Karansebesch mit zwei Photovoltaikanlagen

Die Stadt baut eine für Selbstversorgung im öffentlichen Raum, der Flughafen für künftige Elektro-Flugzeuge

Kürzlich gab das Karansebescher Rathaus bekannt, dass es das Energieministerium überzeugen konnte, Karansebesch eine 1,1 Megawatt-Solaranlage zur Deckung des Eigenverbrauchs von Rathaus und rathausabhängigen Einrichtungen der Stadt zu finanzieren: für die Straßenbeleuchtung, den Strom für die Immobilien/Bürogebäude des Rathauses, das Auftanken von elektrisch betriebenen Nahverkehrsmitteln usw. Kurz darauf reichte auch die Verwaltung/der Pächter des Flughafens Karansebesch bei der Agentur für Umweltschutz APM Karasch-Severin die Dokumentation ein zur Genehmigung eines Solarkraftwerks in unmittelbarer Nähe des Flughafens.

In der Dokumentation wird ausdrücklich betont, dass es sich um „eine kommerzielle, private Einrichtung“ handelt. Das vom Flughafen (und, wie weiter unten leicht zu schlussfolgern:  auch seinen Partnern…) angedachte Solarkraftwerk soll über ein Batteriensystem verfügen zum abrufbaren acSpeichern der Elektroenergie, wo rund um die Uhr 12 Megawattstunden Energie vorrätig sein sollen, bei einer Spitzenleistung der Gesamtanlage von 53 MWp. Das „p“ nach den Megawatts meint das engliche „peak“ und somit Spitzenleistung. Das setzt andrerseits voraus, dass in der Nähe des Flughafens 81.536 Solarmodule mit je 650 Wp stehen werden, die eine Gesamtfläche von 1.970.040 Quadratmetern ausmachen. Diese werden auf 2912 Untergestellen montiert, zu je 28 Solarmodulen. So die eingereichte Dokumentation, die zur öffentlichen Begutachtung/Meinungsäußerung ansteht.

„Auch Energie fürs Landesverbundnetz“

In der Beschreibung der Anlage für das Umweltschutzamt steht auch, dass „die Speichereinheit der Energie, die auf Batterien beruht, durch die Photovoltaikanlage gespeist wird. Aufgrund ihrer Funktionsweise wird sie auch Energie ins Landesverbundnetz einspeisen und zur Stabilität desselben beitragen. Diese Konfiguration ermöglicht die Akkumulation der von den Solarmodulen tagsüber produzierten Energie und deren Freigabe in den Momenten, wenn sie nur verringert produzieren kann oder nicht produktionsfähig ist. Auf diese Weise wird die Nutzung der Sonnenenergie maximiert, aber auch dem System eine energetische Autonomie gesichert.“

Der konkrete Ort, wo die Solaranlage stehen wird, ist noch nicht festgelegt, muss sich aber in unmittelbarer Nähe des Flughafens befinden. Zur Diskussion stehen drei Möglichkeiten. Entscheidend über den Standort wird das Wort von Fachleuten sein, weil es bei der Anlage um die Orientierung und die ideale Neigung der Solarmodule je nach der Möglichkeit des maximalen Einfangens der Sonnenenergie geht.

Wer steckt wirklich hinter dem Solarkraftwerk?

In den Meldungen der rumänischen Regionalpublikationen über diese zweite Solaranlage von Karansebesch wird nichts Näheres darüber vermeldet, ob die Flughafenverwaltung das Unternehmen allein stemmt (in jüngster Vergangenheit gab es wiederholt Anzeichen dafür, dass der Pächter finanziell ziemlich klamm ist…), aber alles spricht dafür, dass diese „kommerzielle private Anlage“ im Zusammenhang mit dem Vertrag stehen muss, den der Flughafen Karansebesch mit dem Bremer Luftfahrt-Start-up EVIA AERO abgeschlossen hat – was ja kein Geheimnis ist.

EVIA AERO aus Bremen geht es „um nachhaltige Luftfahrt“, wie es in ihrer Selbstdarstellung heißt. Denn: „Am Ende dieses Jahrzehnts erobern elektrisch und wasserstoffgetriebene Flugzeuge den Himmel, natürlich EASA-zertifiziert.“

Die EASA ist die Europäische Agentur für Flugsicherheit (European Union Aviation Safety Agency).

„EVIA AERO folgt hierbei einem ganzheitlichen Konzept, umgesetzt in Joint-Ventures mit Flughäfen. Klimafreundliche Fluftfahrt funktioniert nur dann, wenn wir heute schon für Morgen handeln. ‘Grünes Fliegen‘ erfordert viel Energie. Damit immer genug umweltfreundliche Energie zur Verfügung steht, produziert EVIA AERO zusammen mit und an Flughäfen beispielsweise Photovoltaikanlagen in unabhängigen Netzen und Speichern. Diese Energie steht allen Kunden der Flughäfen zur Verfügung, die ebenfalls elektrisch- oder wasserstoffbetriebene Flugzeuge oder elektrische (Cargo-)Drohnen betreiben.“

Karansebesch - emissionsfreie Business-Flugreisen

Also kann es kein Zufall sein, dass kurze Zeit nach Unterzeichnung des Zusammenarbeitsvertrags zwischen EVIA AERO und dem Flughafen Karansebesch letzterer ein Ansuchen um Umweltgenehmigung bei APM einreicht für den Bau einer großen Photovoltaikanlage, die „kommerziell, privat“ genutzt werden soll. EVIA AERO  schreibt weiter in seiner Selbstvorstellung: „Wir wollen eine Zukunft schaffen, in der emissionsfreie Flugreisen die Norm sind. Dabei verbinden wir wirtschaftliche Regionen miteinander und schützen die Umwelt. Unsere Mission ist es, durch den Einsatz modernster Wasserstoff- und Elektro-Antriebstechnologien ein nachhaltiges, regionales Flugnetzwerk aufzubauen. Dabei spielen die dezentrale und autarke Energieerzeugung und Speicherung von `grünem Strom` über Photovoltaikanlagen und Wasserstoff eine zentrale Rolle. (…) Mit täglich mehreren Point-to-Point-Flügen verbinden wir europäische Business-Regionen.“

Womit wir durch den Flughafen Karansebesch für das Banat die Einstufung als Business-Region identifizieren können. Neben Karansebesch entstehen – soweit wir eine Übersicht gewinnen konnten – große Photovoltaikanlagen auf Anregung (oder mehr…) von EVIA AERO in den baltischen Ländern und in Finnland. Und EVIA AERO hat erste zehn zehnsitzige Elektroflugzeuge des Typs MDA 1 beim niederächsischen Hersteller MDA Aircraft bestellt, die ab 2029 auf den Markt kommen sollen. Derweil baut EVIA AERO „Netzwerke für nachhaltigen Regionalflugverkehr in verschiedenen Teilen der Welt auf“.

Karansebesch und sein Flughafen haben also die Chance, Ende dieses Jahrzehnts Teil eines umweltfreundlichen und nachhaltigen Flugverkehrs-Konzepts zu werden, mit dem das Banat europaweit im Business-Verkehr vernetzt wird.