit?

Ganz wichtig sind die Investitionen in Infrastruktur. Einmal ist dies das Wasser- und Abwasserprogramm im Süden des Kreises Hermannstadt, das Investitionen von über 8 Millionen Euro in Freck beinhaltet. Es wird eine neue Kläranlage in der Stadt gebaut sowie das gesamte Wasser- und Abwassersystem erneuert und erweitert. Die Planungen sehen vor, in den nächsten Jahren fünf Kilometer Straßen zu asphaltieren. Wichtig ist auch, das Energieprogramm weiter voranzubringen. Das Wasserkraftwerk am Frecker Bach ist da wichtig, auch die Investition in ein Biomassekraftwerk sowie einen Fotovoltaikpark im Süden der Stadt.

Profitieren die Bürger von Freck in Ihrer Energiestrategie irgendwann von günstigeren Energiepreisen?

Das Energieprogramm soll verschiedene „grüne“ Techniken auf lokaler Ebene einführen. Einmal geht es um das Thema Energieeinsparung, zum anderen um die Produktion von Energie aus erneuerbaren Quellen. Ich denke nicht, dass die Frecker weniger pro Energieeinheit zahlen werden, aber sie werden weniger Energie benötigen.

Seit vier Jahren bewerben Sie Freck als eine „grüne“ Stadt, die bis 2030 „energieautark“ sein soll, sprich, dass aller Strom, der hier verbraucht wird, in der Stadt selbst aus erneuerbaren Quellen erzeugt wird. Gibt es schon Investoren für die bereits genannten Kraftwerke?

Ja, tatsächlich gibt es Fortschritte bei der Investorensuche. Ein deutsches Unternehmen möchte in der Nähe von Freck einen 40 Hektar großen Fotovoltaikpark anlegen. Wir sprechen mit einem Interessenten aus England für das im Energieprogramm vorgesehene Biomassekraftwerk. Über den Energiebereich hinaus bemühen wir uns auch um andere Branchen. Ein Schweizer Unternehmen überlegt, hier eine Schokoladenfabrik anzusiedeln. 

Was ist mit Ihrem Ziel, den Tourismus in Freck zu fördern?

Richtig, ebenso wichtig sind Investitionen in Kultur und Tourismus, nennen möchte ich hier die Fortführung des europäischen „CultTour“-Projektes, in dessen Rahmen eine Tourismuskonzeption für Freck entwickelt wird – mit zwei Prioritäten. In der ehemaligen Kaserne in Mârşa könnte ein „Wildlife-Park“ entstehen. Ein Park, beziehungsweise ein Wildgehege, wo die Tiere der Fogarascher Berge auf 160 Hektar präsentiert werden. Die zweite Attraktion gibt es bereits: die Brukenthal-Sommerresidenz. Wir gehen davon aus, dass dieses Kulturerbe zu einem touristischen Magneten für Freck ausgebaut werden kann. Hier sollen Kulturveranstaltungen angeboten werden, aber auch Tagesreisende, die etwas über Brukenthal und die Geschichte Siebenbürgens erfahren wollen, sollen hier Station machen.