Kahlschläge gibt es angeblich keine

Umweltschützer identifizieren Illegalitäten in den Forsten

Mit Holz werden in Rumänien zahlreiche dunkle Geschäfte gemacht.
Foto: sxc.hu

„In den Wäldern des Verwaltungskreises Karasch-Severin wird weiterhin wild drauflos gestohlen und illegal abgeholzt“. Zu dieser Schlussfolgerung kam die einzige aktive Umweltschutzgruppierung des Banater Berglands, die GEC (Grupul Ecologic de Colaborare) Nera aus Orawitza. Die vom Ex-PNȚCD-Abgeordneten Cornel Sturza-Popovici mit dem ursprünglichen Zweck des Monitorings der Nationalparks Nera-Klamm – Beușnița-Wasserfälle, Donau-Engpass/Djerdapp und Semenik - Karasch-Klamm gegründete Gruppierung wendet sich zunehmend der Beobachtung des Holzeinschlags in den Verantwortungsbereichen der Forstämter Anina, Orawitza/Oravița, Neumoldowa/Moldova Nouă (wo vor allem die Luftverschmutzung im Blickpunkt steht, die von den Abraumhalden des stillgelegten Kupfererz-Anreicherungswerks Moldomin von den Winden des Donauengpasses ausgelöst wird), Bozovici, Berzasca und Deutsch-Saska/Sasca Montană (ebenfalls Umweltverschmutzung vom stillgelegten Kupfererzabbau) zu.

Grundsätzlich interessiert die Umweltschützer die Forstverwaltung in ihrem Umkreis und der Zustand der dortigen Forste, bzw. der Raubbau in denselben und wie fürsorglich oder nicht die Forstverwaltung mit dem Wald umgeht. Dadurch wird GEC Nera zunehmend zum Roten Tuch für die Forstverantwortlichen, die sich unter Beobachtung fühlen, denn GEC Nera stellt ihre vor Ort erzielten Informationen nicht nur Romsilva und der Garde für Umweltschutz, sondern auch dem Ministerium für Umweltschutz und Forste sowie der Regierung zur Verfügung bzw. schickt sie, bei fehlenden Reaktionen, an die EU nach Straßburg und Brüssel.

Strikt gesetzliches Vorgehen

Die Forstverwaltung Karasch-Severin beispiels-weise hat fast gänzlich ihre Zusammenarbeit mit den Umweltschützern eingefroren und liefert ihnen kaum noch Daten – es sei denn, die Forstverwaltung tritt in der Öffentlichkeit durch vehemente und aggressive Verneinungen der von GEC Nera erzielten Erkenntnisse auf. Allerdings hat GEC Nera daraus schnell gelernt, sehr gründliche, strikt gesetzliche Dokumentationen zusammenzustellen und oftmals können einfache Fotodokumentationen schwerlich mit (noch so vehementen und aggressiven) Worten widerlegt werden.

GEC Nera spezialisiert sich darauf, Verdachtsfälle illegaler Holzeinschläge zu dokumentieren und dann von den einschlägigen Autoritäten Erklärungen und/oder zusätzliche Informationen anzufordern. Verspäten diese Informationen über den per Gesetz festgeschriebenen Termin hinaus (30 Tage) oder werden sie gar verweigert (was immer häufiger vorkommt), dann wendet sich GEC Nera – wo viele Jugendliche aktiv sind – erst an die übergeordneten nationalen und dann an die europäischen Behörden – vorwiegend an den Ausschuss für Umweltschutz, Öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit des Europäischen Parlaments.

Sorgfalt bei der Dokumentation

Informationen sammelt GEC Nera sowohl bei Wanderungen vor Ort, ebendort von den Einheimischen (die die Tätigkeit der Holzschlagunternehmen sehr oft mit kritischen Augen sehen – vor allem, wenn sie selber nicht mit privatem Waldbesitz impliziert sind und wenn die Holztransporte staubaufwirbelnd und gänseverscheuchend durch die Dorfgassen donnern...) und auch – immer häufiger – bei Rundflügen mit gecharterten Hubschraubern. Denn offen oder stillschweigend gibt es für Umweltschützer zunehmend Unterstützung, finanzieller wie materieller Art. 

Allgemeine Schlussfolgerung dieser Feldbegehungen: Die Forstverwaltung kümmert sich um die Vorschriften des Forstgesetzbuchs kaum, wenn es ans Fällen der Bäume im Wald, also ans Absahnen geht. Die in den Wäldern des Banater Berglands am häufigsten festgestellte Übertretung des Forstgesetzbuchs ist der Kahlschlag (den das Forstgesetzbuch ausdrücklich verbietet), wobei den Forstbehörden zumindest tatenloses Wegsehen bzw. Nachsicht vorgeworfen werden kann. Ihre häufigste Antwort auf Anfragen: „Es gibt im Banater Bergland keinen Kahlschlag!“
Im Banater Bergland stehen gegenwärtig – wie lange noch? – die ausgedehntesten Waldgebiete Rumäniens, nachdem im Verwaltungskreis Suceava in den vergangenen 20 Jahren so stark abgeholzt wurde, dass er als Waldgebiet im landesweiten Ranking zurückfiel.

Keine Holzeinschlagkarte zur Einsicht

Am 6. Juli 2012 forderte GEC Nera durch das Schreiben Nr.1434 von der Forstdirektion Karasch-Severin die Forstkarten zur Einsicht an, nach denen im Banater Bergland der Holzeinschlag stattfindet. Auf diesen Karten sind die Forste eingezeichnet, die laut Forsteinrichtung für die Holzernte freigegeben sind und auch die Holzschlagunternehmen, die Ausschreibungen dazu gewonnen haben.
Dabei beruft sich die Gruppe der Umweltschützer auf das Gesetz 544/2001, das die öffentliche Verwaltung zur Transparenz verpflichtet. Die Aufforderung an die Forstdirektion kam, als GEC Nera feststellen musste, dass eine der Verfügungen des Forstgesetzbuchs, dass diese Karten nämlich auf der Internetseite der Forstdirektion jederzeit einsehbar sein müssen, in Reschitza von der Forstdirektion einfach ignoriert wird: Keine einzige Holzeinschlagkarte und kein Gewinner einer Ausschreibung zum Holzeinschlag standen zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Beitrags dort, was vorher auch GEC Nera festgestellt hatte.

Tatsache ist, dass die Forstämter – in Rumänien traditionell auch Beschaffer von Schwarzgeld für Parteien, was allgemein bekannt ist, gar nicht zu reden von deren Leitern, die heftig in attraktiven Städten (die Banater in Temeswar) Villen bauen! – sich hüten, diese Karten und die Ausschreibungsgewinner an die große Glocke zu hängen, weil dann zu viele Bürger Einsicht gewinnen könnten in ihre „Nebengeschäfte“.
Da die Forstdirektion Karasch-Severin das Schreiben ignorierte, wandte sich GEC Nera nun an den Nationalen Regiebetrieb der Wälder Romsilva. Und bald wird wohl auch das EU-Parlament (einmal mehr) informiert.