„Kindertheater hält einen jung“

Kronstädter „Arlechino“-Kindertheater feiert 70. Jubiläum

Schauspielerin Manuela Zaharie stellt ihr Buch vor. Foto: Teatrul „Arlechino“ Brașov

Wie in jedem Jahr um den Kindertag herum hat in Kronstadt/Brașov das Internationale Kindertheater-Festival „Arlechino Caravana Copiilor“ stattgefunden. Die Auflage dieses Jahres, die fünfte, die vom 27. Mai bis zum 2. Juni abgehalten wurde, war anders als die vorherigen, zumal das Kronstädter Theater für Kinder seinen 70. Jahrestag feiert. Der Anlass wurde durch eine Ausstellung markiert, in der Poster der unterschiedlichen Aufführungen, die im Laufe der Zeit auf der kleinen Bühne gezeigt wurden, zu bewundern waren. Insgesamt 19 Plakate auf Papier waren in der Mansarde des Museums der Städtischen Wohnkultur zu sehen. „Leider konnte das älteste Plakat, von der ersten Aufführung, vom 16. Oktober 1949, nicht ausgestellt werden, es befindet sich in einem schlechten Zustand“, erklärt Mihaela Soloceanu, Managerin des Theaters. Doch bringt das Poster für „Aschenputtel“, das älteste das ausgestellt wurde, von 1958, die Zeiten von einst in Erinnerung. Es ist dreifarbig, beziehungsweise grau, weiß und gelb, die Buchstaben sind schwarz. Das Layout ist einfach und schlicht. Bis Anfang der 90er Jahre wurden die meisten Poster in zwei oder drei Farben, danach mehrfarbig gedruckt, auch wurde die Qualität des Papiers verbessert.

Obwohl man in den Jahren nach der Wende versuchte, Plakate anhand von Fotos oder Collagen zu gestalten, sieht man den Postern an, dass das Malen, für das die Bühnenbildner zuständig sind, weiterhin das beste Instrument zu deren Gestaltung ist.

Im Gründungsjahr 1949 hieß das Theater für Kinder „Teaterul Motănel“ (Katerchen-Theater) und funktionierte als Abteilung des staatlichen Theaters. Mit der Wende kam auch die Änderung des Namens und dessen Status, es löste sich vom damaligen „Dramentheater“, heute „Sică Alexandrescu“-Theater und wurde umgetauft zu „Arlechino“. Trotz der Namensänderungen ist die Räumlichkeit, in der die Schauspieler auftreten, von Anfang an immer dieselbe geblieben. Der kleine Saal in der Apollonia-Hirschergasse Nummer 10, in dem früher eines der ersten Kinos von Kronstadt funktioniert hat, empfing seine kleinen Besucher, die Großeltern von heute, unter dem Namen „Lumina“. Seit 1991 ist der Saal als „Arlechino“ bekannt.

Über die Geschichte des kleinen Theaters hat die Schauspielerin Manuela Zaharie, die seit 1990 beim Theater angestellt ist, das Buch „De la Motănel la Arlechino“ (Von „Motănel“ zu „Arlechino“) geschrieben, das sie im Rahmen des Festivals vorgestellt hat.

Mit einem Repertoire von rund 35 Stücken jährlich, von denen zwei, manchmal drei Premieren sind, zieht das Kindertheater unter der Zinne eine große Anzahl an Zuschauern an. Im Angebot stehen Stücke für alle Alterskategorien, von den ganz kleinen ab 3 Jahren bis zu Jugendlichen. Auch werden ab und an interaktive Werkstätten angeboten, bei denen die Teilnehmer lernen, Puppen oder Marionetten zu basteln und zu handhaben, damit Theater zu spielen und Geschichten darzustellen.

„Wir haben das ehrlichste und offenste Publikum das es gibt: Kinder. Von daher sind alle Stücke, die hier vorgeführt werden, erfolgreich. Nichtsdestotrotz kommen die klassischen Märchen, welche die Kinder von zu Hause kennen, am besten an“, weiß Soloceanu. So wird das „Rotkäppchen“, mit welchem die Spielzeit von 1949 eröffnet wurde, Jahr für Jahr gespielt. Auch die Inszenierungen von Grimms Märchen wie „Der gestiefelte Kater“ oder Inszenierungen rumänischer Erzählungen, wie etwa Ion Creangăs „Capra cu trei iezi“ (Die Geiß mit den drei Zicklein) und „Punguța cu doi bani“ (Der Beutel mit zwei Münzen), fehlen in keinem Jahr im Repertoire. Die Stücke werden zeitlich neu angepasst, so auch die Plakate dazu.

Regisseure wie Silviu Purcărete, Bujor Râpeanu, Nella Stroescu, Aristotel Apostol, Cristian Pepino oder Attila Vizauer haben hier inszeniert. Seit 2007, seit die Stelle des Regisseurs gestrichen wurde, werden Spielleiter aus dem ganzen Land sowie aus dem Ausland eingeladen, Aufführungen vorzubereiten. Auch Bühnenbildner werden projektgebunden angestellt. Die Leitung des Theaters ist erfreut, auch die Werke bekannter Szenografen für Kindertheater, wie Maria Dimitrescu, Eustațiu Gregorian, Simo Enikö oder Cristina Pepino, auf der kleinen Kronstädter Bühne präsentiert zu haben. Schauspielerin Zaharie erinnert sich an Purcăretes Inszenierung des Stücks „Treptele Visului“ (Traumstufen) von Wladimir Simon, für deren Bühneneinrichtung Antonio Albici und für die musikalische Untermalung der berühmte Komponist und Musikproduzent für Film und Theater Vasile Șirli zuständig waren.

„Puppenspieler ist ein schwieriger Beruf, es ist eine komplexe Kunstform, die Tanzen, Singen, Puppenhandhabung, Synchronisation erfordert. Früher war es noch schwieriger, weil die Puppen so schwer waren“, erklärt die Schauspielerin Manuela Zaharie. Deswegen galt er zu kommunistischen Zeiten als schwerer Beruf, ebenso wie der Beruf der Balletttänzer und der Zirkus-Artisten, sodass die Puppenspieler schon mit 50 Jahren in Rente gingen. Obwohl Zaharie dieses Alter erreicht hat, arbeitet sie weiterhin im Theater für Kinder, „weil ich durch diese Arbeit jung bleibe“. Bis sie das Rentenalter von 65 Jahren erreicht, so wie das jetzige Gesetz vorsieht, tritt sie weiterhin gerne auf, fährt auf Tournee und freut sich jedes Mal, die verwunderten, begeisterten Blicke und die Reaktionen der neugierigen Zuschauer zu erleben.