Keine Ruhe am Ort der Ruhe

Die Rumänische Orthodoxe Kirche kämpft gegen die Privatfriedhöfe

Symbolfoto: sxc.hu

Vorbei sind die Zeiten, in denen die Kirche Christi gegen die Feinde des Glaubens mit Kreuz und Schwert in den Krieg ziehen musste. Vorbei sind auch jene, in denen die Kirche sich gegen den Glauben an andere Götter behaupten musste. Nun ist sie etabliert und fest im Alltag verankert: Von der Geburt bis zum Grab begleiten die Diener der Kirche einen Christenmenschen. Könnte man denken und – irrt.

Einen neuen Skandal zettelte die Rumänische Orthodoxe Kirche (BOR) mit ihrer Einstellung gegenüber den Privatfriedhöfen an. Diese werden von der Kirche, ihren Oberhäuptern und ihren Dienern einfach nicht anerkannt. Schlimmer noch, den getauften Christen, die auf einem Privatfriedhof ihre letzte Ruhe finden wollen, wird das letzte Geleit verweigert.

Zurzeit haben zwei von sieben Metropolien der BOR entsprechende Verordnungen verabschiedet. „Auf solchen Friedhöfen kann man alles und auf jedwede Art verbuddeln“, sagte ein hochrangiger Vertreter der BOR in einem Fernsehinterview. Derselbe Hierarch hat ferner eine weitere Erklärung, warum die Kirche gegen die privaten Orte der Ruhe vorgeht: „Man darf jenes Ritual, das mit dem Ende des irdischen Lebens verbunden ist, nicht zu einer Gelegenheit, Geld zu verdienen, herabwürdigen“. Wie bitte? Wer einen orthodoxen Pfarrer findet, der für seine „Dienste“ keine „Spende“ verlangt, hat großes Glück, denn er ist auf einen wahren Diener Gottes gestoßen.

Theoretisch gibt es bei der BOR keine Beerdigungsgebühr. Praktisch muss man sowohl dem Pfarrer als auch den Diakonen etwas zustecken: „Jeder spende nach seinen Möglichkeiten“, heißt es. Doch die Möglichkeiten müssen zuerst ausgehandelt werden. Passt dem schwarzen Mann die „Spende“ nicht, wird er nicht arbeiten. Und auch nachdem der Verstorbene unter die Erde gebracht wurde, hören die Ausgaben nicht auf: Totenmessen, Almosen, etc., etc.
Warum geht BOR so scharf gegen die Privatfriedhöfe an?

Die Erklärung findet man in einem Beschluss der „Heiligen Synode“ vom 17. Februar 2012. Die „heiligen Väter“ haben nämlich die Gründung eines Departements für „Friedhöfe, Denkmäler und Bestattungswesen“ beschlossen. Dieses kann/wird eigene Beerdigungsinstitute organisieren, welche die kirchlichen Friedhöfe „bedienen“ sollen. Dass diese Gottesäcker Gratisplätze anbieten, kann nur ein Naiver glauben. Und so wird der Grund der Aufregung sichtbar. Die Kirche will keine Konkurrenz im ertragreichen Geschäft mit den Toten. Klingt makaber, ist aber so. Im selbigen, oben genannten Beschluss vergaßen die Kirchenväter im letzten Punkt nicht zu vermerken: „Die Diözesanzentren werden bei den lokalen Behörden weiterhin die nötigen Schritte unternehmen, zwecks Aufhebung von Bewilligungsbescheiden, die für die privaten Friedhöfe ausgestellt wurden“.

Genial ist die Erklärung eines Pfarrers, Berater der Metropolie Moldau und Buchenland: „Was wird passieren, wenn ein Privatfriedhof einen seines Amtes enthobenen Pfarrer hat, der die Beerdigungsgottesdienste unter dem Marktpreis gestaltet?“ Da ist wohl ein Wort der Wahrheit aus dem Munde eines Pfarrers versehentlich herausgeschlüpft!

In einer Pressemitteilung beklagt sich die BOR, dass „einige Unternehmer Privatfriedhöfe gegründet haben, um einen unmittelbaren materiellen Gewinn zu erzielen, ohne sich mit den 18 anerkannten religiösen Kulten über eine mögliche Zusammenarbeit zu konsultieren“. Hätte man die BOR gefragt und diese „unmittelbaren materiellen Gewinne“ mit ihr geteilt, gäbe es ein derartiges Problem vermutlich nicht.